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„Egal, was auch das Resultat unseres Gespräches jetzt sein wird, ich möchte einfach mal klarstellen, dass dieser Kuss für mich keinesfalls bedeutungslos war. Natürlich hoffe ich, dass du mich so auch nicht eingeschätzt hättest, aber", Harrys heftiges Kopfschütteln unterbrach mich. „Hätte ich niemals!", bekräftigte er.

„Okay, äh, danke", fuhr ich fort. „Irgendwie habe ich mich in dich verliebt, ohne es überhaupt zu wollen. Und bevor du daran denkst – das war, bevor ich auch nur einen blassen Schimmer davon hatte, dass du Harry Styles und nicht Henry Stones bist.
Es wäre mir sogar fast lieber, wenn du einfach nur du wärst", endete ich immer leiser werdend.

Es war raus, die Katze war aus dem Sack. Zum ersten Mal hatte ich wirklich ausgesprochen, was ich Harry gegenüber fühlte.
Während ich aber immer unsicherer geworden war, hatte sich auf Harrys Gesicht ein Grinsen ausgebreitet, welches immer strahlender wurde.

„Du glaubst nicht, wie glücklich mich das macht", erhob nun er das Wort.
„Als ich hierher kam, hatte ich keine Ahnung mehr, wer ich selbst überhaupt bin. Ich bin von Stadt zu Stadt geflogen, habe Konzerte gegeben, Lieder geschrieben und war in Talkshows.
Die ganze Zeit über aber war ich eigentlich am Ende, nichts ergab mehr Sinn.
Ich habe dann die Notbremse gezogen, ich konnte so nicht mehr weitermachen. Es war eine Flucht, spontan und doch gleichzeitig schon insgeheim lange geplant. Ich habe monatelang darüber nachgedacht, einfach aus London wegzugehen. Habe es mir tausend Mal ausgemalt, wie es wohl wäre, weg zu sein. Und dann habe ich mich kurzerhand in den Flieger gesetzt. Ich habe dich kennengelernt. Du warst einfach du, und ich war einfach ich. Es war alles so unkompliziert, so leicht, so echt.

Weißt du, die Lieder, die wir damals als One Direction geschrieben haben... Wir haben uns manchmal über die Texte lustig gemacht. Wir dachten, solche Liebe gibt es nur in schlechten Liebesfilmen, ich hatte den Glauben an die Liebe schon vor einiger Zeit verloren.
Tja, dann habe ich dich kennengelernt. Verdammt noch mal, auf einmal hat alles Sinn ergeben! Alles, das du tust, ist wie Magie. Ich habe keine Sekunde lang bereut, mich in dich verliebt zu haben – auch, als ich noch dachte, für dich könnte das nur ein Spiel sein. Du bist einfach schnurstracks in mein Herz marschiert.
Als ich Lukas getroffen habe, war der erste Gedanke, der mir kam, ich könnte dich mehr lieben als er. Du hast dieses eine, bestimmte Etwas, das dich von allen anderen Frauen dieser Welt unterscheidet. Aber alles, was ich am Ende des Tages wusste, war, dass du liebst, wen du liebst, und ich konnte nur auf Knien beten, dass sich dein Herz mir zuwendet. Immer wieder dachte ich, ich hätte dich einfach küssen sollen.

Und dann... dann waren deine Lippen gestern so küssbar, ich konnte nicht auf deinen Kuss verzichten, und deine Augen waren einfach unwiderstehlich – du warst unwiderstehlich.
Ich hatte einfach keine Kontrolle mehr, du hast mir mein Herz gestohlen, und hast dazu nur eine Minute gebraucht.
Irgendwie hast du alle meine Mauern zum Einsturz gebracht, und plötzlich wollte ich wieder Lieder schreiben – Lieder für dich. Ein Lied, so schön, wie du süß bist. Also, lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mich auch in dich verliebt. Ebenfalls ohne es zu wollen", schloss Harry schließlich.

Während er gesprochen hatte, war mir mehrfach der Atem gestockt. Ich hatte seinem Leben wieder einen Sinn gegeben?
Tränen schimmerten in meinen Augen, als ich ihm in die Arme fiel.

Wie schon heute Nacht passten unsere Lippen perfekt zusammen, genau wie unsere Körper wie Puzzleteile aneinander lagen. Am Rande meines Bewusstseins spürte ich die raue Wand in meinem Rücken, doch all meine Sinne waren auf Harry fokussiert.
Harrys Lippen auf meinen, Harrys Hände auf meinem Körper und Harrys Haare unter meinen Fingern.
„Wie wird das mit uns weitergehen?", fragte ich etwas atemlos. Harrys Miene verdüsterte sich. „Ich weiß es nicht. Du musst an die Uni zurück, ich sollte dringend wieder nach London – ich habe keine Ahnung. Das Einzige, das ich weiß, ist, dass ich nicht ohne dich sein möchte", sanft küsste er meinen Hals entlang. „Ich halte das nicht aus, wenn du nicht da bist", resigniert vergrub ich meinen Kopf an seiner Schulter.
Viel zu sehr hatte ich mich daran gewöhnt, ständig in Harrys Nähe zu sein. „Wir kriegen das schon irgendwie hin", versuchte er, mich aufzumuntern.
„Genießen wir einfach erstmal die Zeit, die uns noch bleibt, und schauen dann weiter".

Anstelle einer Antwort küsste ich ihn einfach. Und nochmal. Und danach nochmal. Der Lockenschopf erwiderte meine Küsse ebenso drängend, jeder Zentimeter meiner Haut, die er berührte, schien in Flammen zu stehen.
Aufgrund unserer beider Müdigkeit landeten wir bald auf dem gemütlichen Sofa, kuschelten uns eng aneinander und schauten fern.
Weder ich noch Harry konzentrierten uns aber wirklich auf den Film – oder die Serie, oder was auch immer es war –, wie auch, wenn die Lippen des Anderen uns so sehr ablenkten. Immer wieder trafen unsere Münder aufeinander, manchmal nur hauchzart wie Schmetterlinge und manchmal stürmisch und fest.

„Wenn das mit uns funktionieren soll, müssen deine Eltern erfahren, wer ich bin", meinte Harry irgendwann. Ich schaute nachdenklich auf den Abspann, welcher gerade über den Bildschirm flimmerte, nickte dann aber zustimmend.
„Was denkst du, wie werden sie reagieren?" Dieses Thema machte Harry ziemlich nervös, spürte ich. Wie würden meine Eltern reagieren?
„Ich weiß es nicht", antwortete ich ehrlich, nachdem ich einige Zeit nachgedacht hatte. „Aber sie werden es akzeptieren müssen. Und da sie dich eigentlich mögen, hoffe ich, dass das kein größeres Problem wird."

In den letzten Wochen war sowohl ich bei Harry ein und ausgegangen, als auch er bei mir, weshalb meine Eltern ihn immer besser kennengelernt hatten. Mein Freund – wie toll es sich doch anfühlte, das nur zu denken – sah noch immer nicht überzeugt aus.
„Aber was, wenn sie mich deswegen hassen? Ich habe sie immerhin angelogen", zweifelte er. „Wieso sollten sie dich bitte hassen? Du hattest gute Gründe, zu verschweigen, wer du bist. Die werden Mama und Papa auch verstehen, denke ich", während ich sprach, spielte ich mit einer seiner Locken.

„Ja, aber als Sänger hat man oft nicht so den besten Ruf. Und im Internet stehen einige Sachen über mich, die nicht gerade vorteilhaft sind. Zum Beispiel, ich sei ein Womanizer, und das nur, weil mein Management das wollte. Deswegen", rigoros schnitt ich ihm das Wort ab.
„Aber meine Eltern sind atens nicht blöd und betens werden sie auf mein Urteil vertrauen müssen."

„Und dein Urteil lautet?", fragte er mich mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

„Joa, als okay eingestuft", gab ich spitzbübisch zurück.

„Okay? Als okay?", Harry riss die Augen weit auf. Gespielt schockiert presste er seine Hand aufs Herz, als ich ein Lachen unterdrückte und antwortete: „Wenn ich so drüber nachdenke... Ja, ein solides Okay ist zutreffend."
Blitzschnell rollte Harry sich über mich und begann mich zu kitzeln. Gequält krümmte ich mich, warf mich auf dem Sofa nach links und rechts, doch ich hatte keine Chance.
„Bitte, hör auf!", flehte ich verzweifelt unter Lachkrämpfen. „Wenn du zu gibst, dass ich definitiv mehr als Okay bin", ihm die Zunge herauszustrecken war keine gute Idee, musste ich feststellen. Vor Lachen blieb mir nämlich der Atem weg, ich konnte nicht mehr. „Gut, du bist mehr als Okay", kapitulierte ich dann keuchend.

„Ich schätze, das werde ich dir nochmal beweisen müssen", mit diesen Worten presste Harry seine Lippen wieder auf meine.
Mit einer entschiedenen Bewegung teilte er meine Lippen und drang mit seiner Zunge in meinen Mund ein.
Hatten sonst unsere Zungen um Überlegenheit gerungen, dominierte nun eindeutig er. Und ich konnte mir nicht helfen, aber das war verdammt heiß.
Schon unsere vorherigen Küsse hatten mich absolut nicht kalt gelassen, aber dieser Kuss... Madonna mia! Lauter kleine Blitze schienen durch meinen Körper zu schießen, und ich konnte ein kleines Aufstöhnen nicht unterdrücken.

Dies quittierte Harry mit einem zufriedenen Grinsen und löste sich von mir.
Fassungslos sah ich ihn an, wie konnte er jetzt einfach aufhören?
Doch der Lockenschopf lehnte sich gemütlich zurück und fragte nur frech: „Jaja, das war schon okay... Oder wie würdest du das beschreiben?" Da sich mein Verstand noch immer jenseits von Gut und Böse befand, antwortete ich ohne nachzudenken: „Heiß."

„Das solltest du aber vielleicht besser nicht gegenüber deinen Eltern sagen", Harry konnte sein Lachen nur schwer zurückhalten.

„Wie sieht dann der Schlachtplan aus?", meine Zurechnungsfähigkeit war wieder halbwegs da, stellte ich erleichtert fest.
Wie hatte mich ein einfacher Kuss – okay, ein einfacher Zungenkuss – in solch ungeahnte Höhen katapultieren können?
Ich stand vor einem Rätsel, doch zwang mich, meine grauen Zellen für akute Probleme und deren Lösung einzusetzen.

Bald waren wir uns einig, weshalb ich mich schweren Herzens verabschiedete und wieder zurück zu meinem Elternhaus ging.

Tja, wie werden Felis Eltern wohl reagieren? Und vor allem - was wird Juli sagen? Er hat ja immerhin das Drama um Lukas hautnah mitbekommen...
Habt ihr eigentlich ein paar 1D Songs erkannt? Ich musste sie einfach einbauen ;)

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