Kapitel 19: „Blut"

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„Brech die Nase vom Hotelchef"
                                        ~ Tranquillo
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„Aber ich war noch nie in einer Shishabar!" Sagte ich genervt und öffnete meine Zimmertüre.
Hussein folgte mir rein und lehte sich dann gegen die Wand. „Hast du noch nie Shisha geraucht?"

„Doch einmal, aber dass war bei einer Freundin zuhause und nicht in einer Bar."

Ich und Hussein hatte beschlossen noch was zu unternehmen, also wollte ich mich kurz umziehen.
Er wollte unbedingt in diese Shishabar, aber ich hatte Null Lust auf sowas.

Während ich also meine Komode nach einem passenden Outfit durchwühlte, versuchte er mich weiter zu überzeugen. „Schau mal, ich stell dir ein paar Freunde vor, du teilst mit mir ne Shisha und dann gehen wir."

Ich seufzte und lief ins Badezimmer. „Na gut, ich zieh mich kurz um."

Eilig hüpfte ich in eine meine schwarze, enge Jeans und meinen langen, weissen Pullover. Meine Haare liess ich offen und mit einem schnellen Blick in dem Spiegel stellte ich fest, dass ich ziemlich gut aussah.

„Wir können los." Rief ich und legte meine Dienstkleidung auf mein Bett ab. „Hussein?" Fragte ich nochmal, da er mir nicht geantwortet hatte.

Er hatte sich mit den Rücken zu mir gedreht und stand bei meinem Schreibtisch.

„Was machst du da?" Fragte ich verwirrt und sah dann, dass er ein Blatt in der Hand hielt.

Ich trat näher, um zu erkennen, was ihn so sprachlos machte und dann verstand ich es.

Hussein hielt meinen „Entschädigungs Brief" in der Hand. Der Brief, in dem stand, was und wie viel ich bezahlen musste. Der Brief, der absoluter Unsinn war.

Sein Blick wanderte zu mir, in seinen Augen lag pure Wut. „Hattest du ernsthaft vor diesen Bullshit zu bezahlen?!" Zischte er.

„Ich brauche diesen Job." Zuckte ich die Schultern und legte meine Hand auf seinen Arm. „Bitte mach jetzt nix dumm-„

Er unterbrach mich, in dem er seinen Arm von mir los riss und mit dem Brief aus meinem Zimmer stapfte. „Dieser Hurensohn wird sehen was er davon hat."

„Nein, ich flehe dich an mach das nicht!" Rief ich und lief ihm nach.

Agressiv riss Hussein meine Zimmertüre auf und machte sich auf dem Weg zur Lobby.

„Ich brauche den Job!" Versuchte ich es wieder, doch er hörte nicht auf mich und steuerte direkt auf den Empfang zu.

„Ich will den verdammten Chef sprechen." Knurrte er und lies die Frau an der Rezeption zusammen zucken.

„Ich hole ihn." Fiepte sie, aber Hussein unterbrach sie. „Nein, ich will ihn in seinem Büro sprechen, nicht hier."

Sie zögerte kurz, doch dann nickte sie und deutete uns an ihr zu folgen.
Wir betraten das Büro und mein Chef sah verwirrt von seinem Schreibtisch auf. Sein Blick wanderte zuerst wütend zu mir und dann verdutzt zu Hussein. „Gibt es ein Problem mit ihr, Herr Akkouche?"

Hussein schüttelte den Kopf und trat näher zu seinem Schreibtisch. „Du hast gleich ein Problem mit mir, du bastard."

Dann passierte es.

Ohne dass ich überhaupt eingreifen konnte, packte Hussein den Kopf meines Chefes und schlug ihn mehrmals gegen den Schreibtisch.

„Hussein lass ihn los!" Schrie ich erschrocken und und versuchte ihn weg zu zerren.

Das Gesicht von meinem Chef war nun voll mit Blut und er hielt sich zitternd seine Nase.
Mit einem wütenden Schnauben liess Hussein ihn los und holte den Brief aus seiner Jackentasche. „Sie wird nix von dieser Scheisse bezahlen, kapiert?!"

Mein Chef griff nach einem Nastuch und versuchte das Blut abzuwischen. „Ihr verschwindet beide von diesem Hotel oder ich ruf die Polizei!" Krächzte er.

Hussein lachte auf und trat wieder näher zu ihm, aber diesmal packte ich ihn schnell genug am Arm. „Wir drohen ihm einfach okay?! Er hat genug Schläge abbekommen."

Er verdrehte die Augen und nickte dann. „Wenn du die Bullen rufst, dann zeigen wir ihnen auch diesen Brief. Er ist sogar unterschrieben von dir. Ausserdem hab ich genug Geld mich frei zu kaufen und dann komme ich wütender wieder."

Mein Chef sah ihn eine Weile lang stumm an, ehe er lachend den Kopf schüttelte. „Denken Sie echt, Sie können sie für immer beschützen? Herr Akkouche, Sie sind in ein paar Tagen weg und danach kann ich Darya immer noch feuern."

Hussein schnaubte wütend. „Was hat sie denn gemacht, dass du sie so unbedingt feuern willst?!"

„Hussein, können wir kurz draussen reden?" Unterbrach ich nervös das Gespräch und zog ihn am Ärmel aus der Tür.
Bevor ich überhaupt anfangen konnte zu reden, diskutierte er schon drauf los. „Du musst kündigen!"

Ich schüttelte sofort den Kopf. „Ich hab dir doch schon erklärt wofür ich das Geld brauche Hussein!"

„Denkst du ehrlich, dass das die letzte miese Aktion von ihm sein wird?! Er wird dich so lange fertig machen, bis du am Ende deiner Kräfte bist, begreifst du das nicht?!" Er versuchte sanft mit mir zu reden, aber die Wut in seiner Stimme war deutlich zu hören.

Er hatte Recht, ich musste von hier verschwinden. Dieser Ort tat mir nicht gut. Aber ich konnte nicht, dieser Job nahm mir auch noch die Miete ab, da ich hier wohnen durfte.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, legte er seine Hand auf meine Wange und kam mir mit dem Gesicht näher. „Komm mit mir nach Berlin."
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Nur für dich | SAMRA FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt