Kapitel 27: „Abschied"

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„Herz, Marmor, Schmerz, Amor.
Zieh den Pfeil aus der Brust noch am Tatort."

-Vergebung
-
„Ihr erledigt den Rest und wehe ihr verkackt schon wieder." Zischte Hussein die vier Männer an und drückte einem die Pistole in die Hand. Dann wandte er sich zu mir. „Wir gehen."
Lächelnd beobachtete ich, wie er meine Hand in seine nahm und mir ein leichtes Grinsen schenkte. Zusammen verliessen wir den Club und gingen auf sein Auto zu. „Du warst gar nicht mal so schlecht, man könnte ehrlich meinen du wärst in ner Mafia."

Mit strahlenden Augen blickte ich ihn an. „Wirklich?"

„Nein." lachte er und meine Mundwinkel verzogen sich nach unten. „Hätten deine Beine und Hände nicht so gezittert, dann hättest du schon wesentlich taffer ausgesehen."

„Ich hab zum ersten Mal im Leben eine Waffe in der Hand gehabt. Hab mal Mitleid mit mir."

Hussein zog die Autotüre auf und lies mich einsteigen. „Du warst perfekt." Lächelte er und lies sich dann auf den Fahrersitz fallen. „Aber eins muss ich noch wissen."

Fragend sah ich ihn an. „Und was?"

„Kommst du mit nach Berlin oder nicht?"

Ich biss mir auf die Lippen und sah aus dem Fenster. Ich wollte mit ihm gehen und ich hatte das Gefühl, dass dieses Ereignis uns so viel näher zusammen gebracht hatte. Also blickte ich entschlossen wieder zu ihm. „Klar."

-

Gähnend setzte ich mich auf meinen Koffer drauf und versuchte den Reisverschluss zuzukriegen.

Nachdem mich Hussein am Hotel abgesetzt hatte, bin ich direkt zu Amila gegangen. Ich hatte ihr erzählt, dass ich nach Berlin fahren würde und Hussein nicht verraten hatte. Sie hatte glücklich aufgeschrien und dann hatte sie ein paar Flaschen Bier aus ihrem Kühlschrank gezogen.

Also hatten wir uns ordentlich betrunken und bis spät in die Nacht gelacht und geweint. Gelacht, weil alles nun gut zu laufen schien und geweint, weil wir uns schon sehr bald verabschieden müssten. Mir tat es unendlich weh, sie hier einfach in Stich zu lassen. Andererseits war ich so gespannt auf Berlin und freute mich, mehr Zeit mit Hussein verbringen zu können und mehr von seiner Welt zu sehen. Gleichzeitig hatte ich auch Angst, dass dort alles schief laufen würde und ich es bereuen würde.

Trotz all meinen negativen Gedanken, hatte ich mich dazu gezwungen meinen Kater von letzte Nacht zu ignorieren und meine Sachen zu packen. Hussein hatte mir geschrieben, er würde das mit der Kündigung klären und ich solle um 15:00 Uhr bereit sein. Das war ich aber ganz und gar nicht.
Meine Klamotten waren alle im Koffer, da ich eh nicht so viele besas. Die Möbel würde ich hier lassen, denn Hussein hatte gemeint, dass ich bei ihm wohnen könnte und er genug besass. Aber mein Problem war eher, dass ich Mental noch nicht bereit war. Ich hatte fast mein halbes Leben hier verbracht und jetzt plötzlich alles aufzugeben, überforderte mich. Mein Handy klingeln unterbrach meine Gedanken und ich sah Husseins Namen auf meinem Display leuchten.

„Habibi, kommst du in die Lobby? Wir fahren gleich." Hörte ich ihn, sobald ich abnahm, direkt sagen.

„Bin in fünf Minuten da." Antwortete ich und legte auf. Schnell ging ich nochmal ins Bad und fuhr mit den Fingern durch meine Wellen. Ich hatte tiefe Augenringe und sah ehrlich einfach scheisse aus. Seufzend verliess ich das Bad wieder und nahm meinen riesigen Koffer in die Hand. Ich warf noch einen letzten Blick in mein Zimmer und kurz kamen mir wieder alle Erinnerungen in den Kopf, ehe ich die Tür aufzog und den Raum wahrscheinlich für immer verlies.
Mit schnellen Schritten ging ich zu Amilas Türe, um mich von ihr zu verabschieden, aber niemand machte mir auf. Enttäuscht versuchte ich sie anzurufen, doch auch da ging niemand an. Ich merkte wie mir Tränen in die Augen stiegen, warum wollte sie sich nicht von mir verabschieden? War sie doch sauer auf mich, weil ich sie alleine liess?

Nur für dich | SAMRA FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt