Kapitel 28: „Berlin"

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Ich hab mich tausendmal gefragt, war das alles so geplant? Hölle oder Paradies?"

~ Jibrail & Iblis
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„Darya." Hörte ich eine Stimme in der Ferne.

Ich ignorierte sie einfach.

„Darya, aufwachen." Die Stimme wirkte jetzt belustigt und ich spürte eine Hand auf meiner Schulter.

„Noch 5 Minuten." Flüsterte ich und schlug die Hand weg.

„Vergiss es." Die Hand begann an meiner Schultern zu rütteln. „Habibi bitte."

Ich begann alles klarer zu hören und schlug genervt meine Augen auf. Hussein hatte vor einem Hochhaus geparkt und sah mich erwartungsvoll an. „Wohnst du hier?" Fragte ich ihn immer noch verschlafen und rieb mir über die Augen.

Er nickte. „Gehen wir jetzt endlich rein?" Ohne überhaupt auf meine Antwort zu warten stieg er aus und holte unsere Koffer aus dem Kofferraum. Ich zögerte kurz, ehe ich ebenfalls die kühle Abendluft betrat. Hussein schloss das Auto ab und führte mich in das Hochhaus. Das Treppenhaus wirkte weder sehr alt, weder sehr modern und besas einen kleinen Aufzug. Wir betraten ihn und er drückte auf den Knopf, der uns in den vierten Stock fuhr.
„Bist du nervös?" Fragte plötzlich Hussein mich.

„Ne, warum?"

Er lächelte und trat aus dem Aufzug. „Du wirkst so angespannt."

„Bin ich nicht." Lachte ich und versuchte meine Nervosität zu überspielen. Wie hatte er das jetzt so schnell bemerkt? Ich war tatsächlich angespannt, denn ich konnte immer noch nicht richtig begreifen, dass jetzt mein neues Leben begann.

Er ging nicht weiter auf das Thema ein und schloss seine Türe auf. Ich stellte mich aufgeregt neben ihn und blickte in die Wohnung. „Ich hab nicht aufgeräumt. Einfach ignorieren." Kratzte er sich am Kopf und liess mir den Vortritt. Ich zog noch schnell meine Schuhe aus, bevor ich vorsichtig in seine Wohnung trat. Sie war viel grösser, als ich gedacht hatte und ich verliess den Flur, um das erste Zimmer zu betreten.

„Das ist mein Zimmer." Informierte mich Hussein und beobachtete mich, wie ich bewundernd über seine Regale strich und die vielen, auf den Boden liegenden, Klamotten ignorierte. In einer Ecke stapelten sich etliche Schuhkartons und auf seinem riesen Doppelbett lagen Blätter verteilt. Ich nahm eines in die Hand und bemerkte, dass das alles Songtexte waren. „Das werden mal Songs, aber ich schreibe eigentlich auf dem Handy." Bestätigte er meinen Gedanken und schob mich dann am Rücken in ein anderes Zimmer, das gerade gegenüber von seinem lag. „Und das ist dein Zimmer. Eigentlich war es ein Gästezimmer in dem manchmal Capi gepennt hat, aber ich denke er kommt mit dem Sofa im Wohnzimmer auch klar."

Mein Zimmer war sehr einfach gehalten, aber ich fand es perfekt. Im vergleich zu meinem alten Zimmer, war dieses hier riesig und ich hatte sogar ein Doppelbett. Dankbar sah ich zu Hussein und er erwiderte meinen Blick lächelnd. „Danke. Danke für alles."

Er schüttelte den Kopf. „Bedank dich nicht. Du verdienst das Beste."

Ich merkte wie mein Herz schneller zu schlagen begann und mein Gesicht leicht erötete. Seit wann wurde ich so schnell rot? Doch zum Glück machte sich Hussein nicht darüber lustig und führte mich weiter ins Wohnzimmer. Auch da lagen überall Sachen herum und es sah so aus, als wäre da ne Bombe explodiert. Der Fernseher war riesig und auch das Sofa war recht gross. Er kickte ein paar Sachen weg und zeigte mir die Küche, die zu meinem Erstaunen sehr aufgeräumt wirkte. „Die benutze ich nie, lieber bestellen." Erklärte er mir und ich nickte verstehend. „Das Bad liegt am Ende des Flurs, dort ist auch die Waschmaschine."

„Und die Waschmaschine benutzt du auch nicht?" Grinste ich und zeigte auf die vielen Klamotten, die auf dem Wohnzimmerboden lagen.

„Nee, nicht wirklich." Lachte er. „Also, jetzt kennst du meine Wohnung. Fühl dich wie Zuhause."

Ich sah ihm zu wie er sich auf das Sofa warf und auf seinem Handy rumtippen begann. Ich blieb in der Küche und öffnete den Kühlschrank. Wie schon erwartet war er, ausser den Cola und Bierdosen, leer. Angepisst schlug ich ihn zu und suchte in den Regalen nach etwas zu futtern. Aber einfach alles war leer. „Du hast ja wirklich gar nichts." Rief ich ihm genervt zu.

„Dann bestellen wir halt, komm her." Antwortete er.

Ich liess mich neben ihm fallen und sah ihm zu, wie er eine Pizzeria anrief. „Die machen die besten Pizzen." Klärte er mich auf und bestellte gleich drei Stück. „Warum so viele?" Frage ich, während ich nach der Fernbedienung griff. Hussein zündete sich ne Zigarette an und erst da fiel mir der Aschenbecher auf dem Couchtisch auf. „Warum nicht?" Er legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich näher an sich. Ich liess meinen Kopf auf seine Schulter fallen und versuchte mich für einen Film auf Netflix zu entscheiden.

„Ist es okay für dich, wenn ich dir Morgen das Studio zeige?" Fragte er mich plötzlich und strich mir langsam über den Arm.

Nickend hob ich meinen Kopf. „Kann ich mir Morgen auch direkt einen Job suchen?" Ich wollte nicht, dass er mir alles zahlte. Es fiel mir sogar schwer zu akzeptieren, dass er mir verboten hatte die Miete mit zu bezahlen. Die Behandlungen für meinen Bruder würde ich aber selber zahlen und deshalb brauchte ich so schnell wie möglich einen Job.

Er sah mich überrascht an. „Weisst du denn schon, was du machen willst?"

„Naja, ich denke Verkäuferin wäre was für mich." Antwortete ich ihm. Ich wusste, dass man damit auch nicht wirklich viel verdiente, aber ich hatte vor mir einen neben Job zu suchen. Das musste aber Hussein jetzt nicht unbedingt wissen.

„Ich kenne ein paar Läden, wenn ich mit deren Besitzer rede dann zahlen sie dir vielleicht etwas mehr als den normalen Lohn."

„Das würdest du echt für mich machen?" Mein Herz begann schneller zu pochen.

„Ich hab dich nicht da raus geholt, nur damit es dir hier schlechter geht." Grinste er.

Das klingeln der Türe unterbrach uns und Hussein stand auf. „Ist wahrscheinlich die Pizza." Murmelte er und hob den Aschenbecher hoch, weil darunter Geldscheine waren. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und begann mir schon vorzustellen, wie ich die ganze Wohnung aufräumte. Wie konnte er in so einem Chaos leben?

Hussein ging zur Türe und ich wollte mich gerade zurück lehnen, als sein Handy auf dem Couchtisch zu vibrieren begann. Zuerst wollte ich es einfach ignorieren, doch der Anrufer blieb hartnäckig, also beschloss ich einfach einen kurzen Blick drauf zu werfen. Ich rutschte etwas nach vorne, beugte mich über das Handy und las den Namen der darauf stand. „Rosa".

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Das Drama kann wieder losgehen👸🏽

Nur für dich | SAMRA FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt