Kapitel 44 „Ungeduld"

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„Und ficke jeden, der dir wehtut."
                                ~24 Stunden
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Müde rieb ich mir über mein Auge, während ich den letzten Teller in die Spülmaschine einräumte. Ich und Hussein hatten beschlossen die Nacht hier zu verbringen, aber schon morgen würden wir wieder abreisen.
Nachdem ich mir meine Zähne geputzt und meiner Mutter eine gute Nacht gewünscht hatte, tapste ich ins Wohnzimmer zu Hussein. Mein Bruder schlief schon und als ich die Wohnzimmertür hinter mir schloss, versuchte ich deshalb möglichst leise zu sein.

„Geht es dir gut?" Ich zuckte bei Hussein's lauter Stimme kurz zusammen und sah ihn warnend an.

„Bitte sprich leiser." Ich setzte mich neben ihn auf das Sofa und zog meine Beine an mich ran, während er sich zurück lehnte. „Bei mir ist alles gut. Einigermassen."

„Du hast nicht mal richtig gegessen, Habibi."

Seufzend legte ich meinen Kopf auf meine Knie ab. Er hatte Recht. Meine Mutter hatte extra für uns Türkische Linsensuppe gekocht, aber ich hatte kaum einen Schluck runterbekommen. Wie denn auch, wenn im Zimmer neben an mein Bruder im sterben liegt? „Hatte keinen Hunger."

„Du bist blass und deine Hände durchgehend am zittern."

Genervt drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. „Kannst du das Thema bitte sein lassen?"

„Nein kann ich nicht." Er griff nach meinem Arm und zog mich zu sich. „Ich werde nicht einfach tatenlos zusehen, wie du dich selber kaputt machst."

Sobald ich meinen Kopf an seine Schulter lehnen konnte und er mir langsam über den Arm strich, beruhigte sich mein Atem. Es herrschte eine ganze Weile Stille, ehe ich wieder das Wort ergriff. „Denkst du, dass ich ihn morgen das letzte Mal sehen werde und danach nie wieder?"

Hussein schwieg zuerst. Er strich weiter über meinen Arm entlang und ich wusste, dass er sich seine nächsten Worte gut überlegte. Die Antwort war eigentlich klar, aber er wollte mich nicht verletzen.

„Ich weiss es nicht. Vertrau auf Allahs Pläne." Seine Stimme war leise. „Deinem Bruder wird es besser gehen. Er wird keine Schmerzen mehr haben."

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Alles was Hussein gerade aufgezählt hatte, hatte ich mir Jahre lang für meinen Bruder gewünscht.

Dass es ihm besser ging.

Aber nicht auf diese Art. Ich wollte, dass er seine Gesundheit lebend geniesst.

Ich bemerkte erst meine Träne, als Hussein sie mir weg strich. Seine Stimme war jetzt kaum mehr als ein Flüstern. „Wir gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück."

Langsam nickte ich und sah nachdenklich auf seine Hand, die nun in meiner lag. "Ich weiss." Vorsichtig fuhr ich den Tatoos auf seinem Unterarm mit meinen Fingerspitzen nach und ich spürte, wie Hussein mich musterte.

Dann fielen mir plötzlich seine Worte, die er mir vor einigen Wochen an den Kopf geworfen hatte, wieder ein.

"Zwischen uns läuft nichts."
"Bilde dir nichts ein."

Schluckend riss ich mich von ihm loss und rutschte mindestens einen Meter weg.

"Was wird das jetzt?" Hussein blickte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, während ich nervös meine Haare nach hinten strich.

"Wir sollten uns nicht so nah sein."

Er erwiderte darauf nichts mehr und schien zu verstehen, dass ich auf dieses, vor kurzem geführte, Gespräch anspielte.
Als ich mich wieder traute zu ihm zu blicken, starrte er mit zusammen gepressten Lippen an die Decke. Er war wütend, aber was konnte ich dafür? Das waren seine eigenen Wörter gewesen.

Nur für dich | SAMRA FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt