Kapitel 47: „Falsche Freunde"

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„Dass es so kommt, habe ich nie gewollt. Habe dir gesagt, dass du dich nicht verlieben sollst."
~Smooking
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"Geh jetzt ran." Hielt mir Hussein mein Handy ins Gesicht, während ich zum dritten Mal meinen Kopf schüttelte.

"Ich will ihm ins Gesicht sehen, wenn wir ihn konfrontieren."

Hussein seufzte genervt auf. "Du sollst ihn jetzt nicht darauf ansprechen, mach mit ihm ein Treffen ab."

"Du nervst." Erwiderte ich und riss ihm mein Handy aus der Hand, ehe ich den Anruf annahm. "Ja?"

"Selam." Hörte ich Cems Stimme. "Wie gehts dir?"

Wie konnte er jetzt ernsthaft so tun, als wäre nichts gewesen? Als hätte er mein vertrauen nicht komplett missbraucht?
Hussein schien meine Wut bemerkt zu haben und sah mich warnend an. "Sei nett zu ihm." Zischte er.

Ich holte tief lut, bevor ich auf Lautsprecher stellte und antwortete. "Alles gut. Hast du gerade Zeit?"

"Jetzt? Was gibts?" Ich hörte was im Hintergrund rascheln.

"Können wir uns irgendwo treffen?" Ich schluckte und merkte, wie nervös ich wurde. "Es geht mir nicht so gut."

"Was ist los? Sag wohin, ich komme sofort." Seine Stimme klang besorgt, woraufhin ich verwirrt die Stirn runzelte. Entweder konnte er richtig gut Schauspielen oder er hatte mit dem Einbruch wirklich nichts zutun.

"Kennst du dieses kleine Kaffee, in der nähe meiner Wohnung?"

"Ja, denke schon. Willst du dich jetzt sofort treffen?"

Fragend sah ich zu Hussein, der langsam nickte. Ich räusperte mich und liess mich auf das Sofa fallen. "Würde dir das was ausmachen?"

"Natürlich nicht. Bis gleich." Seine Stimme klang völlig entspannt, was mich wieder verwirren liess. Wie konnte er so ruhig bleiben, obwohl er uns ausgeraubt hatte?

"Bis gleich." Murmelte ich und legte danach auf.

Im Wohnzimmer herrschte Stille. Ich blickte stirnrunzelnd nur auf meine Nägel, bis Hassan die Stille brach. "Warum klang er so unschuldig?"

"Weil er ein Hurensohn ist." Erwiderte Hussein genervt und stand auf. "Yallah, gehen wir."

Ich packte meine Handasche und schlüpfte in meine Jacke. "Was möchtet ihr eigentlich mit ihm machen?"

"Das willst du nicht wissen." Lachte Chris auf, aber als er meinen schockierten Gesichtsausdruck bemerkte, wurde er wieder ernst. "Das war nur spass."

"Was für spass? Wir ficken den." Mischte sich Husseins Bruder ein und schob sich an mir vorbei.

"Aber wir wissen doch noch nicht mal, ob er wirklich daran Schuld ist." Erwiderte ich.

Chris sah mittfühlen auf mich herab. "Verraten zu werden ist scheisse, ich weiss. Aber du musst das einsehen. Er verdient seine Strafe."

Ich nickte langsam und er legte seinen Arm um meine Schulter. "Ab jetzt vertraust du nur noch uns."

Leicht lächelnd wollte ich antworten, aber Hussein seufzte wieder genervt. "Könnt ihr mal schneller machen?"

Chris hob unschuldig die Hände. "Ich versuche nur deine Freundin zu trösten. Eigentlich ist das ja deine Aufgabe."

"Schön gesagt" Gab ich ihm Recht und Hussein verdrehte die Augen.

"Mädchen, ist das jetzt wichtig?"

"Ja?" Grinste ich, während wir den Aufzug betraten. "Warum tröstest du mich nicht?"

"Weil du vielleicht der Grund für all das bist?" Rutschte es seinem Bruder raus, woraufhin Hussein ihm auf den Arm boxte und mit ihm auf arabisch zu streiten begann.

Der Satz traf mich mitten ins Herz. Ich wusste, dass es meine Schuld war, aber was sollte ich jetzt noch machen?

"Es ist nicht deine Schuld." Murmelte mir Chris zu, als wir den Aufzug verliessen und die Diskussion der Brüder immer lauter wurde. Mein arabisch war sehr schlecht, auch wenn Amila immer wieder versuchte es mir beizubringen. Das einzige was ich an dem Gespräch verstehen konnte, waren Beleidigungen.

Ich zuckte die Schultern. "Naja, eigentlich schon."

"Du konntest es nicht wissen."

"Ich hätte vorsichtiger sein sollten." Ich hob meinen Kopf und blickte auf das Kaffee. "Denkst du nicht, dass er abhauen wird, wenn er euch alle sieht?"

"Dann müssen wir halt schneller sein." Lächelte Chris und öffnete die Türe, um mich zuerst reingehen zu lassen. Hussein und Hassan hatten mittlerweile aufgehört zu reden und blieben hinter uns stehen. "Du packst das." Machte mir Chris Mut und ich betrat das Kaffee.

Sofort fiel mein Blick auf den Türken, der ganz hinten im Raum sass und in sein Handy vertieft war. Schluckend bewegte ich mich auf ihn zu und liess mich dann auf den Sitz vor ihm fallen. Mein Herz zog sich kurz zusammen, als er lächelnd aufblickte, aber dann den Rest der Gruppe entdeckte und sein Lächeln wieder verschwand.

"Cem Bruder, was geht?" Lächelte Hussein falsch und schlug auf seine Schulter. Er setzte sich direkt neben ihm hin und Chris nahm auf den Stuhl neben mir Platz. Hassan konnte ich nirgends mehr entdecken. keine Ahnung was die vorhatten, aber ein gutes Gefühl hatte ich nicht.

"Was soll das Darya?" Seine Augen blickten mich enttäuscht an, woraufhin ich scharf die Luft einzog.

"Willst du mich verarschen?" Zischte ich und er zog seine Augenbrauen zusammen.

Chris schüttelte spöttisch den Kopf. "Wie lange willst du noch auf unschuldig tun?"

"Ich weiss wirklich nicht wovon ihr-"

Hussein schlug ihm auf den Hinterkopf und funkelte ihn wütend an. "Schlüssel meiner Wohnung. Hilft das deinem mickrigen Gehirn auf die Sprünge?"

Cem schien begriffen zu haben, denn er wurde plötzlich ganz blass. "Darya, ich schwöre ich wollte das nicht machen. Aber-"

"Sie wills nicht wissen." Unterbrach ihn Hussein wieder. "Du gibst mir jetzt meine Schlüssel wieder und erzählst uns wer alles beim Einbruch beteiligt war."

"Verraten kannst du ja sonst auch gut." Fügte Chris hinzu und lehnte sich zurück.

"Ich wusste nicht, dass sie schon eingebrochen sind. Sie haben es ohne mich gemacht."

"Wer ist sie?" Fragte ich und Cem sank seinen Blick.

"Rosa, Jamila, Ali und ein paar seiner Freunde. Die kenne ich nicht."

"Welcher Ali?" Fragt Hussein sofort.

"Der ist neu hier eingezogen. Du kennst ihn wahrscheinlich nicht. Er will was von Jamila, aber die redet die ganze Zeit von dir."

Seufzend strich sich Hussein übers Gesicht. "Warum müsst ihr mir immer Probleme machen?"

"Ich fand den Plan schon von Anfang an scheisse. Rosa wollte euch trennen, aber Jamila und Ali wollten Geld."

"Ja was anderes kennt man von der Schlampe nicht. Die würde für Geld alles machen." Sprach wieder Chris. „Warum wurde nix geklaut?"

„Wahrscheinlich ist Rosa alleine eingebrochen, um euch zu beunruhigen. Die hat sowieso ganz andere Pläne, keine Ahnung. Sie ist die, die im Moment den Schlüssel haben sollte."

Ich legte meine Hand auf Cems Handgelenk, damit ich seine Aufmerksamkeit bekam. "Warum hast du mitgemacht?"

Cem schwieg einige Sekunden und sah mir dann lächelnd in die Augen. "Weil ich dich mit keinem anderen teilen möchte."

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Mögt ihr Chris?
Also ich schon<33

Nur für dich | SAMRA FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt