Kapitel 23: „Erklärungen"

1.3K 54 24
                                    

„Graue Wolken ziehen auf, es wird stürmisch und laut, doch nur Gott kann uns richten."
~Gebet
-
Entsetzt klappte mein Mund auf und ich versuchte das gerade geschehene zu verarbeiten. War Iwan etwa wegen ihnen hierhin gekommen? Aber warum hatte er dann versucht unsere Freundschaft wieder aufzubauen?
Bei den dreien war noch ein anderer Kerl, der aber eher auf Iwans Seite zu sein schien. Ich versuchte zu hören über was die Vier Männer diskutierten und gleichzeitig durfte ich keine Geräusche machen.

„Ich brauch noch etwas Zeit, aber du kriegst es zurück!" Rief Iwan verängstigt und sein Freund versuchte Capi von Iwan los zu reissen.

„Kannst du mal aufhören dich ein zu mischen?" Meldete sich auch Hussein zu Wort und schubste den Jungen von Capi weg. Dann wandte er sich zu Iwan. „Und was soll diese Scheisse mit Darya? Denkst du wir würden dich davon kommen lassen, nur weil du mit ihr befreundet bist? Du hältst dich in Zukunft fern von ihr."

Iwan lachte, es war ein nervöses lachen. „Eifersüchtig oder was? Nein warte, du hast eher Angst, dass ich ihr erzähle, was du so für Geschäfte treibst."

Hussein schnaubte belustigt. „Und du bist unschuldig oder was?"

„Ja reicht doch jetzt!" Mischte sich Capi ein und lies von Iwan ab. „Ich geb dir noch drei Tage, bevor wir hier abreisen möchte ich das Geld haben oder es endet sehr schlecht für dich." Dann holte er mit der Faust aus und schlug Iwan mitten ins Gesicht.
Iwan stöhnte schmerzvoll auf, aber schlug nicht zurück. Hussein warf ihm und seinem Freund noch einen abwertenden Blick zu und lief dann mit Capi in Richtung Eingang des Hotels.
Als sie an mir vorbei liefen hielt ich den Atem an und Hussein zog an seiner Zigarre, ehe er sie dann eiskalt in den Busch schnipste.

Zu meinem Entsetzen traf mich das glühende Ende und ich zischte schmerzhaft auf. Schnell presste ich mir meine Hand auf meinen Mund und betete, dass Hussein mich nicht gehört hatte. Er ging aber einfach weiter und ich atmete erleichtert auf.
Sobald sie dann im Hotel verschwunden waren, kroch ich aus dem Busch. „Verdammte scheisse." Fluchte ich, als mir Blätter in den Haaren stecken blieben.

„Was zur Hölle?"

Erschrocken drehte ich mich um und blickte direkt in Iwans amüsierte Augen. „Ich kann das erklären!" Versuchte ich mich zu verteidigen und zog mir das letzte Blatt aus den Haaren.

„Was gibts da zu erklären? Du hast gelauscht und eigentlich hattest du das Recht dazu. Du verdienst die Wahrheit Darya. Wenn du jetzt kurz Zeit hast, dann werde ich dir alles erzählen." Abwartend sah er mir in die Augen.

Ich zögerte. Hussein wollte ich nicht fragen, er hatte mich angelogen. Ich konnte mich noch genau erinnern, wie er reagiert hatte, als ich Iwan erwähnt hatte. Ich hatte ihn sogar gefragt, ob er ihn kannte, doch er hatte mir ins Gesicht gelogen. Darum nickte ich schliesslich. „Wenn du willst können wir kurz zur Terrasse." Bot ich ihm an.

Iwan nickte. „Wir können aber auch in dein Zimmer, dort haben wir mehr Ruhe."

Ich verneinte genervt. Niemals würde ich den Abend vergessen, an dem einer seine Freunde mich fast vergewaltigt hatte und er nur meinte, dass ich fantasiert hatte.
Also setzten wir uns zusammen an einer der Tische auf der Terrasse, er gegenüber von mir und neben ihm sein Freund, der nur auf sein Handy starte.

Fragend sah ich Iwan an und lehnte mich zurück. Er erwiderte meinen Blick und begann zu erzählen. „Ich habe dich bei einer Sache angelogen. Ich bin nicht wegen dir hier hin gekommen, sondern wegen Vladislav und Hussein. Wahrscheinlich hat er dir von seinen Geschäften nichts erzählt, darum werde ich das für ihn tun. Wie du dir vielleicht schon gedacht hast, haben die zwei einige Drogen Deals am laufen. Frag mich nicht wofür sie dieses zusätzliche Geld noch brauchen, da sie eh schon mit dem Rappen Millionen machen." Iwan verdrehte die Augen und ich hörte den Neid deutlich heraus.
„Ich und ein paar Freunde schulden ihnen, wie du bestimmt gehört hat, noch Geld. Das ist wahr. Aber wir sind nicht nur hier, um ihnen das Geld zurück zu zahlen, wir wollen all ihre Geschäfte aufhalten. Denn das ist nicht fair, sie sind schon reich und zocken trotzdem weiter Abhängige ab. Solche Menschen gehören aufgehalten!"

Geschockt beobachtete ich, wie Iwan immer wütender und lauter wurde. Ja, er war definitiv neidisch auf Hussein und Capi.
Abgesehen davon, hatte ich auch eine Wut auf Hussein. Er war nicht ehrlich zu mir und Iwan hatte irgendwo Recht, sie hatten doch schon genug Geld, warum vertickten sie Drogen? Und wenn mir Hussein schon solche Sachen verschwieg, wollte ich gar nicht wissen, was er mir alles in Berlin geheim halten würde.

„Darya, du kannst uns helfen sie auf zu halten! Du musst nur das machen, was wir dir sagen." Redete er weiter auf mich ein und sah mir dabei tief in die Augen.

Ich schluckte. Ich wollte Hussein nicht verraten, aber irgendwie schien mir Iwan zu helfen wichtiger. Vielleicht war es auch nur meine riesige Wut auf Hussein. Ich wusste es nicht. Und was war jetzt mit Berlin?

Als hätte er meine Gedanken gelesen, sprach er weiter. „Hör mal Darya, wenn du uns hilfst, dann sorgen wir dafür, dass du einen besseren Job findest. Weit weg von hier. Wenn du willst, kannst du sogar mit mir mit kommen."

-

Nur für dich | SAMRA FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt