Doctor Stephen Strange

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Doctor Stephen Strange

Clea PoV

Wutentbrannt stürmte ich in den nächstgelegenen Raum und obwohl ich Tony Stark für seine unverschämten Kommentare am liebsten umbringen würde, wurde ich stattdessen von der unendlichen Verzweiflung überwältigt. So lange hatte ich mir gewünscht auf die Erde zurückzukehren. Nun war ich hier und wünschte mir, ich hätte diesen Planeten nicht wieder betreten.
5 Jahre! So viel Zeit war hier bereits vergangen und während auf Taleria nicht einmal ein Bruchteil dieser Zeit für mich vorüber gewesen war, hatte die Erde bereits 5 Jahre mit den Folgen von Thanos' Taten leben müssen. Ich war nicht mal einen Tag zurück und hatte alles verloren, was mir etwas bedeutet hatte.
Wie sollte ich ohne Stephen weiterleben? Durch Raum und Zeit von ihm getrennt gewesen zu sein, war ja schon schlimm gewesen, aber sein Tod veränderte alles. Vorher hatte immerhin noch die Hoffnung bestanden, dass ich ihn eines Tages wiedersehen würde, aber nun hatte ich ihn für immer verloren. Die Liebe meines Lebens war tot und es gab nichts und niemand, was ihn mir zurückbringen konnte.

,,Clea!", vernahm ich die Stimme meines Bruders hinter mir und ich versuchte, ihn wieder abzuwimmeln.
,,Mir geht's gut, Gideon!"
,,Nein...tut es nicht.", widersprach er mir, aber ich drehte mich nicht zu ihm um, da mir genau in dem Moment wieder Tränen über das Gesicht liefen und die Verzweiflung mich übermannte. ,,Tja...ich schätze, jetzt habe ich die Antwort auf meine Fragen. Zumindest denke ich, dass ich sie habe."
,,Und was soll die Antwort deiner Meinung nach sein?"
,,Doctor Stephen Strange!", erwiderte Gideon und beim Klang seines Namens, zuckte ich zusammen. ,,Er ist der Grund, oder? Der Grund, warum du dich so abweisend verhalten und von uns allen isoliert hast."
,,Wie kommst du darauf?", versuchte ich mich noch rauszureden, aber natürlich hatte mein Bruder mich bereits durchschaut.
,,Ich habe deinen Blick gesehen, als er unter den Opfern aufgetaucht ist. Und du bist Tony Stark fast an die Gurgel gegangen, weil der diese blöden Bemerkungen gemacht hat. Das war für mich der endgültige Beweis."
,,Beweis wofür?", entgegnete ich irritiert, während Gideon mehr als überzeugt war.
,,Du hast dich in Stephen Strange verliebt!"

Nun sah ich Stephen förmlich vor mir und ich hatte das Gefühl innerlich zusammenzubrechen. Gideon ahnte ja nicht, wie Recht er mit seiner Vermutung hatte und auch, wie viel Schmerz es mir bereitete. Da Talerianer sich nur ein einziges Mal wahrhaftig verliebten und ohne ihren Seelengefährten nicht leben konnten, stand mir ein unvermeidliches Schicksal bevor: ewiges Leid, bis es mich eines Tages umbringen würde!
,,Er ist es, nicht wahr? Die Liebe deines Lebens.", fuhr Gideon fort und ich senkte den Blick. ,,Warum hast du nie von ihm erzählt, Clea?", wollte er wissen, während ich mir die Tränen wegwischte.
,,Warum hätte ich das tun sollen?"
,,Weil es wichtig ist und ich dein Bruder bin. Du kannst mit mir reden...egal über was.", versicherte er mir und ich sah ihn nun niedergeschlagen an.
,,Gideon, das hat nichts mit dir zu tun."
,,Warum hast du dann nicht ein einziges Mal über ihn gesprochen?", fragte er und ich schluckte schwer.
,,Weil, darüber zu reden...es nur noch schmerzhafter gemacht hätte. Und außerdem...wollten unsere Eltern nicht..."
,,Grundgütiger!", platzte es aus Gideon heraus und er schüttelte fassungslos den Kopf. >>Das hätte ich mir ja denken können. Das...erklärt so Einiges. Ich kann mir vorstellen, warum sie dich diesbezüglich zum Schweigen bringen wollten. Ein Sterblicher...als Seelengefährte für die zukünftige Königin von Taleria...passt ihnen ja nicht in die Zukunftsplanung für ihre Tochter, nicht wahr?", brachte er hervor und Gideon wurde wütend. ,,Gott! Unsere Eltern sind so..."
,,Gideon, bitte hör auf. Es bringt doch nichts."
,,Doch, es bringt was!", widersprach Gideon mir. ,,Wenn wir wieder zu Hause sind, dann werden sie ihr blaues Wunder erleben. Die werden mich kennenlernen, verlass dich drauf!"

Gideon war wirklich sauer und obwohl ich im Grunde seiner Meinung war, so hatte ich keinerlei Energie, um mich auch noch weiter gegen unsere Eltern aufzulehnen. Genauer gesagt, hatte ich für nichts mehr wirklich Energie, denn sie war in dem Moment ausgelöscht worden, als ich Stephen unter den Opfern erkannt hatte.
,,Es tut mir leid, Clea.", setzte Gideon an und als ich ihn traurig ansah, warf er mir einen mitfühlenden Blick zu. ,,Ich wünschte, wir hätten ihn noch retten können."
,,Dafür ist es zu spät."
,,Ich weiß! Aber...du kannst jederzeit mit mir darüber sprechen. Ich bin immer für dich da und du sollst wissen, dass ich auf deiner Seite bin.", sagte Gideon und ich sah ihn dankbar an.
,,Danke, Gideon! Das weiß ich zu schätzen...aber ich glaube nicht, dass es mir helfen wird."
Mein Bruder wirkte ein wenig hilflos und ich konnte mir vorstellen, wie verzweifelt er versuchte, mir helfen zu wollen. Nur konnte er das nicht, denn das konnte niemand. Aber trotzdem gab Gideon natürlich nicht auf, was zwar in seiner Natur lag und im Grunde zu seinen besten Eigenschaften gehörte, aber mir im Moment nicht wirklich eine Hilfe war.
,,Er muss ja etwas sehr Besonderes gewesen sein."
,,In der Tat, das war er.", stimmte ich zu, während sich mein Blick in der Ferne verlor. ,,Stephen war...ein außergewöhnlicher Mann. Er war ein überaus mächtiger Zauberer, unglaublich klug und für die meisten ein Held. Aber vor allem war er...der gütigste Mensch, dem ich je begegnet bin. Durch ihn habe ich mich...endlich wie ich selbst gefühlt. Bei ihm musste ich keine Hüterin oder Prinzessin sein...ich war einfach nur Clea.", brachte ich hervor und Gideon sah mich traurig an.
,,Warum hast du mir das nie gesagt?"
,,Weil ich gewusst habe, was du sagen würdest. Und wir wissen beide, dass das nicht möglich ist. Als Thronerbin bin ich an Taleria gebunden. Das war schon immer so und so wird es immer sein. Außerdem...wollte ich, dass dieser Teil meines Lebens nur mir gehört. Stephen war der Einzige, den ich je...und jetzt sehe ich ihn nie wieder.", erwiderte ich verzweifelt, als mich Gideon an den Armen umfasste und mich eindringlich ansah.
,,Clea, hör mir zu...ich weiß, wie schmerzhaft das für dich sein muss und ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie du leidest...aber du darfst dich davon nicht überwältigen lassen."

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