Kapitel 38 ~Raus~

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"Wayne hat den Gang für Notfälle bauen lassen. Ich denke das hier ist ein Notfall!", erklärte meine Mutter lächelnd, "Der Gang führt in den Heizungkeller und da gibt es eine kleine Hintertür!"

"Aber was ist mit Sam und den anderen?", fiel mir plötzlich ein und ich schaute Brandon fragend an.
"Sam ist schon aus ganz anderen Situationen rausgekommen. Er kriegt das hin! Wahrscheinlich wartet er sogar schon draußen!", meinte Layla und wirkte dabei so überzeugend, dass ich mir tatsächlich kaum noch Sorgen um Sam machte.

"Jetzt aber raus mit euch!", drängte meine Mutter und deutete ungeduldig auf den Gang.
Ich umarmte meine Mutter und musste meine Tränen zurückhalten, weil ich nicht wusste, ob und wann ich meine Mum wieder sehen würde...
"Viel Glück, Mäuschen!", sagte sie nur.
Dann nahm Brandon meine Hand und meinte:"Komm schon, Prinzessin! Wir müssen jetzt gehen!"
Layla betrat als erste den Gang und ging mutig voran.
"Hey Blackeyl!", rief meine Mutter uns nach und Brandon drehte sich um, "Pass gut auf meine Tochter auf!"
Brandon nickte dankend und im nächsten Moment schloss meine Mutter die Tür hinter uns.

Die ganze Zeit über sagte keiner von uns ein Wort.
Zum Einen, weil wir nicht auffallen wollten und zum anderen, weil niemand so richtig wusste, was er sagen sollte. Die Situation war einfach viel zu kompliziert und ich konnte verstehen, dass Brandon und Lyana sich in gewisser Weise hintergangen fühlten...
Aber ich hatte ja selbst nicht gewusst, was meine Mum im ihrer Jugend und in den letzten Jahren getrieben hatte...

Wie meine Mutter es erklärt hatte, kamen wir nach kurzer Zeit in den Heizungskeller.
Die Decke war nicht verkleidet, sodass überall Rohre zu sehen waren und der gesamte Raum wirkte aufgrund der zahlreichen Säulen eher unübersichtlich.
Wir waren gerade auf der Suche nach dem Hinterausgang, als Layla plötzlich mitten in der Bewegung innehielt und uns durch ihre Gestik klarmachte, dass auch wir uns nicht mehr bewegen sollten.

Nervös schaute ich zwischen Brandon und seiner Schwester hin und her.
"Jemand ist hier...", sagte Layla ohne Ton, sodass wir es von ihren Lippen ablesen mussten.
Im nächsten Moment hörte auch ich ein Geräusch, doch bevor ich überhaupt erörtern konnte, was es war oder wo es herkam, sprang Layla hinter eine der Säulen und zog jemanden dahinter hervor.

"Fuck, ich schwöre dir, wenn du mich noch einmal so erschreckst, dann bring ich dich um!", meinte Layla mit Nachdruck und schaute Sam vorwurfsvoll an.
"Was soll ich denn bitte sagen?!", entgegnete Sam fast schon empört und brachte uns somit alle zum Lächeln.
"Wo ist der Rest?", wollte Brandon wissen und schaute Sam fragend an.
Sam pfiff daraufhin eine kurze Tonabfolge und im nächsten Moment öffnete sich am anderen Ende des Raumes eine Tür, aus der drei von Brandons Wachleuten traten.
"Die drei waren mit mir in einer Zelle; ich hab uns rausgeholt und wollte uns jetzt zur Villa bringen, um Verstärkung zu holen...", erklärte Sam und Brandon lächelte stolz.
"Du bist mein bester Mann, Sam! Ich sollte mich viel öfter bei dir bedanken!", gab mein Freund zu und Sam fühlte sich sichtlich geehrt.

"Okay Jungs, neuer Plan!", meldete sich nun Layla zu Wort und brach somit ihr nachdenkliches Schweigen, "Benny fährt Brandon und Lyana nach Hause und ich hole mit Sam und den anderen die restlichen Gegangenen. Wir müssen sie rausholen, solange wir noch können. Wayne ist ausgeknockt. Diese Chance müssen wir nutzen!"
"Bist du dir sicher, Schwesterherz? Ich kann mir heute keine Verluste mehr leisten...", meinte Brandon leise und schaute Layla besorgt an.

"Hey, kleiner Bruder! Du kennst mich doch! Ich kann mich wehren. Ich meine, ich bin den Typen jetzt schon einmal alleine entkommen und hab euch beide mehr oder weniger gerettet... und außerdem ist jetzt noch Sam dabei und der ist, wie du eben selber gesagt hast, dein bester Mann! Bring du Lyana in Sicherheit und vertrau uns, Okay?", entgegnete Layla und umarmte ihren Bruder.
"Danke!", meinte Brandon ehrlich und schaute seine Schwester liebevoll an.
Dann wandte er sich an Sam und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter: "Du sorgst mir bitte dafür, dass alle Heil nach Hause kommen!"

Sam stockte kurz und schaute bedrückt zu Boden. Auch meine Gedanken flogen nun zu Marcel.
Es würden wohl nicht mehr alle Heil nach Hause kommen...
Ich wischte mir sofort die Tränen, die sich automatisch gebildet hatten aus den Augen, um es nicht noch schwerer für Sam zu machen, als ohnehin schon und schaute ihn tröstend und voller Mitleid an.

"Los jetzt! Wir sehen uns dann alle Zuhause!", durchbrach Laylas Stimme die bedrückende Stille und alle setzten sich in Bewegung.
San übergab einen Autoschlüssel an einen der Wachmänner und dieser machte sich dann mit Brandon und mir auf den Weg zum Hinterausgang.

Nach kurzer Zeit hatten wir den dann auch gefunden und es wunderte mich, dass er in keinster Weise zu gesichert zu sein schien...
Als wir Waynes Basis endlich verlassen hatten, führten Benny und Brandon mich ein kurzes Stück durch eine Art Wald, der mir wirklich unheimlich war. Bei fast jedem Geräusch zuckte ich schreckhaft zusammen und schaute mich die ganze Zeit über hektisch um, weil ich überall Gefahr befürchtete.
Doch nach ein paar Minuten kam endlich der altbekannte Van in Sicht und wir stiegen ein.
Benny startete den Motor und fuhr los. Wir entfernten uns nun immer weiter von Waynes Basis und die Distanz zwischen meiner Mutter und mir sowie die zwischen meinem Bruder und mir wurde immer größer...
Ich fragte mich, unter welchen Umständen ich die beiden wiedersehen würde und hoffte, dass es ein glücklicher Anlass sein würde...

Ich saß neben Brandon auf der Rückbank lehnte mich erschöpft gegen seine Schulter und schlief dort bald ein...

An alle, die immer wieder nach Sam gefragt haben: DA IST ER!😂
Freut mich übrigens, dass so viele an ihn gedacht haben. Das zeigt mir, dass nicht nur meine beiden Hauptpersonen im Gedächtnis bleiben.😉

Im letzten Kapitel waren sich ja viele relativ einig, wie es weitergehen soll und ich kann euch nur sagen, dass ich auf dem besten Weg dahin bin.😅
Bin aber auch immer für neue Anregungen offen.😉

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