Kapitel 22 ~Genug gesehen~

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Als wir wieder in der in der Villa waren, öffnete Marcel mir die Tür, doch ich vermied bewusst den Blickkontakt, da ich Brandons Wut nicht schon wieder aktivieren wollte.
Brandon legte seinen starken Arm um meine Schultern und wir gingen mit Sam und Marcel ins Gebäude.
In der Eingangshalle bot sich mir ein furchtbarer Anblick.

Alle Blumenvasen lagen zertrümmert auf dem Boden, die meisten Gemälde und Bilder waren von der Wand gerissen und eine Wache lag schwer verletzt am Boden.
Inmitten des ganzen Chaos stand Layla -und weinte bitterlich. Brandon ließ mich sofort los und wollte zu seiner Schwester, doch sie war schneller. Im nächsten Moment stand sie mit völlig roten Augen vor uns und brüllte ihren Bruder an. Ich war völlig verwirrt von der Situation und verstand nicht viele von Laylas Worten.

Sie schrie immer wieder etwas wie "sie waren hier", "Mum und Dad", "es ist alles deine Schuld"...
Dabei hämmerte sie mit ihren Fäusten wild gegen Brandons Brust und versetzte ihm schließlich einen heftigen Schlag ins Gesicht. Sein Kopf flog zur Seite, ich schrie vor Schreck auf und als Brandon seinen Kopf mit einem deutlich wütenden Ausdruck in seinen Augen wieder erhob erkannte Ich, dass Blut aus seiner Nase rannte.
Das war für Brandon wohl das Signal sich zu wehren.
Zielsicher und mit sichtbarer Kraft packte er Layla an den Oberarmen und fixierte sie somit.
"Es reicht!", brüllte er und seine energische Stimme hallte von den Wänden wider, "Hör auf damit! Wir hatten das Thema schon so oft. Was zum Teufel ist passiert, dass du dich so aufführst?!"

"Marcel", hörte ich Sam leise murmeln, "Bring Lyana hier weg. Sie sollte nicht erleben, was gleich passiert. Sie hat ohnehin schon genug gesehen"
Schockiert schaute ich Sam an, doch im nächsten Moment erschien Marcel in meinem Blickfeld.
"Komm Lyana, wir gehen", meinte er ruhig und schaute mich aus seinen grünen Augen heraus an.
Energisch schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nicht gehen. Ich wollte für Brandon und Layla da sein und sie beruhigen. Außerdem wollte ich nicht, dass etwas schlimmes passiert, wie Sam angedeutet hatte.
Doch dem Schicksal waren meine Wünsche mal wieder egal.
Marcel überlegte nicht lange, packte mich äußerst kraftvoll an den Handgelenken, hatte diese im Nu auf meinem Rücken platziert und schob mich im nächsten Moment vom Geschehen weg.

"Lass mich los!", kreischte ich verzweifelt, doch Marcel ließ sich nicht beirren.
"Hör zu, Süße... Ich will dir nicht wehtun, also hör gefälligst auf die zu wehren. Es wäre wirklich schade um dich, wenn ich Gewalt anwenden müsste...", flüsterte Marcel mir mit seiner rauen Stimme direkt ins Ohr und ich spürte förmlich, wie sich mir jeden einzelne Nackenhaar aufstellte.
Ich wagte einen letzten Blick über meine Schulter (was bei Marcels verdammt festem Griff echt schwierig war) und sah, wie Sam Layla festhielt und Brandon ihr ein Messer aus der Hand riss.
Dann versperrte eine Wand mir die Sicht und ich hörte nur noch Laylas Kreischen.
Tränen liefen mir ungebremst über die Wangen. Was war nur los mit Layla? So kannte ich sie gar nicht. Und was würde Brandon nun mit ihr anstellen? Was durfte ich nicht Sehen?

Als wir in meinem Zimmer waren, ließ Marcel mich endlich los und schloss die Tür hinter sich.
Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn verzweifelt an.
"Hey Hübsche, ist ja gut. Hör auf zu weinen. Ich will deine Tränen nicht länger Sehen!", meinte Marcel, kam mir sehr nah und wischte mit seinem Daumen behutsam die Tränen aus meinem Gesicht.
"Was ist mit Layla?", fragte ich noch immer unter Tränen.
"Das sollte Brandon dir am besten selbst erklären. Ich will mich da nicht einmischen", antwortete er und nahm mich vorsichtig in den Arm, um mich zu beruhigen.

Auch wenn ich im Hinterkopf hatte, dass Brandon mich und Marcel wahrscheinlich dafür umbringen würde, genoss ich den Augenblick. Ich brauchte in diesem Moment einfach jemanden, der mich einfach nur festhielt, so wie Marcel es gerade tat.
Ich konnte einfach nicht gut alleine sein. Schon gar nicht in einer Situation, in der ich mich ohnehin verloren fühlte.

"Okay Süße, ich werde jetzt gehen", meinte Marcel plötzlich und ich hob meinem Kopf von seiner Brust, um ihn erschrocken anzusehen.
"Hey ist schon okay. Du schaffst Das!", sagte er tröstend, während er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht schob, "Aber Brandon wird gleich hier sein, um nach dir zu sehen und wir wissen beide, was passiert, wenn er uns so sieht..."
Ich schaute ihn mit großen Augen an und nickte wortlos.
"Okay, ich gehe jetzt... Aber ich bin vor der Tür, falls irgendwas sein sollte...", erklärte Marcel und ging zur Tür.
"Marcel", setzte ich an, als er gerade an der Tür war und er drehte sich zu mir um.
"Danke", meinte ihr ehrlich und er schenkte mir ein Lächeln, bevor er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.

Ich setzte mich aufs Bett fuhr mir verzweifelt durch die Haare. Immer wieder kamen neue Geheimnisse zum Vorschein. Immer wieder hatte ich das Gefühl, meine neue "Familie" gar nicht richtig zu kennen...
Was war allein an diesem Tag alles passiert? Ein wildfremder Typ hatte mich angegrabscht, kurz darauf hatte Brandon ihn erschossen. Wenig später waren wir angegriffen worden und es hätte schon wieder Tote gegeben. Dann war Brandon wieder komplett ausgerastet, nur weil ich Blickkontakt mit einem anderen Mann hatte und jetzt saß ich hier und hatte keine Ahnung, was mit Layla los war...
Was war nur passiert? Noch vor einigen Monaten war ich ein ganz normales Mädchen gewesen und nun befand ich mich mitten im Chaos...

Nur leider wusste ich in diesem Moment noch nicht, dass das erst der Anfang war und alles noch viel schlimmer kommen würde...


Viel Spaß beim Lesen!😊

Was ist wohl mit Layla los?
Und wie geht es jetzt weiter?

Ich wünsche euch eine schöne Oscarnacht!

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