Kapitel 35 ~2 Minuten~

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"Lyana, es tut mir leid...", setzte mein Halbbruder kleinlaut an, doch ich konnte seine Stimme in diesem Moment einfach nicht ertragen.
"Gar nichts tut dir leid! Du weißt wahrscheinlich noch nicht einmal, was Mitgefühl überhaupt bedeutet! Ich will kein Wort mehr von dir hören! Sperr mich einfach wieder in meine Zelle und lass mich in Ruhe!", giftete ich ihn an und konnte dabei sehen, wie ihn jedes einzelne Wort verletzte. Aber das war mir in dieser Situation fast schon egal. Er hatte mich auch verletzt. Und außerdem wusste ich nicht, was er Brandon noch alles antun würde. Und mein Herz schlug nunmal für diesen Mann...

"Lyana! Bitte hör mir zu!", versuchte er es noch einmal und wollte meine Hand nehmen, doch ich schreckte sofort davor zurück.
"Fass mich nicht an!", zischte ich und brach danach sofort wieder in Tränen aus, weil die Eomtionen einfach überhand nahmen.
Traurig legte ich meinen Kopf auf meine Arme auf dem Tisch und ließ meinen Gefühlen freien Lauf.
Ich fühlte mich so hilflos und meine Verzweiflung schien mich langsam aber sicher zu erdrücken.
Alles was ich wollte, war Brandon zu helfen und ihn vor Wayne zu beschützen.
Gleichzeitig wollte ich aber auch nicht, dass Wayne etwas ernsthaftes passierte, denn egal, was er getan hatte, er war ebenso wie ich ein Kind unserer Mutter und ich liebte sie über alles und somit war auch mein Bruder mir nicht egal.

Plötzlich klirrte etwas vor mir auf dem Tisch und ich schreckte hoch.
"Das sind die Schlüssel, zu Brandons Zelle!", erklärte Wayne, ohne mir in die Augen zu sehen, "Jason wird dich hinbringen. Du hast zwei Minuten!"
Es war offensichtlich, dass diese Entscheidung meinen Bruder viel Überwindung gekostet hatte und ich wusste das wirklich zu schätzen, aber ich würde meine Freude und meine Dankbarkeit in diesem Moment sicherlich nicht zeigen...
Mein Bruder sollte gefälligst merken, wie sehr er mich verletzt hatte...
Zögernd nahm ich den Schlüsselbund und stand auf, um mich von Jason zu Brandons Zelle führen zu lassen.
Seitdem Waynes Schatten wusste, dass ich die Halbschwester seines Bosses war, ging er sogar etwas sanfter mit mir um...

Als ich die Tür öffnen wollte, riss er mir jedoch die Schlüssel aus der Hand und schaute mich grimmig an.
Ich wollte gerade protestieren, doch im nächsten Moment hatte er die Tür geöffnet und meinte nur streng: "Zwei Minuten. Keine Sekunde länger!"

Ich nickte und betrat dann die Zelle.
Es war stockdunkel, da es hier keine einzige Lichtquelle gab und sofort um gab mich kühle Luft...
Ich rannte zu Brandon und ließ mich vor ihm auf die Knie fallen.
Sein Körper hing erschöpft in den Ketten und sein Gesicht war blutverschmiert.
Er sah wirklich schlimm aus; so hatte ich ihn noch nie gesehen...
"Brandon, oh mein Gott, es tut mir so leid", schluchzte ich und begann schon wieder fast zu weinen.
"Heyy Prinzessin! Was machst du hier?", fragte er und zwang sich selbst zu einem Lächeln.
"Ich wollte zu dir...", entgegnete ich und dabei versagte meine Stimme, weil ich wieder halb am weinen war.
Es brach mir einfach das Herz, ihn so zu sehen.
"Stehst du nicht seit Neustem auf Wayne?", wollte Brandon enttäuscht wissen und wich dabei meinem Blick aus.

"Um Himmels Willen, Nein!", meinte ich fast schon empört und wischte ihm das Blut aus dem Gesicht, "Das hat er nur so aussehen lassen, um dich zu brechen. Er ist mein...
Scheiße, Brandon, dein Arm blutet!", fiel mir plötzlich auf und ich unterbrach mich selbst während ich erschrocken auf seinen linken Unterarm starrte, wo eine riesige Wunde klaffte.
"Einer dieser Idioten hat sein Messer ausgepackt. Alles halb so wild, solange du hier bist, Prinzessin!", meinte Brandon und wir schauten uns lächelnd an.
"Ich liebe dich so sehr, Brandon Blackeyl. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe...", flüsterte Ich, während wir uns immer näher kamen.
Dann küsste ich ihn und mein Herz schien vor Glück zu explodieren. Endlich konnte ich dieses Gefühl der Wärme und Freude wieder durch meinen Körper fließen spüren, und es schien auf seinem Weg all die Ängste und die Verzweiflung zu verdrängen.

Viel zu schnell wurde der Kuss von Jasons rauer Stimme unterbrochen...
"Die Zeit ist um!", sagte er monoton.
Traurig schaute ich Brandon an.
Ich wollte nicht gehen.
Ich konnte ihn nicht schon wieder allein lassen...
Ich wollte bei ihm bleiben
-für immer...

"Lyana, raus jetzt, sonst...", mit diesen Worten verstummte Jason schlagartig.
Verwundert schauten Brandon und ich gleichzeitig zur Tür.
Dort strahlte uns ein sehr bekanntes Gesicht entgegen.
"Tut mir leid, wenn ich eure Zweisamkeit störe, aber ich dachte, zuhause könntet ihr euer romantisches Verlangen vielleicht besser ausleben, als hier in dieser muffigen Zelle!", meinte Layla und ich musste herzhaft Lachen.
Auch Brandon lachte kurz, verstummte jedoch sofort wieder, da es ihm offenbar zu große Schmerzen bereitete.
Layla bückte sich zu Jasons bewegungsungslosem Körper und nahm ihm den Schlüsselbund aus der Hand.
Sie kam zu uns in die Zelle und befreite Brandon von seinen Ketten.
Da er sehr geschwächt war und große Schmerzen hatte, musste ich ihn zunächst stützen und Layla half mir, ihn auf die Beine zu bekommen.
Wir stützen ihn von beiden Seiten und halfen ihm so bis zur Tür der Zelle, wo er unsere Hilfe schließlich ablehnte und es tatsächlich fertig brachte, alleine weiter zu laufen...

"Warte...", rief ich als mir auffiel, dass noch immer Blut von seinem verletzten Arm tropfte, "wir müssen uns erst um deinen Arm kümmern!"
"Wie denn?", fragte Layla, "Ich habe nichts, womit ich den Arm verbinden kann..."
Ich blieb stehen und riss kurzerhand den untern Teil meines Tops ab, sodass ich nun ein 'wunderschönes' *hust* Croptop trug.

Naja kurzerhand ist vielleicht etwas übertrieben... Ich hab mich dafür ziemlich abgemüht...

"Reicht das?", wollte ich wissen und hielt Layla den Stoffetzen hin.
Sie grinste nur und hatte im Handumdrehen Brandons Wunde versorgt.

Da hat es Brandon wohl ganz schön erwischt.
Aber gut, dass Layla immer auf ihren kleinem Bruder aufpasst :)

Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel!

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