#DeinErstesMal

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Natürlich habe ich Jax und Kim nicht erzählt, wie ich an Freya gekommen bin. Denn dann müsste ich jetzt mein eigenes Grab ausheben, in dem Kim mich dann bei lebendigen Leib begraben könnte.
Also habe ich einfach den eigentlichen Grund für unser Kennenlernen verschwiegen und bei unserer ersten Begegnung angefangen.
Am liebsten hätte ich gar nichts gesagt, aber hätte ich das getan, würde Jax sich auf sie stürzen und das konnte ich nicht zulassen. Also rückte ich eben raus mit der Sprache, so schlimm war es nun auch nicht.

Wenigstens konnte ich mir so sicher sein, dass Jax die Finger von ihr lassen würde, er konnte zwar ein ziemlicher Idiot sein, aber er war eben auch ein echter Freund. Der Kodex Bruder vor Luder, spielte für ihn eine wichtige Rolle und er würde niemals das Mädchen eines Freundes angraben.
Jax sah gut aus, das wusste er ganz genau. Er hatte den klassischen Bad Boy Charm, der Mädchen quasi zum Auslaufen brachte. Wenn er wollte, dann konnte er so ziemlich jedes Mädchen haben, doch Interesse für eine längere Bindung gab es nicht. Jedenfalls nicht mit jemanden, der nicht Kim hieß und scheinbar das einzige Mädchen war, das sich nicht für ihn zu interessieren schien.

„Soll ich dich bei der Adresse rauslassen?", murmelte Jax und nahm den letzten Zug seiner Zigarette, ehe er sie am Boden zertrat.
„Wenn es dir nichts ausmacht." Ich stieg in den alten Toyota meines Freundes und kurbelte das Fenster herunter. Es war eigentlich viel zu warm heute, um ein Sofa durch die Gegend zu schleppen.
„Ich hätte ja keine Lust, jetzt den Möbelpacker zu mimen", sprach Jax aus, was ich dachte, während er langsam vom Parkplatz der Uni fuhr.
„Davon kann auch nicht die Rede sein", seufzte ich und ließ meinen Blick über die vorbeiziehenden Häuser schweifen. "Aber versprochen ist versprochen."

Ich hatte echt keine Lust, aber jetzt noch abzusagen wäre eine ziemlich miese Aktion. Challenge hin oder her, man lässt jemanden nicht in letzter Sekunde hängen, nur weil man keine Lust hat.
„Na immerhin hast du eine heiße Begleitung. Ich frag mich echt, warum sie uns vorher noch nicht aufgefallen ist." Jax raues lachen übertönte kurz die lauten Motorgeräusche.
„Gute Frage." Vielleicht lag es daran, dass Freya zwar hübsch war, aber trotzdem stach sie erst aus der Masse heraus, wenn man sie erstmal darin entdeckt hatte. Sonst verhielt sie sich zu unauffällig, als das man auf sie Aufmerksam wurde.

„Verrückt, dass du sie einfach in dem Café angesprochen hast. Ich habe immer gedacht, du wärst eher der Typ Mann, der sich betrunken ein Mädchen auf einer Party klar macht",  Jax und  
„Das habe ich auch immer gedacht, aber bei Freya ... da konnte ich nicht anders." Nicht ganz die Wahrheit, aber auch nicht gelogen. Normalerweise war Jax Annahme vollkommen korrekt, ich machte mir meine Bettgeschichten auf Partys klar, das war irgendwie sowas wie meine Masche. Schnell und unkompliziert, so würde ich meinen Aufreißer Stil beschreiben. 
„Oh man, du gehst noch unter die Romantiker", lachte Jax kehlig auf und gab nochmal Gas. Der Geruch von Benzin und Auspuffgasen lag schwer in der Luft, als der Toyota nochmal alles aus sich rausholen ließ. 
„Wenn es soweit ist, erschlag mich bitte."
„Na klar, du weißt doch, ich helfe dir wo ich kann," versprach er mir und entblößte beim Grinsen seine großen Schneidezähne.

Als wir in eine kleine Seitenstraße einbogen, stand Freya schon vor einem weißen kleinen Transporter, in den wir ein Sofa wahrscheinlich gerade so rein bekommen würden.  
„Hey Freya, du schaust gut aus", rief Jax aus meinem offenen Fenster, als wir neben ihr anhielten. Er zog seine Sonnenbrille ein wenig nach unten, um ihren wohlgeformten Körper genauer unter die Lupe zu nehmen. 
„Danke", rief sie zurück - beobachtete dabei aber mich, wie ich aus dem Wagen stieg und Jax mit einem letzten Winken entließ.
„Wir sehen uns, ihr zwei." Seine Stimme übertönte gerade noch den Motor, dann quietschten die Reifen auf dem heißen Asphalt und der kleine rostige Toyota schoss die Straße herunter.

„Ich habe echt keine Lust", gestand Freya als ich mich zu ihr umdrehte. Ihre Schultern sackten lustlos nach unten und auch sonst, schien sie nicht besonders viel Lust auf unsere kleine Spritztour zu haben. Wenigstens da, schienen wir beide uns schonmal einigen zu sein.
„Ich auch nicht, aber wir ziehen das jetzt durch." Ich nahm ihr den Autoschlüssel aus der Hand und stieg auf der Fahrerseite in den Wagen. Auch Freya stieg zu mir ins Auto und zog sich ersteinmal ihren dünnen weißen Cardigan aus.
„Fahr erstmal Richtung Stadtrand, ich programmiere in der Zeit das Navi."

~~~

Wir waren schon fast vierzig Minuten unterwegs, als wir an einer kleinen Lagerhalle ankamen, die außerhalb der Stadt lag. Die Fahrt war schnell vergangen, Freya hatte die meiste Zeit über eines ihrer Schildkröten Projekte geredet, an dem sie gerade arbeitete.
Eigentlich interessierte es mich nicht so brennend, aber sie war so begeistert davon, dass es einfach ansteckend war.
Kurzzeitig hatte ich schon darüber nachgedacht, selber in einen Rettet-die-Schildkröten Verein einzutreten. Ihr Enthusiasmus für die Sache war einfach ansteckend. 

„Und hier willst du ein Sofa holen?" Skeptisch betrachtete ich die Gegend, als ich aus dem Auto gestiegen war und mich an die noch warme Motorhaube lehnte.
Hier waren nur ein paar Garagen und Lagerhallen, die man mieten konnte, keine Menschenseele  außer uns beiden, war weit und breit zu sehen.
„Ja, der Verkäufer sagte er wäre um halb fünf hier."
Suchend sah sie sich um und schaute schließlich auf ihr Handy. Sie tippte kurz etwas ein und hielt es sich dann ans Ohr.

Es dauerte ein paar Sekunden bis sich auf der anderen Seite jemand meldete.
„Hey! Ich bin jetzt an der Lagerhalle. Sind sie schon hier?"
Wieder dauerte es kurz, bis Freya mit einem genervten Seufzer ihren Kopf in den Nacken legte. „Nein, wir hatten den Termin für heute. Ich habe auch nur heute den Transporter ... Ja ... gut, dann bis gleich."
Ihre Unterlippe wurde von ihren Zähnen malträtiert, während sie sich zu mir umwandte und kurz vor mir zum Stehen kam. Ihre Hände nästelten unruhig an dem zerfrantzten Ende ihrer hellen Jeansshorts. 

„Ich denke mal, meine Abendpläne kann ich canceln?"
„Es tut mir leid!", entfloh es laut und schnell ihren vollen Lippen. Immer wieder trat sie von einem Fuß auf den Anderen. „Ich habe gestern Abend noch mit Ash telefoniert und alles abgeklärt,aber er hat es trotzdem vergessen."
Lächelnd verwuschelte ich ihre Haare. „Mach dir keine Sorgen, Prinzessin. Ich kann mir schlimmeres vorstellen, als meinen Tag mit dir zu verbringen."

Meine Hand ließ ich einen Moment vergraben in ihrem braunen Haar, es fühlte sich weich und voll zwischen meinen rauen Fingern an.
Unweigerlich dachte ich darüber nach, was für eine Freude es seien könnte, ihr spielerisch in den Haaren zu ziehen, wenn sie ganz dicht vor mir stand, damit ich ihr ins Gesicht sehen könnte, um sie zu küssen.
Warte, was?! Nein, nein, nein! Ich sollte jetzt ganz bestimmt nicht darübernachdenken sie zu küssen!
Obwohl ihre Lippen wirklich verführerisch aussahen, wenn sie darauf herumkaute.

„Aber wenn du Pläne für heute-", begann sie schließlich, wurde aber direkt von mir unterbrochen.
„Meine Pläne hatten ohnehin mit dir zu tun, also entspann dich." Schweren Herzens löste ich meine Hand aus ihren Haaren.
Kurz sah es so aus als würde sich Enttäuschung darüber,über ihre Gesichtszüge huschen, aber das konnte nicht sein. Vermutlich war es nur die Erleichterung, das ich sie losgelassen hatte und ich missinterpretiere mal wieder vollkommen falsch. 

„Hast du Hunger?", fragte sie plötzlich und machte einen Schritt zurück, um wieder etwas Abstand zwischen uns zu bringen.
„Ähm-"
„Ich habe was mitgenommen", unterbrach Freya mich dieses Mal und lief zum Wagen zurück zu laufen, ohne auf eine weitere Antwort zu warten.
Sie wühlte ein wenig in ihrer Tasche herum,die im Fußraum der Beifahrer Seite stand und streckte mir dabei ihren Hintern verführerisch entgegen.
Verdammt, in dieser Jeansshorts sah er wirklich gut aus. Sie konnte ihre Kurven definitiv tragen.
„Magst du Avocado?", rief sie und schaute kurz über ihre Schulter zu mir. Ihre Haare fielen ihr dabei leicht in die Stirn und verdeckten ihr schönes Gesicht.

„Noch nie gegessen", rief ich schulterzuckend zurück und musste mich dann leider vom Anblick ihrer Kehrseite verabschieden. Mit großen Schritten lief sie auf mich zu, bis sie genau vor mir stehen blieb. Freya musste ihren Kopf heben, um mir überhaupt in die Augen schauen zu können. 
„Dann ist das jetzt dein erstes Mal." Grinsend hielt sie mir ein Sandwich entgegenu nd biss sogleich von ihrem eigenem ab. 
Ein kleines Stücken Salat blieb an ihrem Kinn hängen, aber sie schien es in keiner Weise zu stören und um ehrlich zu sein, mich auch nicht. 

Ich glaube nichts konnte dieses Mädchen wirklich entstellen. 

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