#DerersteKuss

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Ich hatte Freya nur ungern wieder auf ihre eigenen zwei Beine zurück verfrachtete, am liebsten hätte ich sie den ganzen Abend so mit mir herumgetragen aber sie wollte dann doch lieber alleine stehen. Was ich mir aber nicht nehmen ließ war es, einen Arm fest um ihre Taille zu schlingen, um sie nah an mich zu drücken.

Um meine gute Laune noch ein bisschen mehr voran zu treiben, hatte sie mich die ganze Zeit, die wir in der Warteschlange verbracht haben, mit Dankesbekundungen überschüttet. 
Sie so aufgeregt zu sehen, wie sie sich immer wieder erwartungsvoll umschaute und alles genau in sich einsog, ließ mein Herz einfach nur höher schlagen. 

Die Vorband hatte schon längst angefangen zu spielen, als wir es endlich rein geschafft hatten. Ganz der Gentlemen der ich war, hatte ich das Bier für uns gekauft und sie dann sicher durch die Menge buchsiert, bis wir mitten in der Menge standen und den letzten paar Liedern der schwedischen Vorgruppe lauschten.

Als diese dann gerade von der Bühne ging, wurde die Menge langsam unruhig und Freya drückte sich plötzlich ein wenig enger an meine Seite.

„Was ist los?", fragte ich sie, legte ihr meinen freien Arm wieder um die Taille und schaute auf das Mädchen herunter.

Nervös biss sie sich auf die Unterlippe und lehnte sich noch ein bisschen mehr an mich. Ihr Kopf lag auf meiner Brust und der Duft ihre Parfüms stieg mir wieder in die Nase. „Ich war noch nie auf einem Konzert."
„Ich weiß. Amanda hat es mir verraten", gestand ich und strich langsam ihre Seite hoch und runter. „Ich wollte das wir gemeinsam etwas erleben, dass du nie im Leben vergisst."
„Ich ... ", begann sie, schüttelte dann aber ihren Kopf, „Du machst mich heute Abend wirklich sprachlos."

„Ich hatte eigentlich gehofft, dich auf andere Art und Weise Sprachlos zu machen, aber gut, ich nehme was ich kriege." Mit einem frechen zwinkern wandte ich mich wieder der Bühne zu, die sich langsam mit ein paar Leuten füllte.

Freyas Blick spürte ich zwar ganz deutlich auf mir aber ich kämpfte erfolgreich gegen den Drang an, ihr wieder ins Gesicht zu sehen. Stattdessen nahm ich lieber einen großen Schluck aus meinem Becher, um mich abzukühlen. Es ließ mich nicht gerade kalt, wie ihr Körper an meinen gedrängt wurde, als die Leute anfingen wie wild herum zu schreien und sich zu bewegen.

Es hatte nicht lange gedauert, bis Freya das Gefühl der Freiheit in sich aufgenommen hatte. Etwas was das Tanzen in der Menge und das Singen im Chor mit hunderten von Menschen einfach mit sich brachte.
Sie bewegte sich neben mir, die Arme in der Luft und die Augen geschlossen, als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. 

Auch das sie hin und wieder von irgendwelchen Menschen angerempelt und mit Bier überschüttet wurde, schien ihr nicht das geringste auszumachen.
Im Gegenteil, jedes Mal lachte sie laut los und schenkte mir das größte Lächeln, dass sie zu bieten hatte.

Und ich fühlte mich genauso frei. Nur lag es bei mir nicht am singen oder dem tanzen in der Masse, sondern nur an ihr.
Sie war alles was ich dazu brauchte, um mich das erste Mal in meinem Leben komplett frei zu fühlen.
Freya war meine Freiheit.

„Oh mein Gott, Chase! So habe ich mich noch nie gefühlt, es ist so schön!", rief sie mir zu, als gerade ein letzter langsamer Song angespielt wurde. „Danke, dass du mich mit hierhergenommen hast!"

„Du brauchst mir nicht zu danken." Ich muss dir danken, schoss es mir durch den Kopf. 

„Ich würde mich aber gern bedanken." Auf einmal stand sie nicht mehr neben mir, sondern vor mir und schlang beide Arme um meinen Nacken.
Augenblicklich fing mein Herz an schneller zu schlagen, die Musik im Hintergrund wurde leise und vom Rauschen meines Blutes übertönt.
Ihr kleiner Körper drängte sich weiter an mich, bis kein Blatt mehr zwischen uns passte. 
Mir war das nur Recht, am liebsten hätte ich sie immer so nah bei mir.

Ihre Hände wanderten an den Seiten meines Halses nach oben, hinterließen eine Spur aus heißen Schauern, bis sie mein Gesicht mit ihren zarten Händen umfing und die Finger ihrer rechten Hand kurz über meinen Kiefer fahren ließ.

„Du hast eben gesagt, du würdest mich gerne mit anderen Methoden zum Schweigen bringen. Ich würde dir gerne zeigen, welche Methode ich demnächst dafür präferieren würde."

Ich brachte immer noch kein einziges Wort über meine Lippen, als hätte sich nicht nur mein Verstand, sondern auch meine Stimmbänder verabschiedet.
Aber wer braucht schon seinen Verstand, geschweige denn seine Stimmbänder, wenn man im Begriff war ein fantastisches Mädchen zu küssen?

Ich erwiderte das Lächeln, welches sie mir schenkte, ignorierte das irgendjemand gerade sein Getränk auf meinem Rücken ausgelehrt hatte und lehnte mich ein wenig zu ihr nach unten.

Freya stellte sich zeitgleich auf ihre Zehenspitzen und als ich ihren heißen Atem auf meinen spröden Lippen fühlte, begannen meine Hände, die ich auf ihre Hüfte gelegt hatte, leicht zu zittern.

„Danke." Murmelte sie nochmal, bevor sie die kleine Lücke zwischen unseren Lippen vernichtete und mich mit so viel zurückgehaltener Leidenschaft küsste, dass es mich beinahe umbrachte.

Ich spürte ihren Hunger nach mehr, aber sie schien sich immer wieder zurückzunehmen und nicht zu trauen, den Kuss in die Richtung zu treiben, die sie gerne hätte.
Sanft, zurückhaltend und einfach nur sinnlich bewegte sie ihre weichen Lippen auf meinen.

An ihrer Hüfte zog ich sie sanft noch näher an mich heran und intensivierte den Kuss.
Eine Welle der Glückseligkeit flutete meinen Körper, spülte jeden Zweifel weg, dass ich mich nicht still und heimlich in Freya Hill verliebt hatte. 

Es bestand kein Zweifel, alles an mir gehörte ihr und ich hoffe eines Tages würde alles von ihr auch zu mir gehören. 

Als sie sich langsam von mir löste, öffnete ich die Augen, die ich eben genüsslich geschlossen hatte.
Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, so dass ich in Ruhe jede Regung in ihrem Gesicht beobachten konnte.

Das Konzert rückte für mich vollkommen in den Hintergrund.

„Ich glaube, dass will ich nochmal machen", stellte sie ruhig fest. Zum Glück spielte die Band immer noch ihren ruhigen Akustik Song, so dass ich sie relativ gut verstehen konnte.

„Prinzessin, Konzertkarten sind teuer." Ärgerte ich sie ein wenig, was sie mit einem spielerischem Augenverdrehen quittierte.

„Halt die Klappe und küss mich einfach, dann tut dein Mund wenigstens was sinnvolles."

Das musste sie mir definitiv nicht zwei Mal sagen.


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