#GöttininmeinemBett

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>>Toxic is when they can't let you go, but can't treat you right either. <<


Wieder eine Chance verpasst, die Wahrheit zu sagen und mein Gewissen rein zu waschen.
Aber nein, ich musste weiter lügen, nur damit ich nicht mit den Konsequenzen meines Handelns klar kommen musste.

Natürlich habe ich Freya die gleiche Geschichte wie Amanda erzählt, eine andere Wahl hatte ich, neben der Wahrheit, schließlich nicht. Aber das machte die Sache nicht weniger niederträchtig und scheiße.
Immerhin hatte sie mir die Sache schneller abgenommen, als Amanda. 

"Hey Chase, hast du mal eine Sekunde?" Conner hatte gerade seinen Kopf durch die Tür gesteckt und beobachtete mich, wie ich an meinem Schreibtisch saß. Vor mir ausgebreitet waren die Fallbeispiele, die ich noch bearbeiten und Amanda mailen sollte. EInige Blätter verschwanden unter einer Tüte Chips, und waren von dessen Krümmeln bedeckt. 

"Klar, was ist?" Ich drehte mich mit meinem alten Schreibtischstuhl komplett zu ihm herum.
Langsam trat er ein, ließ die Zimmertür dabei offen und setzte sich auf mein Bett. 
Sein Blick glitt durch mein Zimmer, dass ich seit langem mal wieder aufgeräumt und gesäubert hatte. 

"Amanda hat gestern Abend, bevor sie abgehauen ist, gefragt, was du mit diesem Blog zu tun hättest. Sie kam darauf, weil sie irgendwas auf deinem Laptop gefunden und dann wohl eins und eins zusammen gezählt hat."

"Ja, das ist ziemlich scheiße gelaufen. Ich wusste nicht, dass ich noch ein Dokument geöffnet hatte und sie hat es leider gesehen. Ich habe versucht mich raus zu reden aber ich glaube nicht, dass sie es mir abgekauft hat."

Conner legte seinen Kopf leicht schief, sodass ihm seine braunen Haare in der Stirn hingen. Abwesend strichen seine Hände über meine frisch aufegzogene Bettwäsche, während sein Blick fest auf den Boden gerichtet war.

"Ich weiß, was du Amanda erzählt hast Chase. Dass du das als Hilfestellung für mich rausgesucht hast," begann er schließlich und hob seinen Blick, bis er sich mit meinem verhakte. "Du bist mein bester Freund, ich will auch nicht, das die Sache mit Freya auffliegt und du sie verlierst aber wenn du mich vor Amanda nochmal damit in Verbindung bringst, breche ich dir die Nase."
Ich musste mir verdammt fest auf die Zunge beißen, um ihm nicht zu sagen, dass er, rein faktisch gesehen, in der ganzen Misere genau so mit drin hing wie ich. Schließlich hat er mir, zusammen mit Mason, die blöde Aufgabe damals rausgesucht.

Aber ich wusste es besser, als ihn jetzt zu provozieren. Conner war nicht der Typ, der ernste Gespräche führte. Es war ihm, laut eigener Aussage, ziemlich unangenehm und er mochte es einfach nicht, also musste ihm etwas wirklich wichtig sein, wenn er sich dazu durchrang.
"Ich habe versucht sie zu beruhigen und ihr erklärt, dass du ein hoffnungsloser Idiot bist, der einfach einem Freund helfen wollte und ich glaube, sie hat sich halbwegs damit abgefunden. Aber nächstes Mal werde ich mich da raus halten. Ich habe Amanda wirklich gerne und ich will sie auf keinen Fall verlieren - nicht wegen sowas."

"Tut mir leid", nuschelte ich und rollte mich mit meinem Stuhl auf ihn zu. "Ich verspreche dir, das ich das Ganze schnell über die Bühne bringen werde. Weder du, noch ich verlieren deswegen unsere Mädchen."

Eine Weile schwieg Conner mich einfach an. Suchte in meinem Gesicht nach irgendwas, das ihm sagte, dass er sich auf meine Worte verlassen konnte. Ich hätte verletzt seien sollen, dass er mir nicht glaubte, schließlich hatte ich ihn noch nie angelogen aber ich sah einfach mal darüber hinweg.

"Wehe du verarscht mich, Chase", seufzte er und erhob sich von meinem Bett. Das alte Bettgestell knarrte dabei leise. 

"Bock noch was Essen zu gehen? Masons letzte Vorlesung ist in einer halben Stunde aus und wir könnten mal wieder zum Mexikaner gehen", fragte mich mein Mitbewohner schließlich und hielt an meiner Zimmertür an.

"Ich würde meinen Abend zwar liebend gern mit euch verbringen aber ich bekomme heute Abend anderweitigen Besuch." Ein Lächeln stieg in mir hoch, bis es sich auf meinen Lippen ausbreitete. Der Gedanke daran, dass ich heute Freya sehen würde, verursachte ein unfassbar leichtes Gefühl in meinem Magen.

"Damenbesuch?", grinste Conner und wackelte mit den Augenbrauen. "Vergiss nicht die Tennissocke raus zu hängen."

"Ich hatte nicht vor heute mit ihr zu schlafen. Also keine Sorge, heute hänge ich nirgendwo eine Socke hin."

"Ich geh trotzdem mit Mason essen, wer weiß, was doch so über euch zwei kommt."

Mit einem spielerischen Augenverdrehen drehte ich mich auf meinem Stuhl und rollte wieder auf meinen Schreibtisch zu.

                                                                                    ***

"Du siehst müde aus." Mit einem müden aber trotzdem noch atemberaubendem Lächeln sah Freya zu mir herauf, als ich mich neben sie auf mein Bett setzte und den Fernseher anschaltete. 


"Meine Schicht heute war ziemlich anstrengend. Die Neue, Mandy, ist ziemlich chaotisch und kriegt die Cocktails nicht auf die Reihe. Sogar mit Rezept kriegt sie es einfach nicht auf die Kette", brummte sie und ließ sich gegen meine Schulter sinken. 

Ein angenehmes Prickeln entstand dort, wo ihr warmer Atem meine Haut streichelte.

"Ich hab das Gefühl, die will da nur arbeiten, damit sie auf Partys damit angeben kann Barkeeper zu sein."

Ich zog die Pizzaschachtel, die schon verführerisch auf meinem Bett wartete, auf meinen Schoß und klappte sie auf. Der herrliche Geruch von geschmolzenem Käse, Peperoni und Salami schlug mir in ein paar Rauchschwaden entgegen.

"Nicht jeder kann so eine verdammt gute Barkeeperin sein wie du, Kleine. Sei gnädig mit ihr und gib ihr noch eine Woche, bis du ihr den Arsch versohlst."

"Jaja, ich werde darüber nachdenken. Und jetzt gib mir ein Stück Pizza und mach den Film an! Der wird dir gefallen, eine richtig schöne Schnulze."  

Ich verzog leidlich das Gesicht und griff in die Schachtel auf meinem Schoss, um ihr ein Stück Pizza zu reichen. Das heiße Fett verbrannte meine Fingerspitzen aber es war verrückt, wie schnell Schmerz verfliegt, wenn Freya mich berührte.

Ihre zarten Fingerkuppen streifen meine Hand, als sie mir das Stück Pizza abnahm und einen verliebten Blick auf die restliche Pizza warf, die immer noch im Karton lag. Ich hoffe, irgendwann wird sie mich genau so ansehen, wie die Pizza. Es war ein Verlangen, von dem ich vorher nicht wusste, dass ich es hatte. 

"Ich kann es kaum glauben, dass ich mir diese Scheiße wirklich anschauen werde", murmelte ich mehr zu mir selbst und startete den Film.
Too all the Boys I loved bevore. Keine Ahnung, was das für ein Film werden würde aber ich war mir sicher, am Ende würde ich Regenbögen kotzen.

"Der wird dir gefallen! Ich hab die Bücher gelesen und sie waren ein Traum!" Begeistert biss sie in ihr Stück Pizza und stöhnte genüsslich auf.
Sofort zuckte mein Kopf zu ihr und ich beobachtete eingängig, wie sie sich mit dem Daumen ein bisschen Käse von ihrer vollen Unterlippe in den Mund schob. Ihre Zunge strich noch einmal kurz über ihren Daumen und ich war verdammt froh, dass die Pizzaschachtel immer noch auf meinem Schoss lag. Ansonsten hätte ich jetzt eine ziemlich deutliche Beule in meiner grauen Jogginghose erklären müssen.

Verflucht, aber selbst wenn sie nicht ihren Daumen abgeleckt hätte, wie eine verdammte Stripperin, hätte man es mir nicht verübeln können. 

Ihr hellblaues Shirt war gerade so weit ausgeschnitten, das man es noch als anständig erachten konnte und ihre schwarze Leggins saß so verdammt eng an ihren verfluchten Kurven. Nicht zu verachten war außerdem ihr lockerer geflochtener Zopf und ihre strahlenden grünen Augen. So muss eine Göttin aussehen.

Eine Göttin in meinem Bett.

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