#VisuelleReize

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<<You are summer to my winter heart >> - Gemma Troy


„Kim, das ist doch nicht dein Ernst. Wir sind viel zu alt für so eine Kinderparty", brummte Jax und lehnte sich in seinen Cafeteria Stuhl zurück.
„Kommt schon Leute, ich muss da hin und Carl würde sich auch freuen." Unsere Freundin zog eine ihrer berüchtigten Schnuten und hatte damit eigentlich auch schon gewonnen, das wusste das Miststück ganz genau. Ich meine, wer konnte diesem Hundeblick schon wiederstehen? Unser Haufen von treudoofen Idioten jedenfalls nicht. 

„Ich will Carl eigentlich gar nicht glücklich machen." Mason zuckte nur mit den Schultern und stopfte noch ein paar Makkaroni in seinen Mund. Das dabei ein Großteil der Käsesoße an seinem Kinn hängen blieb, schien ihn herzlich wenig zu interessieren. Schweigend warf ich eine Serviette, von meinem Tablett, in seinen Schoss und deutete auf sein Kinn. Mit einem kurzen augenverdrehen kam er meiner stummen Aufforderung nach und säuberte sich, damit er nicht mehr aussah, wie ein Dreijähriger dem man das essen beibrachte. 

„Aber du willst doch mich glücklich machen, oder etwa nicht?", seufzte Kim und klimperte ein paar Mal mit ihren langen aufgeklebten Wimpern.  
„Kim, ich liebe dich wirklich, trotzdem habe ich keinen Bock auf so eine Scheiße," versuchte Mason sich nochmals aus der Affäre zu ziehen. 
Ihr Blick glitt zu Conner, er war ihr Joker und das wussten wir alle. Er konnte ihr nicht den geringsten Wunsch abschlagen und wenn er mitkommen würde, würden wir anderen das auch tun. Mit gehangen, mitgefangen, oder wie heißt es so schön?
„Schau mich nicht so an", bat Conner trotzdem und versuchte vehement ihrem Blick auszuweichen. 

„Ich habe schon so viel für euch gemacht, Jungs! Ich bin mit euch in bescheuerte Horrorfilme gegangen, eure One-Nigth-Stands habe ich auch abgewimmelt und das ist erst der Anfang, einer sehr, sehr langen Liste. Da könnt ihr jawohl mit mir zu einer Party gehen. Bitte! Ich habe keine Lust den ganzen Abend allein da rum zu hängen."
Mason murmelte etwas, das in einem Haufen Nudeln unterging und Conner schob angefressen seinen halbvollen Teller weg. 
„Na schön. Aber wir gehen, wenn es beschissen ist", brummte er und verschränkte beide Arme vor der Brust. Das war es dann wohl, jetzt hingen wir da alle mit drin. 
„Danke!" Grinsend warf sie mir, Conner und Mason einen Luftkuss zu und Jax, der direkt neben ihr saß, bekam sogar einen fetten Knutscher auf die stopplige Wange.
Murrend schob er sie von sich weg und warf ihr einen genervten Blick zu. Auch wenn Jax, gerade wegen solcher Momente, nicht den Anschein machte, als wäre Kim ihm wichtig, wussten wir doch alle, das sie mehr als die Welt für ihn bedeutete. 

Auch wenn Conner, Mason und ich es geschafft hätten Kim abzusagen, hätte Jax uns am Abend der Party persönlich zu Carl geschleppt, um auf sie aufzupassen.
Er war wie ihr persönlicher Schutzengel, nur das sie das nie wirklich wahrnahm. 

Aber mir waren die schnellen heimlichen Blicke nicht entgangen, die er ihr zuwarf, wenn keiner hinsah. Oder das stoische Schweigen, wenn Kim von einem Date mit Carl erzählte. 
Hinter seiner steinernden, neckenden Fassade, steckte wohl ein Herz, dass nur für unsere blonde Freundin schlug. 

Kim hatte sich derweil schon wieder Conner zugewandt. „Wenn du willst, frag ich Amanda auch ob sie kommen will."
„Was? Warum solltest du das tun? Ihr beide kennt euch doch kaum!" Auch wenn er es nicht wollte, schoss Conners Blut direkt in seine Wangen. Nur schwer konnte ich mein Grinsen unterdrücken. Es war einfach zu niedlich. 

Er war einer meiner besten Freunde, verheimlich konnte er mir nicht, dass er sich wohl ein bisschen verschossen hatte. Aber ich wusste, dass er es bei Amanda nicht leicht haben wird. Sie war schnell genervt und Conners aufgedrehte und verrückte Art brachte sie, Zitat, 'Um den Verstand'. 

„Ach komm Hase, du kannst sowas nicht vor mir verheimlichen. Ich finde alles heraus, wenn es um meine Jungs geht. Und da es bei Chase falscher Alarm war, steht dir und unserer heißen Anwältin nichts mehr im Wege", sagte Kim und rieb verschmitzt ihre Hände aneinander. 
„Ich will nichts von Amanda!" rief er ein bisschen zu pipsig und zu schnell, als dass wir die Lüge dahinter nicht erkennen würden.
„Und meine Mutter ist der Weihnachtsmann", lachte Jax und lockerte seine Angespannte Haltung etwas.
„Nein! Wirklich!" rief Conner erneut und schüttelte hastig den Kopf, aber die Röte, die mittlerweile sein ganze Gesicht einnahm, verschwand nicht. 

„Chase gib mir dein Handy", forderte Kim und streckte mir ihre Hand entgegen, „Ich schreib Amanda eine Nachricht."
„Ich kann dir auch ihre Nummer schicken", schlug ich vor und verkrampfte meine Hand kurz um mein Smartphone, welches neben meinem Tablett lag.  
„Quatsch, sie kommt viel eher mit, wenn du sie fragst. Immerhin seid ihr richtige Freunde. Ich und Amanda kennen uns nur flüchtig. Also gib schon her, oder ist da was drauf, was ich nicht sehen darf?"
Nach kurzem zögern seufzte ich ergeben, entsperrte mein Handy und schob den geöffneten Chat mit Amanda zu Kim herüber. Hoffentlich scrollte sie weder hoch, zu der Konversation die ich und Amanda über Freya geführt haben, noch schreibt diese mir jetzt. Dann konnte ich mir den Hotseat nämlich mit Conner teilen und da hatte ich keine Lust zu. 

„So, bitteschön. Conner, du kannst mir bei eurer Hochzeit danken." Mit einem spielerischem Zwinkern, gab sie mir mein Handy zurück, um sich aufgeregt ihrem eigenem zu widmen.
„Du bist so unglaublich nervig Kim", murrte mein Mitbewohner und ließ den Kopf ein bisschen hängen.
„Und du bist so unglaublich Single Conner, also sei froh, dass ich dir und deinem Glück einen Arschtritt verpasse."

Wir saßen noch eine ganze Weile in der Cafeteria und unterhielten uns über alles Mögliche, bis schließlich ein Stuhl neben Kim zurück gezogen wurde und ein hübsche Frauengestalt neben ihr Platz nahm.
Mein Blick glitt langsam an ihrem Oberkörper hoch, bis ich in ein bekanntes Gesicht starrte.
Irritiert zog Kim eine Augenbraue hoch und musterte Freya von oben bis unten.
Freya hingegen, ignorierte sie erstmal und schaute mir direkt in die Augen. Hätte mich ihre unerwartete Anwesenheit nicht sowieso schon aus der Bahn geworfen, dann zumindest das, denn ihre Augen hatten eine verdammte magische Wirkung, auf jedes Wesen um sie herum. 

„Ich brauche ein neues Sofa." Stellte Sie schlicht fest, wobei sie mich immer noch mit ihrem Blick gefangen hielt.
„Ähm, Süße, ich glaube da bist du hier an der falschen Adresse." Kim sah immer noch verwirrt zwischen uns beiden hin und her, aber das interessierte mich herzlich wenig. Meine Aufmerksamkeit klebte nur an Freya und vorallem an ihren kirschroten  Lippen.
„Ich dachte, du bekommst jeden Fleck aus deinem Sofa?"
Schulterzuckend schnappte sie sich meine Gabel und begann meine übrigen Käsemakkaroni zu essen. „Der Fleck ist auch weg, aber leider auch der Stoff. Ich habe wohl etwas zu intensiv geschruppt."
„Und wie kann ich dir helfen? Ich verkaufe, wie Kim schon erwähnt hat, keine Sofas." 

Wieder schaufelte sie ein paar Nudeln in sich hinein und kaute in aller Seelenruhe zu Ende. Als wäre es ihr ganz egal, dass meine Freunde sie anstarrten, wie eine Kuh im Wasser.
„Das habe ich auch nicht erwartet." Endlich legte sie meine Gabel zur Seite, „Aber ich brauche jemanden der einen Führerschein und Muskeln hat. Ich habe ein neues Sofa gefunden und kann es morgen Nachmittag abholen, aber allein krieg ich das niemals in den Transporter. Glaub mir, du bist mein letzter Ausweg, aber meine Freunde haben morgen keine Zeit, oder keinen Führerschein." 

„Ihr kennt euch?", fragte Jax und musterte Freya interessiert, was mir nicht gerade gefiel. Der soll sich gefälligst ein eigenes Opfer für seine Charm Offensiven suchen oder einfach weiter im Geheimen für Kim schwärmen! 
„Natürlich kennen sie sich, ist das nicht offensichtlich?", zischte Kim und warf ihm einen genervten Blick zu.
„Sorry, ignorier unseren Kumpel einfach", lächelnd wandte sich Kim zu Freya um und legte ihr eine Hand auf die Schulter. 
Verdammt, ich kannte diesen Ausdruck in Kims Gesicht. Sie hat eine Chance gewittert mich unter die Haube zu kriegen und würde sich mal wieder darin verbeißen, wie ein Pitbull.

Freyas Haltung veränderte sich als Kim sie berührte, als hätte man sie aus einem Tunnel heraus gerissen, in dem es nur sie und mich an diesem Tisch gegeben hatte.
Es störte mich ein wenig, als sie ihr Gesicht von mir abwandte und Kim ansah. Sie war schließlich wegen mir hier und nicht um Freundschaft mit Kim zu schließen.
Unsicher begann Freya auf ihrer Lippe zu kauen und wusste wohl nicht, was sie sagen sollte. Wieder einmal war ich fasziniert davon, wie sie zwischen Selbstbewusst und Unsicher switchen konnte.

„Ich kann dir zwar helfen, aber ich glaube, ein Sofa krieg ich nicht in meinen Wagen."
Sie zuckte ein wenig zusammen, als hätte sie schon vergessen das ich auch da war. „Ich habe einen Transporter, den ich mir leihen kann."
„Chase wird dir auf jeden Fall helfen!", rief Kim und zwinkerte mir vielsagend zu.
„Nur wenn du möchtest, wenn du keine Zeit hast, dann ist das auch okay", flüsterte sie und fühlte sich sichtlich unwohl, jetzt wo Kim ihre Augen kaum noch von ihre nehmen konnte. 
Selbst, als sie sich mir zuwandte, blieb die schüchterne Art - von ihrer Schlagfertigkeit war nichts mehr zu spüren.

„Schon okay, ich helfe dir." Ich schenkte ihr ein ehrliches Lächeln, das sie zögerlich erwiderte.
„Danke!" Schnell schob sie ihren Stuhl zurück und strich sich ein paar ihrer dicken, gelockten Haarsträhnen nach hinten. „Ich habe jetzt wieder Vorlesungen, aber ich schreib dir nochmal wegen morgen."
Ich wollte gerade antworten, als Kim mich unterbrach und Freya am Handgelenk festhielt.
„Warte noch kurz!" Eilig kramte Sie in ihrer Handtasche, bevor sie einen kleinen Zettel und einen Stift heraus holte. „Das ist meine Handynummer, schreib mir, wenn du willst."
In ihrer säuberlichen Handschrift kritzelte sie ein paar Zahlen auf den Zettel und drückte ihn in Freyas Hand.
„Ähm, danke. Also ... ich melde mich."

Der Klang ihrer kleinen Absätze halten durch die halb leere Cafeteria, als sie sie mit schnellen Schritten durchquerte.
Wie von selbst studierte ich ihre Rückseite und blieb an ihrem wohlgeformten Hinterteil hängen, der sich in dieser schwarzen Jeans hervorragend präsentierte.
Nennt mich ein Arschloch, aber ich war eben auch nur ein Mann, der sich gegen visuelle Reize nicht wehren konnte.
Und meine Güte, Freya hatte da wirklich einen heißen visuellen Reiz.
„Okay Chase, ich glaube jetzt bist du uns auch eine Erklärung schuldig." Mit einem vielsagenden Grinsen holte Jax mich aus meinen Gedanken, „Denn, wenn du sie nicht willst, nehme ich sie."

Nur über meine Leiche, schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf.


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