#Hoffnung

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>>Keep searching for the colours when everything turns gray. - Christy Ann Martine<<


Skeptisch nahm ich ihr das Brot ab und inspizierte erstmal genau, was sie da zusammengestellt hatte. Diese grünen Scheiben waren wohl die Avocado, ein Obst, dessen Hype ich nie wirklich verstehen konnte. Darauf thronte aber eine verlockende Mischung aus Bacon, Käse, Salat und Tomaten. 

„Es wird dich nicht umbringen", maulte Freya irgendwann und hatte schon die Hälfte ihres Sandwiches aufgegessen, ehe ich überhaupt probiert hatte.
Immer noch nicht wirklich überzeugt, ließ ich meinen Blick zu ihr herüber wandern.
„Wer weiß, vielleicht versuchst du ja so, deine unliebsamen Verehrer los zu werden." Da sie mir aber lediglich einen auffordernen Blick zuwarf, biss ich trotzdem hinein und versuchte keine Miene zu verziehen. Es schmeckte nicht scheiße, wirklich, aber diese Konsistenz - nein das war nicht mein Ding.
Doch bei dem Blick meiner Begleitung, konnte ich nicht sagen, dass ich es nicht so sehr mochte, wie sie es sich vielleicht erhoffte.
Selten habe ich jemanden mit einem so hoffnungsvollem Blick gesehen, wenn es um ein Sandwitch ging. Es schien als würde ihr ganzer Tag davon anbhängen wie ich ihr Essen finde. Als wäre meine Meinung ihr wichtig. 
„Und?", fragte sie neugierig und trat einen Schritt näher an mich heran. Ihr süßer Duft began mich wieder einzunehmen und mir wurde es warm um mein verkrüppeltes Herz.
„Ich bin wohl doch kein unliebsamer Verehrer", zwinkerte ich ihr schließlich zu und zwängte mir einen weiteren Bissen des Brotes hinein.
Zufrieden strahlte sie mir entgegen und ließ sich auf den staubigen Boden sinken. 

Mit einer Hand klopfte sie neben sich. „Na los, setz dich."
Seuftzend ging ich in die Knie und ließ mich dann auf den Hintern fallen. Es gibt zwar angenehmere Dinge als bei vierzig Grad auf einem heißen Betonboden zu sitzen und auf einen dubiosen Sofaverkäufer zu warten, aber trotzdem schien die Welt gerde ein kleines bisschen okay zu sein. Woran das lag, keine Ahnung. 
„Kann ich dich mal was fragen?", fragte ich nach einer Weile, in der ich schweigend neben ihr gesessen hatte und immer wieder verstohlene Blicke zu ihr herüber geworfen hatte.
Freya nickte kaum merklich, schaute aber nicht von ihrem Handy auf. „Klar, schieß los."

„Warum kannst du mit mir reden, wie eine taffe Bitch und bei Kim, oder diesen Idioten aus deinem Studiengang, bist du ein kleines verletzliches Rehkitz?"
Überrascht hob sie jetzt doch den Kopf, ihre Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. "Was?"
„Du hast mich schon verstanden." Gespannt beobachtete ich ihre Reaktion. Ihre Augen waren ein bisschen geweitet und ihre Wangen rot gefärbt. Wie ein Fisch im trockenem öffnete und schloss sich ihr Mund immer wieder.  
Sichtlich überfordert mit meiner, zugegeben, forschen Frage, suchte sie nach der passenden Antwort.
„Ich ... ich weiß es nicht", brachte sie schließlich stotternd hervor. 
„Bullshit Freya, erzähl mir die Wahrheit," forderte ich sie ruhig auf.

Sie sperrte ihr Handy nun endgültig und legte es neben sich auf den Boden.
„Es ist die Wahrheit! Ich weiß nicht, woran es liegt! Ich bin einfach nicht der Typ, der von selbst offen auf jemanden zugeht! Und wenn dann da auch noch ein Haufen Leute sind, die ich nicht kenne, macht mich das halt nervös."
„Aber bei mir ist es dir doch auch nicht schwer gefallen."
Ihr Blick hob sich noch ein bisschen mehr und bohrte sich regelrecht in meine Augen, „Bei dir war das was anderes."
Ein leichter Schauer rannte meinen Rücken hinunter. „Ach ja?"
„Nicht so wie du denkst! Bei dir wusste ich schon, dass du mich magst, als wir uns näher kennengelernt haben. Ich ... ich weiß nicht, da hatte ich dann irgendwie keinen Grund schüchtern zu sein. Ich weiß, dass ist bescheuert aber nicht jeder kann sofort sein wahres Ich rauslassen, wenn man sich zum ersten Mal unterhält oder die Chemie einfach nicht stimmt."
Sie holte einmal tief Luft und fuhr wieder fort. "Ich meine als du mich im Coffeeshop angesprochen hast, da war ich auch schüchtern, das ist eben ein Teil von mir. Ich bin selbstbewusst, ich kann es nur nicht immer rauslassen. Es ist ja nicht so, dass ich mich mit anderen Leuten nicht unterhalten kann, ich brauch nur meistens ein wenig um aufzutauen."

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