#Spargelarme

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>I doubt Vodka is the answer but it's worth a Shot.<


„Hat Kim nicht gesagt, er würde sich freuen wenn wir kommen?", durchbrach Conner, wie letztes Mal auch, die Stille im Raum. Keiner von uns hatte auch nur einen Laut von sich gegeben, seit Carl seine Freundin quasi aus der Küche gezerrt hatte. 

„Da hat sie sich wohl geirrt", knurrte Jax und wandte sich dem mickrigen Spirituosen Angebot zu, um sich einen Drink einzukippen. „Wir sollten sie einfach schnappen und mitnehmen. Was will Carl schon machen? Uns mit seinen Spargelarmen schlagen?"

Die Halsschlagader meines Freundes pulsierte heftig, während er sich den Vodka pur in den Rachen kippte. 
Seine Wut im Zaum zu halten, fiel ihm sichtlich schwer. Und ganz Ehrlich? Ich kann es ihm nicht verübeln. 

„Ich denke, dass ist keine gute Idee. Das endet nur böse. Außerdem sind Amanda und Freya hier her unterwegs, die können wir nicht einfach hierlassen", gab Conner zu bedenken und bekam ein unterstützendes nicken von Mason.
Schweigend schob ich Jax meinen eigenen Becher rüber und ließ mir eine großzügige Portion Vodka einschenken.

„Und was sollen wir dann machen?", brummte mein tätowierter Freund wieder und blickte missmutig in die Runde.

Mason nahm Jax die Flasche aus der Hand und tätschelte seine Schulter. „Wir gehen ins Wohnzimmer, schauen das Kim, wenn möglich, keinen Alkohol mehr anpackt und passen auf sie auf, so wie sie sonst auf uns aufpasst. Also beruhig dich ein bisschen. Es hilft niemandem, wenn du hier Amok laufen möchtest."

„Beruhigen? Hast du gehört wie er mit ihr geredet hat?!", wütend starrte Jax, Mason nieder. „Als wäre sie sein Vorführhündchen. Das war widerlich! Und wenn er noch einen beschissenen Kommentar ablässt, weiß ich nicht, ob ich mich zurückhalten kann."

Seufzend stellte Mason seinen frisch gefüllten Becher zur Seite und legte beide Hände auf seine Schultern.

Einen Moment starrten sich die beiden einfach nur an und schwiegen.

Ich konnte Jax gut verstehen, nur war er eben ein wenig hitziger als wir alle und sollte sich besser erst einmal beruhigen, bevor wir die Küche verließen. Kim war ein schlagfertiges Mädchen, sie würde sich im Zweifelsfall auch ohne uns, als ihr Private, überambitionierte Security Truppe, behaupten können. 

„Wir alle liebe Kimi, aber wenn du dich da jetzt reinsteigerst, bringt das niemanden weiter. Du musst ruhig bleiben. Versuch zumindest den Eindruck zu erwecken, dass du Spaß hast, damit Kim sich keine Gedanken macht. Wir bleiben, bis sie im Bett ist und dann verschwinden wir", nuschelte Mason und tätschelte nochmal den breiten Rücken von Jax. 

„Na schön, aber wenn ich vielleicht seinen Fernseher vom Schrank schubse, macht mir keine Vorwürfe."

Mason ließ von unserem Kumpel ab und wandte sich mir und Conner zu. Sein Blick sagte uns eindeutig, wir sollten ein Auge auf Jax haben, bevor er etwas dummes anstellt.

„Lasst uns gehen Jungs", seufzte ich und ging voraus.

***

Wir saßen bereits eine ganze Weile auf der Couch, Jax in unserer Mitte, aus Sicherheitsgründen, und beobachteten Kim, die ein wenig hilflos neben Carl stand. Dieser vollführte mit ihr einen wahren Schaulauf durch den Raum, damit auch ja jeder sehen konnte, was für eine heiße Freundin er hatte.

Bei jedem Schnaps, den sie Kim aufschwatzten, musste einer von uns Jax zurück in die Couch drücken und bei jedem Getränk, das den Weg in ihre Hand fand, stieg auch meine schlechte Laune.

Warum ließ sie das mit sich machen? Sie lehnte immer erst ab, um sich dann doch überreden zu lassen. Meist drückte Carl ihr einfach das kleine Pinnchen in die Hand und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Vielleicht war sie hier und jetzt, ja doch nicht so schlagfertig wie sonst. 

Ich steigerte mich immer weiter in meine schlechte Laune rein. Nächstes Mal würde ich Jax nicht zurück ins Polster drücken, sondern mit ihm diese Luschen aufmischen. 

„Ich hol mir was zu trinken", brummte Jax irgendwann und erhob sich. Conner warf mir und Mason einen eindeutigen Blick zu und war unserem Kumpel dicht auf den Fersen. Die beiden verschwanden im Flur und ich konnte ein wenig durchatmen. 

„Hat Freya dir schon geschrieben?", wandte sich Mason nach kurzer Zeit fragend an mich.

Mit einmal Mal war die Spannung, die gerade erst meinen Körper verlassen hatte, wieder da. Scheiße, das hatte ich total vergessen. In all der Sorge um Kim, hatte ich total vergessen, dass Freya und Amanda mittlerweile da seien sollten. 

Eilig kramte ich mein Handy hervor und musste schluckend feststellen, dass ich schon drei unbeantwortete Anrufe und zwei Nachrichten von Freya hatte.

>Hey, wir sind an der Adresse, aber es wirkt nicht, als würde hier eine Party stattfinden.<

>Chase? Melde dich, es ist kalt und keiner macht auf.<

Die letzte Nachricht kam vor drei Minuten, hoffentlich war sie noch nicht abgehauen.

„Bin gleich wieder da." Schnell sprang ich auf und ließ einen lachenden Mason zurück, der mir noch etwas wie ‚Vollidiot'  hinterherrief.

Die wenigen Leute, die im Flur standen, schienen sich nicht um das Klingeln gescherrte zu haben. Oder sie waren vielleicht einfach nur Taub. Wer weiß das schon? Auf dieser blöden Party wäre das bestimmt auch möglich.

Ich riss die Tür auf und sofort erblickte ich Freya und Amanda, die auf den Stufen der Veranda saßen und sich leise unterhielten.

Keine von beiden schien bemerkt zu haben, dass ich einen kleinen Schritt aus dem Haus gemacht hatte und sie von hinten beobachtete.

Amanda hatte sich wieder schick gemacht. Ihre braunen Haare lagen in sanften Wellen über ihren Schultern und ihr kurzes gelbes Top, gab einen kleinen Spalt Haut zwischen ihrer Hose und dessen Saumen frei. Wenn Conner das sieht, wird seine Kinnlade den Boden treffen, da war ich mir sehr sicher.
Beim besten Willen konnte ich nicht verstehen, warum sie sich in der Uni immer anzog wie eine zugeknöpfte Jungfer, wenn sie doch scheinbar genau wusste, wie sie sich zurecht machen konnte.

Freya hingegen war das Gegenteil von ihr, ihre zerrissenen helle Jeans und das weiße Top konnten definitiv nicht mit Amandas Partyoutfit mithalten. 

Nicht das einer das falsch versteht, sie war immer noch heiß aber Amanda war heute Abend einfach flotter unterwegs.

„Willst du uns weiter anstarren? Oder bittest du uns vielleicht auch mal rein? Wir warten schon eine halbe Ewigkeit."

Irritiert blinzelte ich ein paar Mal. Amanda hatte mich aus meiner kleinen Traumwelt gerissen.
Ich hatte nicht mal bemerkt wie die beiden ihre Köpfe zu mir umgewandt hatten.

„Klingt nach einer ziemlich lahmen Party da drinnen. Die Musik ist so leise, dass ich sie draußen kaum gehört habe", sagte Freya und ließ sich von Amanda hochziehen, nachdem diese selbst aufgestanden war.

„Ich habe dir gesagt, dass wird eine beschissene Party", erinnerte ich sie schnell.

Daraufhin verdrehte Freya nur die Augen und drückte sich an mir vorbei, ins Haus hinein. Amanda zwinkerte mir einmal kurz zu, als sie ebenfalls an mir vorbeilief und sich, wie ihre Freundin, im kleinen schmalen Flur umsah.

„Ist Kim auch da?", fragte Freya irgendwann und wandte sich zu mir um. Ihre braunen Haare, die sie heute mal glatt und offen trug, flogen dabei durch die Luft und hätten beinahe Amandas Gesicht getroffen.

„Körperlich ist sie anwesend, aber ihr Geist ist in einem alkoholisierten Paralleluniversum. Warum fragst du?"

„Ich habe sie gestern auf dem Campus getroffen und sie hat mir gesagt, wie sehr du dich freust mich heute wieder zu sehen.", sagte sie und grinste mich Siegessicher an. 


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