Kapitel 4

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PoV Levi

Neugierig sah sie mich an.
Wobei mir wieder auffiel wie stechend ihre Augen doch waren.
Wenn sie dich ansieht hast du Angst dass ihre Augen dich verschlingen und nie wieder gehen lassen.
Doch gerade das war es was sie auch so schön machten.
Diese giftige Direktheit.

»Direkt nach meinen Schulrauswurf war ich zwei Wochen in der Entzugsklinik. Ich lebe bei meinem Onkel und dem ist es nicht wirklich wichtig was mit mir ist aber die Schule hat das Jugendamt informiert und die haben mich dann in die Klinik gesteckt. Da war ich auch noch bis vorgestern..«

Ich wusste nicht genau warum ich es ihr erzählte.
Das letzte Mal hatte ich über meine Probleme geredet..ja wann eigentlich?
Doch bei ihr bekam ich einfach das Gefühl mich öffnen zu können.
Dachte sie würde es verstehen.
Mich nicht verurteilen.

Es ist so einfach einen Menschen abzustempeln und zu verurteilen doch sie wirkte völlig frei gegenüber allem.
Sie reagierte locker als ich ihr über mein..nennen wir es Problem berichtete.

»..Doch direkt nach meiner Entlassung hab ich wieder was genommen. Mein Onkel hatte mich an diesem Tag echt beschissen empfangen und aus Frust setzte ich mir nen' Schuss. Danach ging es mir besser. Körperlich zumindest..aber innerlich fühlte ich mich beschissen und wie der letzte Dreck. Wie jemand der es nicht verdient zu leben«

Die letzten Worte schmerzten beim Aussprechen in meiner Brust.
Brannten regelrecht.
Doch genau so fühlte ich mich.
Ich hatte versagt.
War es nicht wert zu leben.

»Ich versteh dich..« sagte sie wobei ihre Stimme einen melancholischen Ton angenommen hatte.
»Tch..genau« erwiderte ich ironisch.
Wie sollte sie das denn bitte verstehen?

»Ich verstehe dich wirklich! Ich weiß wie es ist wenn dein Körper etwas will das du nicht willst..« jetzt klang sie wirklich traurig.

»Nimmst du..auch was?« fragte ich vorsichtig.
Aber einen wunden Punkt hatte ich anscheinend eh schon getroffen.
Sie nickte nur wortlos und starrte ihre ineinandergreifenden Hände an.

Das überraschte mich nun doch.
Klar,sie sah kaputt aus aber nicht unbedingt wie ein Junkie.
»Warum hast du denn nichts gesagt?«
»Keine Ahnung..schätze ich wollte mich einmal normal fühlen und nicht wie ein Freak«
Ich verstand Akaya.
Und wie gut ich sie verstand.

»Ich vermute mal du willst kein Mitleid aber was ich dir sagen kann ist das ich denke das du ein verdammt starker Mensch bist. Alleine darüber zu reden ist so mutig!«
Ich wusste nicht ob "mutig" das richtige Wort ist.
Doch was ich wusste war das ich ihr,ihre Worte abnahm.
Sie meinte was sie sagte.

»Gib mir mal dein Handy« meinte sie und nach einem "Wieso?" von mir und einem "Mach einfach" von ihr drückte ich es ihr in die Hand.

Kurz drückte sie ein paar Tasten ehe sie es mir wieder gab.
»Ich hab meine Nummer eingespeichert. Und wenn was ist-ganz egal was,ruf mich an.
Ich bin da..versprochen« Mit diesen Worten stand sie einfach auf und ließ mich verblüfft zurück.

Ihr Name der noch immer auf meinem Bildschirm leuchtete ließ mich erstaunt den Kopf schüttel.
Dieses Mädel war definitiv interessant.

Der Tag zog sich beinah endlos in die Länge und nur die letzte Stunde war ertragbar.
Aber auch nur weil Akaya und ich uns gegenseitig unsere Arme bemalten.
Dabei fiel mir die kleine Einstichstelle auf ihrem Arm auf.
Ich sagte nichts dazu dachte mir nur wie schade es sei das jemand wie sie schon so tief in der Scheiße saß.

Mein Arm sah im Endeffekt viel besser aus als ihrer.
Akaya konnte wirklich gut malen.
Besonders Rosen.

Am Ende des Tages fragte sie mich ob wir zusammen im Bus sitzen können was ich verneinen musste.

Heute holt mich mein Onkel von der Schule ab.
Ich weiß nicht warum..vermutlich hat er nur Langeweile.
Klar wäre eine Busfahrt mit ihr cooler gewesen doch Kenny abzusagen wäre vieles aber nicht schlau.

Wir liefen noch gemeinsam aus der Schule bevor sie sich mit einem kurzen Hand heben von mir verabschiedete.
Sofort sah ich das graue Auto meines Onkel und lief mit versteinerter Miene auf dieses zu.

»Ey jo Levi! Wer war denn die Süße da? Deine Freundin? Bin ich froh drüber..dachte schon du bist ne' Schwuchtel«
Mit einem Augenverdrehen setzte ich mich neben meinen homophoben Onkel.

Ich war nicht schwul hatte aber eben auch nichts dagegen.
Jeder soll lieben wenn er will.

»Nur eine Freundin« meinte und legte den Gurt an.
Wir waren nicht wirklich Freunde könnten es aber wohl irgendwann werden.
Zumindest wenn ich es bis dahin nicht verbockt hatte.

»Bring sie doch mal mit!«
In diese Drecksbude?
Nein danke.

»Mal schauen..« meinte ich leicht genervt und starrte aus dem Fenster.
Kenny ist kein komplett schlechter Mensch..
Zumindest wenn er nüchtern ist was eher selten der Fall ist.
Er vertrug leider überhaupt kein Alkohol.
Und wenn er etwas trank war er noch schlimmer als sonst.

Wirft Sachen durch die Gegend gelegentlich auch gegen mich.
Schreit herum und verwüstet alles.
Selbst ich als absoluter Sauberkeitsfreak komme mit dem putzen nicht mehr hinterher obwohl ich es eklig finde.

Öfters rutscht ihm dann auch die Hand aus und ich bekomm ordentlich eine gescheuert oder gleich ein blaues Auge.
Doch das war okay.
Es störte mich nicht mehr.

»Warum wolltest du mich heute abholen?« fragte ich ihn neugierig.
»Brauch ich einen Grund um meinen Neffen abzuholen?«
Okay,ganz klar.
Entweder wollte er etwas oder hatte etwas richtig schlimmes angestellt.

»Was hast du getan?«
»Das ist schwierig..sagen wir deinen Gitarre wurde einmal in der Mitte geteilt«
»Was?«
Wäre ich nicht gerade in einem engen Auto wäre ich mit Sicherheit entsetzt aufgestanden.

»Es war ein Unfall«
Unfall? Ja,vermutlich hast du sie komplett betrunken geschrotet.
Am liebsten hätte ich etwas gesagt oder gleich losgeschrien.
Die Gitarre war das letzte Geschenk meiner toten Mutter.
Sie bedeutete mir die Welt und war das einzige was ich noch von ihr hatte.

Und plötzlich wurde die Wut durch Trauer ersetzt.

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt