Kapitel 15

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PoV Akaya

Schon total niedergeschlagen öffnete ich die Tür und starrte leicht verwirrt die Frau vor mir an die aussah als würde sie gerade gehen wollen.
Sie trug eine weiße Bluse,einen dunkelblauen Roch und ihr lockerer Dutt saß perfekt.

»Oh..hallo! Du Musst Akaya sein,richtig?« fragte mich die leicht pummelige Brünette.
»Ähm..ja? Und Sie sind..?«
Noch bevor mir die sympathisch aussehende Frau antworten konnte schob sich meine Mutter in mein Sichtfeld.
»Das ist Frau Bebel,jemand vom Jugendamt« platzte sie heraus.
»Jugendamt? Warum?«

Die Brünette kam wieder nicht zu Wort.
»Wir möchten dich in eine Wohngruppe geben. Ich wollte ja erst das du in ein Kinderheim in einer verlass- ich meine passenden Gegend kommst..um normal zu werden aber diese Dame hier hatte etwas anderes für dich im Sinn«
Sprachlos starrte ich sie an,wusste gar nicht was ich hätte sagen sollen.

»Frau Tanaka..hätten sie ihr das nicht etwas feinfühliger beibringen können?« fragte die Jugendamtangestellte.
»Ach was..sie ist ziemlich..hart im nehmen. Außerdem sollte sie sich freuen! Diese Frau hier wird nämlich schauen ob sie einen Platz in einer Wohngruppe in Amsterdam findet..ist das nicht-«

Weiter kam meine Mutter diesmal nicht da die Brünette sie unterbrach.
»Amsterdam ist eine wirklich tolle Stadt mit einer fabelhaften Umgebung. Es ist ein friedlicher und ruhiger Ort. Perfekt für..Problemjugendliche wie dich. Du wirst dort mit Kindern in deinem Alter zusammenleben und viele Erfahrungen sammeln..Ich werde alle Hebel in Bewegung setzten damit du diese Chance bekommst«

»Also erstmal..ich versteh gerade gar nichts mehr..und außerdem..Amsterdam ist so schrecklich weit weg« hauchte ich leise als ich es realisierte.
»Das ist der Sinn. Es ist ein Neuanfang für dich. Deine Mutter hat schon das kompletten Sorgerecht für dich ans Jugendamt übergeben. Und ich denke dass das für alle gut ist«

Gut?
Was ist gut daran etliche Stunden von Levi getrennt zu sein?
Sechs oder sieben Stunden waren das mindestens.

»Ich will das nicht!« sagte ich mit lauter Stimme und raste wieder aus der Wohnung.
Die Treppen hoch bis hin zum Erdgeschoss und dann aufs Dach rauf.

Die kühle Nachtluft wirbelte durch meine Haare und zog sich beruhigen über meine Haut.
Sieben Stunden..
Wir würden auf jeden Fall den Kontakt zueinander verlieren.

Ich war mir nicht ganz sicher was ich fühlte..
In dieser Sekunde dachte ich das mein Inneres in Flammen steht.
Und es gab keine Möglichkeit diese zu löschen.

Niedergeschlagen setzte ich mich auf die Kante und ließ die Füße in der Luft baumeln.
Der in Lilafarben getauchte Himmel lag über mir und der Wind prallte von vorne gegen meine Brust.

Vielleicht hätte ich glücklich sein sollen.
Amsterdam ist wirklich schön und mein "Zuhause" hasste ich sowieso.
Das wäre meine Chance auf ein freies und besseres Leben.
Aber war es das wert?

Ach,was rede ich denn da?
Mir wurde die Entscheidung ohnehin schon abgenommen.
Immerhin hatten jetzt fremde Leute mein Leben in der Hand.

Und so starrte ich einfach nur den Himmel an und beobachtete wie es immer dunkler und dunkler wurde.
Früher saß ich hier oft mit meinem Papa.
Wir haben diesen Ort immer "das Dach der Welt" genannt.
Immer wenn er hier auf der Kante saß und mich kleines Ding in den Armen hielt schrie ich ganz aufgeregt: "Papa,Papa! Wir sitzen auf dem Dach der Welt!"
Damals dachte ich wirklich das das hier der höchste Punkt der Welt sei und fühlte mich großartig.

Das alles hörte schnell auf.
Ungefähr als mein Bruder fünf Jahre alt war verging die Liebe meiner Eltern für mich.
Meine Mutter fing an mich als als nervig zu bezeichnen und mein Vater wurde abweisender.
Er spielte noch hin und wieder mit mir doch selbst das legte sich schnell und so verbrachte ich meinen zehnten Geburtstag alleine,tränenüberströmt in meinen Zimmer.

Wenn meine Mutter oder mein Bruder mich anschrieen stand er nur daneben und sagte kein Wort doch selbst das hatte sich jetzt geändert.
Er liebte mich nicht mehr.
Und wenn ich Levi erzähle dass uns bald gute 700 Kilometer trennen wird er mich auch hassen weil ich ihn alleine gelassen habe.

Meine Gefühle überschlugen sich regelrecht und ich fühlte so vieles gleichzeitig,dass ich gleichzeitig nichts mehr fühlte.
Nichts außer die Taubheit,die durch die stummen Schreie in meinem Inneren verursacht wurde.

Der Rand auf dem ich saß war schmal und selbst durch die Hose spürte ich die Kälte an meinem Hintern.
Glücklicherweise waren in meiner Jackentasche noch Kippen die ich herausholte und mir eine anzündete.
Den Qualm pustetet ich in die dunkle Nacht ehe ich mich wieder meinen Gedanken zuwendete.

Würde ich sterben wenn ich jetzt nur ein paar Zentimeter nach vorne rutsche und mich in die Tiefe fallen lassen?
Wahrscheinlich schon.
Oder ich ende komplett demoliert im Krankenhaus.

Das Wissen das ich nur ein wenig Mut bräuchte ließ mich erschaudern.
Wie schnell das Leben vorbei sein konnte wurde mir in dieser Sekunde klar.
Wie schwach und zerbrechlich wir doch eigentlich sind.

Eine falsche Bewegung und ich wäre tot.
Und genau aus diesem Grund entschloss ich mich dafür nicht zu springen,nicht so.
Nicht ohne vorher noch einmal zu versuchen dieses Leben zu überleben.
Ich meine,ich war nicht selbstmordgefährdet nur müde vom Leben.
Dazwischen lagen Welten.

Ab jetzt konnte es ja eigentlich nur noch Bergauf gehen,oder?

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt