Kapitel 16

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PoV Akaya

»Amsterdam?« fragte Levi als ich ihm am nächsten Tag in der Pause davon erzählte.
»Ja..es war schon länger geplant das ich weg komme und der einzige Grund warum es noch nicht zu 100 Prozent feststand war das mein Vater sind für mich eingesetzt hat aber darauf hat er jetzt keine Lust mehr«

Gestern hatte mir meine Mutter erzählt das sie schon vor Monaten mit den Vorbereitungen angefangen haben.
Wenn es nach ihr ginge dann würde ich in irgendein Heim kommen doch aus irgendeinem Grund hat sich die Frau vom Jugendamt für mich eingesetzt und morgen erfahre ich ob ich einen Platz in der Wohngruppe in Amsterdam bekomme.

»Das ist sehr weit weg..« sagte er nachdenklich und zog an seinem Joint.
Mir war gerade nicht danach,ich wollte nur wissen was er von der ganzen Sache hielt.
»Ich weiß und ich wünschte ich könnte es ändern..«

»Was? Warum? Das ist eine großartige Chance!«
»Vielleicht aber dann verliere ich dich..wir können nicht mehr miteinander reden..und nach Berlin fahren wir auch nicht«
Nur der Gedanke ohne meinen einzigen Freund zu leben ließ mich regelrecht durchdrehen.

»Mach mal halblang. Es gibt sowas wie Handys und vielleicht können wir uns mal an den Wochenenden oder in den Ferien treffen«
Vielleicht hätte ich angesichts seiner lockeren Reaktion fröhlich sein sollen doch meiner Meinung nach steckte er es zu locker weg.

»Dir geht das komplett am Arsch vorbei,oder?«
Daraufhin sah er mich nur verwirrt an und mit einem letzten Blick schnappte ich mir meine Jacke und lief weg.
Normalerweise hätte ich sicher nicht so reagiert doch an diesem Tag fühlte ich mich einfach nur schrecklich was auch daran liegen könnte das ich gestern nichts mehr genommen hatte.

Also kramte ich aus meinem Rucksack einfach eine Pille Ecstasy und warf sie ein.
Pillen war eher nicht so mein Ding doch Notfalls half es auch und erfüllte den Zweck.

Apropos Drogen..wie soll ich das erstmal machen wenn ich gefühlt am Arsch der Welt lebe?
Hier hatte ich meinen Dealer des Vertrauens und abgesehen davon bekam man hier regelrecht an jeder Ecke Stoff.
Ich kann ja schlecht die Betreuer fragen wo man in Amsterdam am besten Heroin herkriegt.

Vielleicht sollte ich es einfach erzählen.
Dann werde ich in den Entzug gesteckt und kann irgendwann ohne Chemie glücklich werden.
Doch hatte ich wirklich Lust auf diese Tortur?
Tage lang nur zu kotzen und leiden?

Erschöpft setzte ich mich in den noch leeren,nicht abgeschlossenen Klassenraum.
Das einzig gute daran das ich schon länger Drogen nahm war das die Wahnvorstellungen nach dem einwerfen von Ecstasy nachgelassen haben.
Mittlerweile sehe ich also weder Schneewittchen und die sieben Zwerge tanzen,bunte Wände auf mich zukommen oder mich selbst singend auf einem Karussell.

Das einzige was ich spürte als es wieder zum Unterricht klingelte war pure Glückseligkeit.
Ich spürte wie das Blut durch meinen Körper rauschte und fühlte mich entspannt.
Keine Sorgen.
Kein Kummer.

Mein Kopf war frei und auch auf Levi war ich nicht mehr sauer.

»Akaya? Geht's dir gut?« hörte ich Levi fragen der sich gerade neben mich setzte.
»Klar!«
»Sicher? Du warst doch gerade eben noch sauer«
»Ja,jetzt aber nicht mehr«
Ich lächelte ihn an.

»Fuck,hast du was genommen?« fragte er plötzlich panisch und näherte sich mir wobei er mein Kinn anhob und mir in die Augen sah.
»Du hast definitiv was eingeworfen..Was soll der Scheiß? Bist du bescheuert?«
»Seit wann kümmert es dich dass ich meinen Körper zerstöre?«

»Von Anfang an? Du..ach vergiss es einfach«
Und ich vergaß es wirklich und hinterfragte es nicht mehr.
Zuckte einfach mit den Schultern und grinste meine Lehrerin an die mir gerade "traurig" mitteilte wie schade es doch sei das ich die Klasse verlasse.

Zwar stand noch nicht fest wo genau ich hinkomme aber übermorgen bin ich auf jeden Fall weg.
»..und deshalb werden wir dich alle wahnsinnig vermissen«
Ich nickte nur obwohl ich kein Wort von ihrem Geplapper mitbekommen hatte.

»Kann ich kurz eure Aufmerksamkeit haben?« fragte die Lehrerin dann und erstaunlicherweise verstummte die Klasse wirklich.
»Ich weiß nicht ob ihr es schon wisst aber ab übermorgen wird Akaya nicht mehr in unserer Klasse sein. Auf Grund von familiären Gründen wird sie die Stadt verlassen und deshalb bitte ich euch schon mal im Voraus das
ihr sie alle nett verabschiedet«

»Endlich..« sagte Petra und das nicht unbedingt leise woraufhin fast jeder anfing zu lachen.
»Petra! Muss das sein?«
»Nein..schon gut Frau Petter! Wisst ihr was? Ihr könnt mich alle mal! Ich danke Gott dafür das er mir weitere Verblödung in dieser Klasse erspart«

Grinsend stand ich auf.
Ich hatte eh nicht geplant morgen zur Schule zu gehen.
Wozu auch?
Also könnte ich mich jetzt auch gebührend verabschieden.

»Adios ihr Spinner!« sagte ich lächelnd und wollte schon die Tür hinter mir zu schlagen als ich erneut die hohe Stimme der Blondine hörte.
»Freak..« war alles was sie sagte doch statt einem Konter antwortete ich nur "Das bin ich..und zwar gerne"

Und es stimmte.
In dieser Sekunde fühlte ich mich selbstbewusst und alles Negative trat in den Hintergrund.

Die Straßen bis hin zu unserer Wohnung hüpfte ich und erst bei der Hälfte fiel mir auf das es mit dem Bus oder der U-Bahn viel schneller gegangen wäre,doch auch das war mir egal.

Die Blicke der Passanten ignorierend hüpfte ich mit einem unbeschwerten Lächeln einfach weiter.
Ich wollte die ganze Welt umarmen und nie wieder loslassen.

Vermutlich hätte ich normalerweise zu Fuß eine kleine Ewigkeit gebraucht doch diesmal ging das alles echt fix was auch daran liegen könnte das ich weder meine Beine wirklich spürte noch die Zeit im Blick hatte.

Auch die Blicke meiner Familie ignorierte ich als ich mit einer perfekten Pirouette an ihnen vorbei huschte.
Vielleicht sollte ich eine Karriere als Tänzerin in Betracht ziehen?

Die Tür in meinem Zimmer fiel hinter mir zu und tanzend sowie singend spielte ich meine Lady Gaga-Playlist ab.

Alles in mir wurde erträglicher,leichter und als ich mir für den Kick auch noch mein Spritzbesteck herausholte,alles vorbereitete und anschließend die helle Flüssigkeit in meine Venen drückte, war ich endgültig federleicht und frei.

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt