Kapitel 5

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PoV Levi

»Und du denkst wenn du mich von der Schule abholst was ich im übrigen nicht wollte,dass es dann ungeschehen ist?«
»Ist mir eigentlich egal und von der Schule hab ich dich nur aus Langeweile abgeholt«
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich musste mich stark zusammenreißen um nicht auszurasten.

Ich war stark,sehr stark trotz der Tatsache das ich in den letzten Monaten viel abgenommen hatte.
Aber er war eben stärker.

Ich leide jetzt seit Jahren an einer Angststörung genauer gesagt an einer Panikstörung sowie auch an einer chronischen Depression.
Als ich damals die Diagnose bekam war ihm das komplett egal und er zuckte nur mit den Schultern.
"Das haben doch alle Teenies. Sowas ist normal" hatte er gesagt.

Sicher..ist normal.
Normal bei den täglichen Attacken jedes Mal Todesangst zu bekommen.
Normal.

»Lass und zu Mc's fahren..ich hab Bock auf nen' Burger« meinte Kenny und bog nach links ab.
Ich hatte sowieso ein wenig Hunger also passte mir das ganz gut.

Er parkte das Auto und gemeinsam stiegen wir aus.
»Essen wir hier oder zuhause?« fragte er an mich gerichtet.
Ich wollte erst "hier" sagen bis ich meine Klasse entdeckte und schnell mit einem "Zuhause" antwortete.
Stimmt,die wollten ja auch hierherkommen.

»Was willst du haben?«
»Zwei Bic Macs..« meinte ich beiläufig und versuchte möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen.
Ich hatte keine Lust darauf diese Leute auch noch Nachmittags ertragen zu müssen.

Glücklicherweise entdeckte mich keiner der anderen und mit dem Essen stiegen wir wieder ins Auto.
»Ich hab übrigens dein Versteck gefunden..ich dachte du bist clean?« sagte mein Onkel während er sich eine Pommes in den Mund schob.

Scheiße..
Ich wusste nicht ganz genau was ich hätte sagen sollen.
Leugnen ging ja wohl schlecht.

»Mich stört's nicht. Pass bloß auf das du dir nicht Zuviel reinjagst hab kein Bock nochmal vom Jugendamt belehrt zu werden«
Sprachlos starrte ich ihn an.
Nicht die Reaktion die ich erwartet hatte.
Obwohl..ich hätte es mir denken können.

Stumm nickte ich und starrte aus dem Fenster an dem Regentropfen hinabliefen.
Es regnete und erst jetzt fielen mir die dunklen Wolken auf.

»Da braut sich wieder was zusammen..son Scheiß auch. Ich wollte heute Abend grillen«
Ich hatte sowieso keine Lust auf verkohle Würstchen also war mir das Recht.

Vor unserem Block parkte er das Auto.
Mittlerweile regnete es in Strömen.
Schnell rannte ich zu dem grauen,großen Gebäude.
Was eigentlich mehr ein Klotz als eine Neubauwohnung war.

Dieser Ort hatte die perfekte Kulisse für einen schlechten Horrorfilm.
Endlos scheinende Treppen,gruselige Nachbarn und dann dieser kleine Spielplatz direkt vor unserer Tür,dessen Schaukeln sich immer wie von selbst bewegten.

Ich hasste das ewige Treppen laufen und das unsere Wohnung im vierten Stock war half nicht unbedingt.
Manchmal fragte ich mich wieso wir überhaupt noch eine Wohnung hatten.
Kenny ist Handwerker..zumindest mehr oder weniger.
Er ist vielleicht einmal die Woche dort.

Gleich nachdem die Tür hinter uns zu fiel kämpfte ich mich durch die Berge aus Müll und sonstigem Kram zu meinem Zimmer.
Mein Zimmer war der einzige Ort an dem es sauber war und ich mich halbwegs wohlfühlte doch als ich es betrat hätte ich fast einen Herzinfarkt bekommen.

Mein Schreibtisch-umgeworfen.
Meine Wand-zerfledert.
Mein Zimmer-komplettes Chaos.
Und in all dem Dreck auf dem Boden und Sachen die er aus meinem Regalen geworfen hatte lag die alte,braune Gitarre.
Vorsichtig bückte ich mich um sie aufzuheben.
Und tatsächlich-sie war einmal in der Mitte geteilt.
Keine Ahnung wie er das geschafft hatte.

Mit hektischem Blick betrachtete ich mein verwüstetes Zimmer und ließ mich schließlich überfordert auf den Boden fallen wo mein Blick immer noch auf der Gitarre lag in der so viele Erinnerungen steckte.

Traurig fuhr ich über das zerfetzte Holz und merkte wie ich dabei eine Art Film auf der glatten Oberseite hinterließ.
Panisch blickte ich auf meine Hände die klitschnass waren.
Nicht jetzt..bitte nicht.

Hektisch stand ich auf.
Lief im Zimmer umher was durch das ganze Zeug nicht so einfach war und versuchte mich abzulenken.
An etwas anderes zu denken.
Währenddessen spürte ich mein hektisches Herz wie wild schlagen und das Blut durch meine Venen pumpen.

Ängstlich fuhr ich mir durch die Haare und versuchte nicht daran zu denken das ich in dieser Sekunde jeden einzelnen meiner Herzschlag spürte die mitunter fast schon schmerzhaft waren.

Panisch griff ich nach meinem Handy.
Ich handelte aus Angst da ich wusste das es erst der Anfang war und rief sie an.
Das Telefon klingelte nur zwei mal ehe sie abnahm und sofort fragte ob alles okay sei.

»Ich..nein. Bitte hilf mir..ich..« weiter kam ich nicht.
Nicht weil ich es nicht wollte sondern weil ich es nicht konnte.
Das Atmen fiel mir schwer und ich bekam kaum Luft.
Tränen traten mir in die Augen als ich dachte ich würde ersticken.

Ich hatte es doch schon so oft erlebt..fast täglich.
Manchmal ist es schlimm und manchmal weniger schlimm.
Doch jedes Mal aufs Neue hatte ich das Gefühl das sich Hände um meinen Hals legten und zudrückten.

»Oh Gott Levi..wo bist du?« fragte sie hektisch.
Ich konnte nicht antworten,musste mich darauf konzentrieren nicht umzukippen.
Mit zittrigen Händen schickte ich ihr meine Adresse und legte kurz darauf auf um panisch nach Kenny zu rufen.
Sowas tat ich normalerweise nie doch heute war es anders.
Schlimmer.

»Man,Levi. Könntest du bitte etwas leiser pubertieren? Ich schaue gerade Fußball« meinte dieser jedoch nur und stellte den Fernseher noch lauter.

Hektisch rannte ich zum Fenster und lehnte mich hinaus.
Dachte es würde etwas an dem Gefühl ändern das ich dachte zu ersticken doch das tat es nicht.

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt