Kapitel 34

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PoV Akaya

Schnell rieb ich mir über die Augen, die Anderen sollten nicht sehen das ich geweint hatte. Und wenn doch würde ich mir eben was ausdenken.

Er war weg.
Warum konnte ich ihn nicht einfach hassen?
Dann hätten meine schon längst eingerosteten Tränendrüsen nicht wieder aktiv werden müssen.

Auch wenn er mich verletzt und verlassen hatte war er trotzdem mein Vater.
Mein Vater, der Nächte damit verbrachte Karamellbonbons mit mir zu machen.
Mein Vater, der mir als Kind stets Küsse auf die Nasenspitze drückte und mir jeden Abend vorlas.
Mein Vater der, sich um mich sorgte als er sah wie dünn ich war und mir versuchte zu helfen.
Mein Vater, den ich liebte.

Stark bleiben, rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis.
Ich hob meine gesenkten Schultern an, schluckte meine Tränen runter und näherte mich der Gruppe aus Leuten.
Aaron und Tom waren so ins Reden vertieft das sie mich gar nicht bemerkten.
Aber Levi bemerkte mich und sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich das er mir keine meiner geplanten Ausreden abkaufen würde.
Nichts mit 'Pollenallergie' oder 'Entzündung'

»Ist alles okay?« fragte er und sorgte somit dafür das ich brach. Kaputt ging und in tausend Teile zerfiel. Meine Brust und vermutlich auch mein Herz zogen sich zusammen und ehe ich es verhindern konnte liefen bittere Tränen meine Wangen hinab.
Ich schien den Verstand verloren zu haben.
Weinen vor andern? No-Go!
Diese eine kleine verdammte Frage riss mich in dieser Sekunde innerlich auseinander und ich konnte mich nicht mehr halten.

»Komm her.« sagte Levi ruhig.
Er stellte keine Fragen, hetzte mich nicht und nahm mich einfach in den Arm.
Wenn es mir nicht so verdammt beschissen gegangen wäre hätte ich sicher auf die Wärme seines Körpers, seine Hände auf meinem Rücken oder die Liebe seiner Worte,die er nur ins Ohr flüsterte, geachtet.

Meine Selbstbeherrschung fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Doch das war okay.
Ein einziges Mal durfte ich mir auch mal erlauben schwach zu sein.

Scheinbar hatten auch die Anderen mitbekommen was los war und schlossen mich einfach in ihre Arme. Sogar Frau Bebel machte mit, nur Caroline stand angepisst daneben und murmelte etwas von "Peinlich" und "Komplett daneben"
Doch auch das war okay denn der warme Kokon um mich herum schottete mich von allem Bösen dieser Welt ab.

»Es wird alles gut« hörte ich es sagen.
Von wem diese Worte kamen wusste ich nicht da meine Konzentration mir selbst galt. Ich versuchte mich zu beruhigen doch vermutlich wollten alle Gefühle die ich so lange unterdrückt hatte raus, und das genau jetzt.

Und die Einsicht die mich in dieser Sekunde traf verpasste mir den letzten entscheidenen Schlag. Ich war kaputt. So verdammt kaputt.
Doch selbst dieses Wissen stimmte mich nicht trauriger.
Es war so unfassbar okay.

»Gehts?« fragte Aaron und zog eine seiner blauen Augenbrauen besorgt hoch.
Ich hatte mich von meinen Freunden gelöst und wischte mir jetzt mit dem Stoff meines
Sweatshirt über die Augen.

»Ja« sagte ich wahrheitsgemäß und atmete tief ein. Es ging wieder. Ich hatte mich ausgeheult und fühlte mich jetzt so befreit wie noch nie.

»Ich will dich wirklich nicht hetzen aber wir sind schon viel zu spät dran!« sagte Frau Bebel mit Blick auf die Uhr. Sie hatte Recht. Und ja, sie hetzte mich.

Widerwillig drehte ich mich zu erst zu Aaron der immer noch besorgt dreinschaute.
Jeder Typ könnte sich freuen wenn er ihn an seiner Seite hatte.

»Tut mir leid dass ich so egoistisch bin aber am liebsten würde ich dich hier behalten« murrte er traurig.
»Tschüss, Schlumpf« sagte ich lächelnd.
Es war der Spitzname den er mir verpasst hatte dabei war er derjenige mit den blauen Haaren!

»Tschau..« er umarmte mich und wieder war ich kurz davor loszuheulen.
Abschiede sind wirklich emotional.

»Ich schreib dir Briefe.« sagte er und hatte nun zu seinem Zahnpastalächeln zurückgefunden.
»Briefe? So richtig old School?« fragte ich.
»Genau. Und ich erwarte das ich welche zurückkriege«
Das war keine Frage sondern ein Befehl.
»Ay, Ay Boss!«

Tom sah fast noch niedergeschlagener aus als Aaron am Anfang also umarmte ich auch ihn.
Bis jetzt hatte ich mich gegen alle seine körperlichen Berührungen gewehrt da ich mich noch nicht bereit dazu fühlte doch gerade brauchte er das und auch ich wollte meinen kleinen Bruder am liebsten in den Koffer stopfen und mitnehmen.

»Ich werde dich nicht vergessen. Und ich werde dich nie wieder verletzten Kay«flüsterte er mir ins Ohr und mein Hals der leicht feucht war zeigte mir das er weinte. Er weinte wirklich. Ganz echt und ohne Show.

»Ich dich auch nicht« hauchte ich zurück.
Meine Stimme brach dabei leicht da sich neue Tränen anbahnten.

Doch am meisten graute es mir davor ihn zu verabschieden.
Den Jungen der mir heute seine Liebe gestanden hatte und auch der für den ich selbst so starke Gefühle hatte.
Er lächelte. Ein wunderschönes, sanftes Lächeln.

»Ich sollte das wohl nicht sagen aber du siehst nach dem Weinen verdammt schön aus«
So ein Spinner dachte ich mir, grinste dabei allerdings.

Er kam auf mich zu und umarmte mich erst kurz ehe er mich losließ und aufmerksam mein Gesicht studierte.
»Wunderschön..« hauchte er mir entgegen und fuhr mit dem Finger über meine durchs Weinen rot angeschwollenen Lippen.
Das passierte immer wenn ich weinte.

Und noch bevor ich die liebevolle Berührung überhaupt wahrnahm hatte er seine Lippen auf meine gedrückt. Nur kurz und doch intensiv.
Vor allen hatte er mich geküsst und somit erneut ein Gefühlschaos in meinem Kopf angerichtet.

Alle schienen sich zu freuen bis auf Caroline die scharf die Luft einatmete und mich dann mit Blicken strafte.
Doch selbst das war mir egal.

Nicht um sie zu ärgern sondern weil ich es selbst wollte legte ich meine Lippen erneut auf seine.
Hmmh..einfach himmlisch.

»Ich werde dich vermissen..jeden einzelnen Tag.« sagte ich leise so dass es keiner hörte.
»Ich dich auch. Jede verdammte Sekunde. Aber eins kann ich dir sagen, ich werde dich nie wieder gehen lassen.«

Es brach mir regelrecht das Herz mich von ihm zu verabschieden. Doch bald begann der Winter. Levi hatte im Winter Geburtstag also würde ich ihn besuchen kommen.
Scheiß mal auf die Entfernung..ich werde ihn nicht verlieren.

Und so lief ich mit zwei Koffern bepackt zum Auto. Drehte mich nicht mehr um und stieg einfach ein.

Adios Leute.

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt