Kapitel 58

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PoV Akaya

Die Zeiger der vom Mond erleuchteten Uhr zeigten 1:39 Uhr an als ein markerschütternder Schrei meinen schönen Schlaf zerschnitt und ich plötzlich kerzengerade im Bett saß.
Levi, der neben mir lag, war schweißgebadet und sein Gesicht war schon beinahe schmerzhaft verzerrt während er wimmerte.
Seine Augen flackerten leicht als ich ihm durch die feuchten Haare fuhr.
»Schlecht geträumt, hm?« fragte ich was er unbeantwortet ließ und sich sichtlich mühsam aufrappelte.

»Kann ich duschen? Ich glaub, es fängt an.« sagte er leise, ich nickte nur und stellte mich auf eine schlaflose Nacht ein was nicht wirklich schlimm war.
Zwei oder drei Tage kam ich problemlos ohne Schlaf aus was nicht hieß dass ich es manchmal einfach so tat.
Ich liebte Schlafen, es war die einzige Welt in der man alles erreichen konnte was man wollte.
Ausnahmslos.

Du willst eine Prinzessin/ Fee sein? Bitte, viel Spaß.
Mit Verstorbenen reden oder mit Leuten die du dich nicht traust anzusprechen? Schön.
Fliegen oder einfach unter Wasser atmen?, nichts einfacher als das.
Träumen war wirklich toll, zumindest wenn man nicht Levi hieß und Schlafprobleme, Albträume oder einen meist traumlosen Schlaf hatte.

Ich hörte das prasseln des Wassers was aus dem Bad kam und bemitleidete ihn ein bisschen.
Es würde nicht lustig werden, sondern regelrecht grausam.
Ein Entzug, dann auch noch ein kalter, war die Hölle auf Erden.

Noch im selben Moment stoppte das Geräusch des Wassers und zwei Minuten später kam er nur mit einem Tuch um seine Hüften gewickelt wieder.
Sein Körper war trocken und sein Haar handtuch-trocken.
Er zog sich nur wortlos eine Boxershorts plus T-Shirt über und krabbelte wieder zu mir ins Bett.

Dann schlief er einfach wieder ein doch ich blieb gleich wach.
Konnte nicht mehr einschlafen obwohl ich hundemüde war.
Keine halbe Stunde später wachte Levi erneut auf.
Verzweifelt hielt er sich die Hand vor den Mund, wollte zum Bad rennen..schaffte es aber nicht rechtzeitig.

Er kotze sein T-Shirt und die Bettdecke voll und sah anschließend so aus als wäre er den Tränen nahe. Konnte ich gut verstehen, dieser Schmerz, dieses Gefühl war nicht von dieser Welt.

Er entschuldigte sich und das immer wieder.
Der Schwarzhaarige war kein Stück wie er selbst. Nur noch eine leere Hülle seines Selbst.

»Ist okay. Geh duschen, ich mach sauber.«
hatte ich gesagt und die Decke neu bezogen.

So ging das die ganze Nacht.
Kotzen, duschen, halb zusammenbrechen.
Doch er hielt sich erstaunlich gut, besser als ich damals.
Irgendwann war er völlig fertig und dehydriert also trank er zwei ganze Liter Wasser auf einmal nur um die 20 Minuten später wieder auszukotzen.
In seinen Kotzpausen lüftete ich durch oder aß einen kleinen Snack.

Als die Sonne langsam aufging, sah er endgültig aus wie ein Zombie.
Wirkte irgendwie zusammengefallen und war außerdem leichenblass und wieder komplett verschwitzt.
Gegen 4 Uhr war er nicht mehr ins Bett gekommen sondern hatte sich nur daran angelehnt, und so war er geblieben.
Lag immer noch angelehnt am Bett und atmete schwer.

Selbst ich war fertig, ließ mir aber nichts anmerken da er schon genug zu kämpfen hatte.
»Solltest du wirklich gehen?« fragte Ben der am Türrahmen mit einer Zahnbürste im Mund lehnte.

»Ich weiß, Schule bla bla. Keine Sorge, ich lass mir was einfallen. Aber du solltest ihn nicht allein lassen. Nicht wenn er so ist.« sagte er mir Nachdruck.
Mir war der Gedanke auch schon gekommen aber ich hatte ihn verdrängt, dachte egoistischerweise Levi würde es alleine schaffen
Aber um ehrlich zu sein, ganz egal wie stark er körperlich war..das hatte etwas mit der Psyche zu tun also sollte ich bleiben.

»Danke, Ben. Du bist toll!« sagte ich überschwänglich.
»Kein Problem. Es scheint als würde er gerade schlafen also ruh dich auch noch ein bisschen aus.« flötete er fröhlich, stieß sich von der Tür ab und ging wieder Richtung Bad.

Wie Recht er hatte, ich war müde.
Also krabbelte ich wieder ins Bett, stellte aber vorher noch einen Kotzeimer direkt neben Levi, so musste er nicht jedes mal ins Bad rennen.

Und dann glitt ich wieder in die Traumwelt welche mich mit offenen Armem empfing.

»Akaya? Hast du Schmerztabletten? Meine Krämpfe bringen mich um.« es rüttelte leicht an meiner Schulter und Levi's tiefe Stimme holte mich aus einem mehr oder weniger schönen Traum.
»Mh? Ja.« müde rappelte ich mich auf und sah mit halb geschlossenen Augen auf das Display meines Handys.
9.30 Uhr.

»Sorry, ich bin nochmal richtig weggepennt. Gehts dir gut?« fragte ich.
»Okay, schätze ich.« brummte er.
Lüge, es konnte ihm nur dreckig gehen.
»Die Frage war dumm..ich hol dir was gegen die Schmerzen, warte kurz.«

Schnell flitze ich ins Bad und holte aus dem Medikamentenschrank Pillen und aus der Küche eine Flasche Wasser.

»Hier.« sagte ich und drückte ihm die Tablette in den Mund was er wortlos zuließ.
Erneut stöhnte er unterdrückt auf, schien wirklich zu leiden.
»Es ist okay.« flüsterte ich leise.
Meinetwegen sollte er seine Schmerzen nicht verstecken.
Erneut zuckte er leicht zusammen und rieb sich über seine Oberschenkel.
Hatte wohl heftige Krämpfe, so schlimm das er vor lauter Schmerzen sicher kaum noch klar denken konnte.

Und so ging es weiter.
Den ganze Tag, die ganze Nacht.
Wenn er nicht gerade kotzend über der Kloschüssel hing dann litt er still vor sich hin.
Am vierten Tag aß er das erste mal wieder was und ansonsten ging es ihm etwas besser.
Er übergab zum Beispiel nicht mehr.

»Wie fühlst du dich?« frage ich dann am fünften Tag.
»Besser. Also immer noch nicht gut aber nicht mehr beschissen.«
Verstehend nickte ich.
»Dann zieh dich an. Wir sind eingeladen.« sagte ich lächelnd.
»Was? Bei wem? Ich hab kein Bock.« murrte er.

»Bei Hanji und Erwin.«
sofort stöhnte er auf und drehte sich auf die Seite.
»Komm schon! Das sind deine Freunde und sie haben dich wirklich vermisst.«
Schlussendlich stimmte er dann doch zu, schien sich zu freuen aber eben auf seine Art.

Zehn Minuten später hatte er sich eine schwarze Jeans plus einen weißen Hoodie und eine dunkle Jacke übergeworfen.
»Trägst du auch mal bunt? Also Farben?« fragte ich grinsend als wir das Haus verließen.
»Seh ich so aus?« brummte er.
»Nein.«
Alles war er trug war weiß, grau, schwarz und manchmal dunkelblau.

Wir hatten uns entschieden zu laufen damit Levi frische Luft bekam, da er wie der Tod höchstpersönlich aussah.
»Ich mag den Winter.« sagte er nach einer Weile und starrte auf die kahlen Bäume.
»Ich auch. Aber den Herbst mag ich mehr.« antwortete ich und ließ meinen Blick über die Landschaft wandern.

Fast hätte ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckt als ich einen der Bäume ansah.
Wie vom Donner gerührt blieb ich stehen und starrte verwirrt auf die Silhouetten neben der Eiche.

Jetzt winkten sie mir enthusiastisch zu.
Auch Levi sah sie.
In seinem Blick spiegelte sich Verwirrung, Geschocktheit und Wut.

Was zum Teufel machten Isabel und Furlan hier?!

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt