Kapitel 11

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PoV Akaya

Mit meinem Fahrrad raste ich regelrecht durch die Straßen und genoss den Wind der durch meine Haare flatterte.
Ich hatte den Abend mit Levi wirklich sehr gemocht und trotzdem musste ich jetzt leider nach Hause.

Es war im Gegensatz zu gestern Nacht diesmal kalt,trotz Levi's Pulli den ich immer noch anhatte.
Dieser roch im übrigen einfach toll.
Frisch,sauber und ein kleines bisschen nach seinem Deo.

Es regnete zwar nicht aber der Himmel war mit gefährlich aussehenden,dunklen Wolken verziert.
Also trat ich noch schneller in die Pedale und war im Endeffekt trotzdem nicht glücklich als ich vor unserer Wohnung stand.

Ein beklemmendes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit und zog sich bis hin zu meiner Brust wo es sich anfühlte als würde jemand meine Lungen zusammendrücken.
Ich kannte es nur zu gut..das Gefühl der leichten Angst gemischt mit ganz viel Unsicherheit.

Zögernd klingelte ich an der Tür da ich dummerweise meinen Schlüssel vergessen hatte und als ich das Brummen der Klingeln hörte,hörte mein Herz kurz auf zuschlagen.

Mit schweren Schritten stapfte ich die Treppen hoch die diesmal viel zu schnell an mir vorbeizogen.
Vielleicht sollte ich mir einfach keinen Stress machen..es ist ja nicht so als würde mich irgendeine von ihren Taten interessieren und trotzdem..ich wollte ihre Beleidigungen nicht mehr hören.

Zwar wusste der kleine,logische Teil in mir dass,das was sie sagte nicht stimmte aber mein geringes Selbstwertgefühl stimmte jedesmal jeder ihrer Aussagen zu.
Wenn ich mich selbst als "hässlich" bezeichnete,dann war das okay.
Aber wenn es jemand anderes sagte,tat es verdammt weh.

Die Tür unser Wohnung war einen Spalt geöffnet und mit meinem bestmöglichem Pokerface betrat ich sie.

Im Inneren war es dunkel.
Nicht einmal die Vorhänge waren hoch gezogen.
Einfach schwarze Dunkelheit.

»Wo warst du..« hörte ich meine Mutter plötzlich wütend neben mir zischen.
Sie packte meinen Arm und drückte mich fest gegen die Tür und schloss sie somit.

Ich ignorierte den Schmerz in meinem Oberarm den sie durch das Drücken verursachte und sah ihr direkt in ihre selbst im dunkeln funkelnd-grünen Augen.

»Ich hab gesagt das ich bei einem Freund schlafe..« versuchte ich mit fester Stimme zu sagen was mir nur halb gelang.
Zwar hatte sie mich nie geschlagen.
Außer den gelegentlichen Backpfeifen und das ständige Drücken meines Arms was immer blaue Flecken verursachte,meine ich.
Aber ihre Worte taten meist mehr weh als Schläge es je könnten.

»Bei einem Jungen also..hätte ich mir ja gleich denken können. Eine Schlampe bist du jetzt also auch noch?« während sie schrie bekam ich die ganze Zeit Fetzen von ihrer Spucke ab was mich angewidert den Kopf wegdrehen ließ.

Normalerweise ignorierte sie mich.
Ab und zu bekam ich ein "Hallo" oder "Nacht" aber wenn sie wütend war,war sie einfach nur zum fürchten.

»Das du ein Freak bist und gestört im Kopf das wusste ich ja schon aber das du dich neuerdings von Kerlen durchnehmen lässt ist auch mal schön zu wissen« säuselte sie und trug dabei ein falsches Lächeln auf den Lippen.

Ich sagte nichts.
Es hätte ohnehin nichts geändert.

»Was haben dein Vater und ich bloß falsch gemacht das wir so eine missratene Tochter kriegen? Welche Sünden haben wir begannen um von Gott so ein verfluchtes Teufelskind zu kriegen?!«
Ihr Griff um meinen Arm verstärkte sich noch mehr und sie fing an mich zu schütteln.

»Lass mich los!« fauchte ich und umgriff ihre in rot lackieren Finger und löste sie mit Mühe von meiner Haut.
»Fass mich nie wieder an..« hauchte ich leise und stürmte in mein Zimmer.

»Ja,Renn nur! Renn und bring dich um! Es würde uns allen viel besser gehen wenn du einfach nie geboren wärst..Wir wären endlich eine glückliche Familie!« schrie sie mir hinterher doch ich knallte nur meine Zimmertür zu und ließ mich auf den Boden plumpsen.

Am liebsten hätte ich jetzt geweint.
Geweint und all diese herunterziehenden Gedanken ausgeheult doch stattdessen saß ich einfach nur da und beäugte den grauen Teppich auf dem ich saß.

Mein Herz raste und mein Körper schrie regelrecht nach einer Erlösung.
Nach einer Befreiung.
Und wenn ich schon nicht weinen konnte musste ich mir anderweitig helfen.

Mit zittrigen und kleinen Schritten lief ich zu meinem Nachttisch und öffnete das kleine Fach wo andere Leute vielleicht Bücher,Kaugummis oder ihr Sexspielzeug versteckten.

Ich hingegen holte die noch in Papier eingepackte Klinge heraus und öffnete sie.
Die dünne Rasierklinge lag federleicht in meiner Hand.
So leicht das man meinen könnte das sie mir nichts antuen kann.

Meine Hose krempelte ich herunter und blickte auf die teilweise frischen und alten Wunden.
Sie zeigten mir wie oft ich schon versagt hatte.

Kurz spielte ich mit dem Gedanken die gefährliche Klinge einfach wieder wegzulegen, doch der Druck in meinem Inneren schrie.
Forderte mich dazu auf mich zu befreien.

Mittlerweile zitterte ich beim ansetzen nicht mehr.
Früher hatte ich panische Angst vor dem schneiden in meine Haut doch jetzt war es für mich so alltäglich und normal geworden wie das Atmen.

Nachdenklich drückte ich die Klinge in das zarte Fleisch in meinem Innenschenkel.
Es blutete leicht.
Nicht stark aber stark genug um weiter zu ziehen.
Ich spürte das leichte pochen und den minimalen Schmerz als ich durchzog.
Nicht tief aber tief genug um eine blutrote Linie zu hinterlassen.

Erleichtert ließ ich meinen Kopf nach hinten fallen und atmete hektisch ein und aus.
Es brannte.
Es schmerzte.
Es befreite.

Das Blut floss langsam mein Bein hinab und gleichzeitig frustriert und erleichtert beobachtete ich wie es bis zu meinem Knöchel lief.

Für das Gefühl zog ich einen weiteren Schnitt.
Und noch einen.
Tat es solange bis ich mich genug hasste um aufzuhören.

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt