Kapitel 49

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PoV Akaya

»Okay, Tschau!« sagte ich lächelnd und legte auf.
Levi hatte mich angerufen, super dann war der Punkt schon mal abgehackt.
Seltsamerweise klang er irgendwie traurig. Nicht wie er selbst.
Aber es ist Levi, der ist nie wirklich glücklich oder motiviert.

»War das dein Süßer?« fragte Amelie und machte den Wasserkocher an.
Um Kaffe zu kochen, was sonst.

Ich war von der Schule direkt hierher gekommen um Bescheid zu geben das ich den Rest des Tages weg bin.
»Ja..« antwortete ich leicht peinlich berührt und schwelgte kurz in einem Tagtraum.
Wie gern ich ihn jetzt sehen würde.

»Tschau Kakao!« trällerte ich fröhlich und ließ das Haus hinter mir.
Augenblicklich machte ich mich auf den Weg zur nächsten Eisdiele.
Ich hatte extremen Heißhunger auf Eis.
Schokoeis.

Noch während ich das Eis naschte rief ich Isabel an die nach dem fünften Klingeln auch mal ran ging.
»Was?« keifte sie sofort.
Ich atmete tief ein um mich zu beruhigen.
»Es geht ums Treffen.«
»Oooh! Du bist Akaya! Sorry, kannte die Nummer nicht.«
Na wenigstens war sie kein komplettes Miststück.

»Wann könnte ich zu euch kommen?«
»Wann immer Du willst. Furlan und ich sind immer zu Hause. 24/7 eigentlich.«
Schulabgänger also.
»Cool..wäre am Wochenende okay? Samstag?« fragte ich was sie sofort bejahte.

»Na dann..Tschüss. Ach und danke das ihr das macht.«
»Kein Ding. Ich rede immer gerne über unseren kleinen Kumpel.«
Wir verabschiedeten uns und so war auch dieser Punkt abgehackt.
Das klappte besser und einfacher als erwartet.

Jetzt hatte ich noch ein paar Stunden zum Zeit totschlagen.
Ich könnte einfach früher zu meiner Sitznachbarin gehen.
Wie war eigentlich ihr Name?

Das tat ich dann schlussendlich auch.
Blöd nur das sie eine Stunde Fußmarsch entfernt war aber mit meinen Kopfhörern würde ich das schon hinbekommst.
Ich hasste gehen, laufen auch.
Eigentlich alles mit Bewegung.

Da ich ja jetzt die Zeit dafür hatte ließ ich zum ersten Mal die umwerfende Umgebung auf mich wirken.
Es war immer noch alles so verdammt surreal.
Diese Stadt hatte definitiv etwas filmmäßiges an sich.

Noch während ich auf eines der schönen, hohen Häuser starrte kam ausgerechnet Ace aus diesem. Er steckte sich gerade Geldscheine in die Jackentasche als er mich sah und sich mit eisigem Blick näherte.
Schade, er war wohl nüchtern.

»Wegen gestern..« fing er an doch ich unterbrach ihn.
»Lass uns das vergessen.«
Er schien erleichtert und nickte dankbar.

»Eine Frage hätte ich aber..kann es eventuell sein das du dich..ähm..verkaufst?«
Eigentlich konnte ich mir die Antwort schon denken.
»Woher weißt du das?« er klang nicht aufgebracht oder verärgert. Seine Stimme war komplett ruhig.

»Von mehreren. Einer deiner..Kunden hat mich vorhin angesprochen. Außerdem hast du gestern selbst sowas erwähnt.«
Er fuhr sich kurz die Haare, sah irgendwie geschafft aus.

»Meinst du Mike?«
»Mir doch egal wie der Penner heißt.«
»Naja er ist der einzige aus der Schule mit dem ich schlafe.« murmelte er.
»Er ist ein Bastard.«
»Ein reicher Bastard.« korrigierte er und sah dabei überall hin außer zu mir.

»Warum tust du das?«
Es war mir unverständlich.
»Ich mag Sex.« sagte er knapp und verstaute seine Hände in den Taschen seiner Hose.
»Das ist alles?«
»Naja, es ist eher ein Pluspunkt. Der Hauptgrund ist aber ein anderer. Wenn's dich interessiert dann lass uns woanders darüber reden, nicht auf offener Straße.«
Natürlich interessierte es mich also setzen wir uns in ein Café.
Mein Eis hatte ich mittlerweile aufgegessen also bestellte ich mir eine Eisschokolade und er sich einen Kaffee.

Ich mochte Kaffee nicht wirklich.
Trank ihn nur mit Unmengen an Zucker und Milch.

»Ich will ein schönes Leben haben. Einen guten Job haben und da Geld nunmal die Welt regiert..«
»Aber das Jugendamt-«
»Wie oft muss ich es dir selten dummer Kuh denn noch sagen? Die interessierten sich nen' Scheiß für uns! Sobald wir 18 sind lassen sie uns fallen. Und aus traurigen Kindern werden traurige Erwachsene die in einer vermüllten Wohnung vom Staat leben und auf ihren Tod warten.«

Seine Sicht aufs Leben war ziemlich düster aber widersprechen konnte ich ihm auch nicht.
»So will ich nicht werden. Ich will besser sein als die Familie in die ich geboren wurde.« sagte er.
Stumm nickte ich. Konnte ihn verstehen.

»Sie sind tot, oder?«
Auch das konnte ich mir denken, er hatte es schließlich selbst gesagt.
»Fast alle, Ja. Außer meine Großeltern, die übrigens im Knast sitzen und meine kleinen Cousinen sind alle gestorben. An Drogen.« brummte er, klang auch diesmal nicht traurig.

Manchmal war es gut gar nichts zu sagen, "Tut mir leid" oder "Das war sicher hart" brachten seine Eltern auch nicht wieder.
Und ganz egal wie cool er sich zeigte, da steckte mit Sicherheit noch mehr dahinter.

»Und da ich das seit ein paar Jahren mache ist ordentlich was zusammengekommen. Noch zwei weitere Jahre und ich bin wohl ganz gut dabei.«
»Mit welchen Leuten machst du es denn? Nicht mit so alten Säcken, oder?«
Er schmunzelte kurz ehe er wieder seinen eingefrorenen Gesichtsausdruck annahm.

»Nein. Meine Altersgrenze liegt bei 29. Meistens sind es Kerle aber es gibt auch Frauen die auf jüngere stehen.« antwortete er.
»Du bist also bi?«
»Ja, aber mit mehr Tendenz zu Mädchen.«

Wieder nickte ich nur.
Ich hatte kein Recht zum verurteilen und trotzdem fand ich es irgendwie komisch aber dennoch bewundernswert.
»Ich finds stark das du so weit gehst um ein besseres Leben zu haben aber gibt es keine anderen Wege? Gut in der Schule sein zum Beispiel.«

»Ich hab nen' Einserdurchschnitt.«
Fast hätte ich meinen Kakao ausgehustet.
Das überraschte mich nun wirklich.
»Überrascht? Wie bist du eigentlich in der Schule?« fragte er was mich kurz seufzen ließ.
»Im Dreierbereich aber ich könnte besser sein aber Faulheit und so..«

»Ich kann mit dir lernen. Vorausgesetzt du bist nicht allzu dumm und nervst mich nicht.« zweite Überraschung.
Er war ja wirklich gruselig nett.
»Warum würdest du das tun?« fragte ich skeptisch.

»Reine Langweile.« sagte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt