Kapitel 1

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PoV Akaya

Nachdenklich musterte er mich.
Schien mit sich zu Ringen bevor er zum reden ansetzte.
»Ich bin wegen Besitz und Verkauf von Drogen von der Schule geflogen«
Dass überraschte mich nicht wirklich,viel mehr überraschte mich die Tatsache das er wegen so etwas geflogen war.

»Wegen sowas?« fragte ich stirnrunzelnd.
»Sagen wir es war nicht das erste Ding was ich mir geleistet habe« er zuckte mit den Schulter.
Wollte wohl nicht weiter darüber reden also beließ ich es dabei.

»Und? Wie heißt du jetzt?«
»Nenn mich Akaya,und du?«
»Levi«

Damit war unsere Konversation beendet.
So viel hatte ich vermutlich in der ganzen letzten Woche nicht geredet.

Der Unterricht war den Rest des Tages ertragbar.
Nicht das ich viel mitbekommen hätte.

Mit der U-Bahn fuhr ich Nachhause.
Ich war eine Zeit lang mit Fahrrad gefahren aber dazu fehlte mir mittlerweile die Motivation.

Kaum hatte ich unsere normale Wohnung in dem komplett normalen Viertel betreten drang der Geruch von Kuchen in meine Nase.
Meine Mutter hatte wohl wieder gebacken.

Ich habe keine dramatische Lebensgeschichte.
Keine kaputte Familie..zumindest nicht wirklich.
Keine Fakefriends oder Typen die mir das Herz gebrochen haben.

Niemanden den ich dafür verantwortlich machen kann wie ich geworden bin oder welche Entscheidungen ich getroffen habe.

Die Entscheidung keine Freunde zu haben,Drogen zu nehmen und auf Schule zu scheißen.
All das waren meine Entscheidungen.

Würde ich die Zeit gerne zurückdrehen?
Nein,vermutlich nicht.
Ändern könnte ich sowieso nichts.
Wollen würde ich es aber schon gerne.

Meine Eltern waren übrigens auch normal.
Meine Mutter ist Friseurin und mein Vater Büroangestellter.

Sie wissen nichts von meinem kleinen Hobby und das sollte auch besser so bleiben.
Sie würden es nicht verstehen,würden sich fragen was sie falsch gemacht haben.

Doch die Antwort ist Nichts.
Sie haben nichts falsch gemacht.
Ich bin der Fehler.

Zum Glück haben meine Eltern wenigstens ein Kind welches "anständig" ist und sich liebend gern vergöttern lässt.
-Meinen kleinen Bruder.
Obwohl er zwei Jahre jünger ist als ich und mit seinen 14 Jahren einfach nur nervig ist muss ich mir ständig Sprüche darüber anhören wie toll er ist und warum ich mir nicht mal eine Scheibe von ihm abschneide.

Ich mochte ihn nicht.
Und das hatte nichts damit Zutun das er das Lieblingskind meiner Eltern ist.
Nein,er verkörperte so ziemlich alles was in dieser Welt schief lief und unsere Eltern merkten nicht mal was für ein Idiot ihr Sohn doch ist.
Aber sie merkten ja auch nicht dass ihre Tochter kaputt und heroinsüchtig ist also was soll's.

»Oh..Hallo« hörte ich meine Mutter beiläufig sagen die gerade mit einem frisch gebackenen Kuchen an mir vorbeilief.

»Hi« neugierig folgte ich ihr.
Mal sehen was heute auf dem Kuchen stand.
Glücklicherweise enttäuschten mich die in Zuckerfarbe geschriebenen Worte nicht.
"Für den schlausten Jungen der Welt"

Dass er bei anderen abschrieb,die Streber dazu zwang seine Hausaufgaben zu machen oder das er Testergebnisse klaute-davon wusste sie nichts.
Nur ich wusste es da er gelegentlich in mein Zimmer kam um mir unter die Nase zu reiben wie cool er doch sei.

Warum ich nichts sagte?
Es war mir schlichtweg egal.

»Ich hab heute ein neues Rezept ausprobiert..ich hoffe es schmeckt ihm!« säuselte meine Mutter neben mir,klang dabei leicht besorgt.

Vielleicht war mein Bruder ja gerade durch die Einstellung meiner Eltern so geworden.
Genau wusste ich es aber nicht.
Ich weiß nur dass er letztens allen Ernstes zu mir meinte: "Gut,dass du da bist. Mach mir ein Sandwich mit Tomaten und Salami"
Auf die Frage warum er es nicht selbst machen könnte erwiderte er nur locker "Na ich bin ja wohl nicht derjenige von uns Beiden,der in die Küche gehört"

Und so einer wurde vergöttert.
Von seinem respektlosen Verhalten versuche ich gar nicht erst zu sprechen.

»Er wird ihn lieben« meinte ich mit Blick auf den Kuchen,der eigentlich schon mehr wie eine Torte aussah.
Er sah lecker aus aber ich hatte kein Hunger was im übrigen auch niemand hinterfragte.
Wenn ich nichts aß dann interessierte das eben niemanden.
Auch wenn es sich um ganze Tage handelte.

Gedankenverloren schleifte ich wieder aus der Wohnstube wobei mich meine Mutter daran erinnerte dass ich meine Füße heben sollte.

Eigentlich aß ich generell nicht viel..nur so viel um nicht zu sterben oder ernsthafte Probleme zu kriegen.
Ich hatte keine Essstörung,vermutlich.
Mein Hungergefühl war nur einfach nicht mehr wirklich vorhanden.
Deshalb aß ich nur aus Langeweile und das eben auch nur manchmal.

Ich war erleichtert als ich die Tür hinter mir schließen konnte und mein kleines Reich betrat.
Es war das kleinste Zimmer in der Wohnung was es aber auch irgendwie gemütlich machte.
Zumindest könnte es gemütlich sein wenn ich es nicht so verdrecken würde.

Meine Schultasche lag schnell in der Ecke und mein Hoodie den ich gegen ein T-Shirt austauschte landete auf dem Bett.
Die Kopfhörer steckte ich mir in die Ohren und setzte mich anschließend auf den Sitzsack.

Vermutlich würde ich den ganzen Tag nicht rausgehen also machte ich es mir bequem.
Zwischendurch knapperte ich noch beiläufig ein paar Brezeln bis meine Ruhe gestört wurde.

»Ey Akaya! Hast du schon meinen Kuchen gesehen?« quatschte mich mein Bruder zu der gerade ohne zu klopfen in mein Zimmer gekommen war.
»Leider,ja« meinte ich abweisend uns steckte mir eine weitere Brezeln in den Mund.

»Gefällt er dir?« hörte ich ihn fragen wobei ich genervt meinen Kopf hob.
Seine giftig-grünen Augen trafen auf meine.
Manchmal hasste ich mich für dieses verdammten Augen da sie jeder in meiner Familie hatte..mich eingeschlossen und ich sie nicht mehr sehen konnte.
Sie sahen wirklich giftig aus.
Wie das pure Böse.

»Ach..Schwesterherz..Was ist denn?« fragte er mich lieblich,fuhr sich dabei mit den Händen durch die Haare.
Viele würden sicherlich sagen das er gut aussieht.
Kurze,braune Haare die ich im übrigen auch habe nur das meine hüftlang sind.
Dann diese Augen und auch sein Gesicht allgemein ist nahezu perfekt.
Kein Pickel,keine Rötung.
Ich wünschte mir vom Herzen dass sich das noch änderte.

Mit einem letzten falschen Lächeln und den Worten: "Du solltest hier mal durchlüften" ging er aus meinem Zimmer.

Ich hasse meine Familie.

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt