Kapitel 39

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PoV Akaya

»Und wie sind die Leute so?« fragte er während ich auf der anderen Leitung an einer Zeichnung arbeitete.
»Ganz nett..« sagte ich, musste dabei aber wenig überzeugend geklungen haben da ich Levi's Misstrauen quasi hören konnte.

»Ich will jetzt wirklich nicht diesen uralten Spruch auspacken was das Wort "nett" betrifft also was ist los?«
Wie immer war er aufmerksam. Unterstützend.

»Nein, sie sind wirklich nett also das richtige nett aber ich fühle mich hier so.. fehl am Platz.
Was eigentlich sinnlos ist da diese Leute hier sicher mehr durch haben als jemand wie ich der dazu neigt Dinge zu überdramatisieren..«

Auf der anderen Leitung hörte ich Levi seufzend ausatmen.
»Akaya.. deine Familie hat dich verstört. Dein Vater ist ein Feigling, deine Mutter eine Psychopathin und dein Bruder-nichts für ungut, ein Idiot. Du hattest nie richtige Freunde und außerdem eine kranke Drogenlaufbahn hinter dir. Und das letze was du tun solltest ist dein Schmerz mit dem von anderen zu vergleichen. Jeder hat seine eigene Last zu tragen.« sagte er ruhig und gefasst.
Es beruhigte mich tatsächlich. Er beruhigte mich.

»Danke Levi.«
Ich lächelte leicht und spürte das auch er lächelte.
»Ich bin für dich da. Immer.«
»Weiß ich doch du Spinner. Und du brauchst dir keine Sorgen machen. Mich interessiert jetzt etwas anderes viel mehr.«

»Aha und das wäre?«
»Wer ist diese rothaarige Bitch?«
Diesmal lachte er aus vollem Hals, verdammt schön.
»Niemand der wichtig ist. Sie hat mich auf der Straße angesprochen und jetzt sind wir..ich kann es nicht mal Freunde nennen.«
Nachdenklich nickte ich, starrte dabei aus dem Fenster meines Zimmers.

»Lief da mal was zwischen euch? Ich frage nur weil sie wie jemand wirkt der ganz schön rangeht« fragte ich und hatte kurz Angst wie eine eifersüchtige Irre zu klingen.

»Nein, da lief nichts. Du bist es, die mir den Kopf verdreht hat«
Diesmal musste ich glücklich lachen.
Und tief in meinem Inneren erleichterte mich diese Antwort ungemein.

»Und was ist das jetzt zwischen uns?« fragte ich unsicher. Es wäre meine erste feste Beziehung, eine Fernbeziehung noch dazu und außerdem war ich mir meiner Gefühle nicht sicher was Levi gegenüber natürlich furchtbar unfair war. Ich sollte das Gewirr in meinem Kopf endlich mal klären.

»Was du willst. Aber vielleicht sollten wir noch ein wenig warten um es endgültig zu entscheiden. Ich will dich nicht bedrängen und uns trennen immer noch viele, viele Kilometer«

Zustimmend brummte ich nur ein kleines "Ja"
Es wäre wohl das Beste nichts zu überstürzen.

»Das ist jetzt zwar ein krasser Themawechsel aber kannst du mir Hanjis Kontaktdaten schicken? Ich will deine Freunde kennenlernen. Das wollte ich schon länger und jetzt passt es ja gut.«
»Na klar. Ich schick sie dir rüber aber wehe ihr lästert über mich.«

Wenige Sekunden später hatte ich Hanjis Telefonnummer und sogar ihre Adresse.
»Danke..ich werd' versuchen sie schnell zu erreichen.«
»Oh, mach dir da mal keine Sorgen. Sie ist immer am Handy.«

Und so redeten wir noch ein wenig weiter.
Nichts wichtiges nur unbedeutende Kleinigkeiten und im Endeffekt saß ich wieder gelangweilt in meinem Zimmer.
Ich hatte nicht vor mich abzuschotten denn so gern ich es mir auch einredete, ich war kein Einzelgänger.
Und Menschen von mir wegzuschubsen hatte mir bis jetzt nur Kummer gebracht.
Trotzdem wollte ich jetzt gerade alleine sein.

-
Eine Packung Schokorosinen und viele kleine Malereien später klopfte es an meiner Tür.
Ich hatte die Zeit komplett verdrängt.
»Ja?«
»Ich bin Liz oh und Ace ist auch dabei. Können wir reinkommen?«
Du ja, das Arschloch nicht.
Aber das dachte ich nur und erlaubte beiden reinzukommen.

»Und wie war dein erster Tag in diesem Haus?«
Verträumt zuckte ich nur mit den Schultern.
Was hätte ich auch groß sagen sollen.
»Die sehen echt richtig schön aus.« sagte sie und deutete mit dem Finget auf meine Zeichnungen.
Ich konnte mich nicht einmal bedanken, da redete Ace schon weiter.
»Liz hat drauf bestanden das du mitkommst« zischte Ace und strich sich seine rosanen Haare zur Seite.

»Wohin?« fragte ich, setzte mich dabei aufrecht hin.
»Aufs Dach. Die anderen sind auch schon da.« flötete Liz vergnügt.
»Aufs Dach?«
»Ja oder hast du Schiss?« fragte Ace gehässig.

»Nein, ich hab mein Leben mehr oder weniger auf einem Dach verbracht.« erwiderte ich mir möglichst neutraler Stimme.
Außer ein Schnauben bekam ich nichts als Antwort doch das notierte ich mal als Sieg.

»Na dann, komm! Glaub mir..dir wird es gefallen.« sagte Liz zog mich hoch und führte mich aus meinem Zimmer.
Wo Amelie war wusste ich nicht.
War es okay das wir auf ein Dach kletterten?
Na, schön. Solange ich keine beschissene Mutprobe machen muss bin ich dabei.

Minuten später saßen wir auf dem Dach eines Hauses nachdem wir eine Leiter hochgeklettert waren.
Alle waren da.
Mila, Ryoto und Ben..natürlich auch Ace und Liz aber von den Kleinsten war wieder keine Spur. Ist vermutlich auch besser so.

»Das ist unser Lieblingsort. Keiner der Betreuer weiß das wir hier sind, die sind alle recht dumm.« sagte der weißhaarige Ryoto, na wenigstens hatte er diesmal ein Hemd an.
»Wir sind einfach clever.« erwiderte Ben der wohl der größere Bruder war.
Die Beiden sahen sich überhaupt nicht ähnlich.

»Du meintest vorhin du sitzt auch gerne auf Dächern rum das macht dich schon mal sehr sympathisch.« sagte Liz freundlich und lächelte leicht.
»Ihr wollte jetzt aber kein krankes Aufnahmeritual machen, oder?« fragte ich in die Runde.
Berechtigte Frage immerhin war keiner von ihnen wirklich "normal".
Aber was ist überhaupt normal?

»Nein wir wollen bloß ein bisschen entspannen« sagte Ben sanft und streckte seine Beine aus.
Gut, entspannen ist meine liebste Beschäftigung.

»Und da du ja auch kiffst brauchen wir keine Angst haben das du uns verpfeifst..« hing Mila ran und kramte in ihrem silbernen Rucksack.
Und siehe da, zum Vorschein kam ein Päckchen Gras. Einfach fantastisch.
Wie sehr musste mich das Schicksal hassen?

»Wir helfen bei dem entspannen ein bisschen nach..« sagte Liz, grinste mich erwartend ab.
Sollte ich etwas sagen?
Alles was mein Mund jetzt verlassen würde wäre wohl nur belehrendes Geplapper.
Sie können ja machen was sie wollen aber ich hatte mich nicht um sonst zwei Wochen in einer Klinik abgequält.
Doch das Verlangen war definitiv da.

»Ich bin fertig damit.« sagte ich an Liz gerichtet bekam aber verwirrte Blicke von allen.
»Was? Warum?« fragte sie.

»Weil ich gerade aus einer Entzugsklinik komme.«

Drugs Love | Levi x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt