35 | LOST FATHERHOOD
Namjoon presste seine Lippen aufeinander, als er den unterkühlten, zitternden jungen Mann in seinen Armen hielt, die Vögel in seinem Käfig leise zwitschernd und das Sausen der Heizung deutlich im Hintergrund hörbar. Zwar saßen sie schon mehr als zwei Stunden dort, tranken eine Kanne Tee aus und warteten darauf, dass Jimin seinen Rausch auslebte, dennoch fühlte sich alles so träumerisch und surreal an.
Jimin zog scharf Luft ein, presste Namjoon's brüderliche Umarmung von seinem Leib fort und rieb sein Gesicht irritiert. "Warum bin ich hier?" Namjoon kniff seine Stirn in Falten, bevor er seine Arme unbeholfen wieder übereinander schlug und seinen Blick schweifen ließ. "Fragst du grade, was passiert?" Jimin schüttelte seinen Kopf und seine zu Berge stehenden Haare.
"Warum hast du mich nicht einfach ignoriert und mich im Kalten stehen gelassen?" Namjoon blieb schweigsam, überlegte sich gut eine Antwort, die nicht allzu feinfühlig und weich klang. Er wollte Jimin keine schwache Seite zeigen, kein Kissen sein, um seine Probleme zu dämpfen. "Ich mache das jetzt nur, weil ich niemanden in solch einer Situation hängen lassen könnte." Namjoon sah Jimin kurz in die rot geschwollenen Augen und fügte noch bei: "Du weißt schon, auf Sendung und bei minus acht Grad."
Jimin presste seine Lippen vor, wusste nicht ganz, ob er das persönlich nehmen sollte. Schließlich fühlte er sich gerade wieder einigermaßen gut, immer noch miserable, aber dennoch mit einem Funken mehr Wärme und Geborgenheit. "Du kannst dich gerne auf der Couch ausruhen, Decke und Kissen liegen dort schon." Damit stand Namjoon auf, taumelte mit müden Beinen und restlichem Alkohol in seinem Blut in sein Schlafzimmer, wo er sich stumpf auf die Matratze seines Bettes fallen ließ.
"Ich muss dir noch was sagen." Nuschelte Jimin wenige Minuten später, als er im Türrahmen stand und den halbschlafenden Namjoon schüchtern anblickte. Namjoon gab ein Brummen von sich, wies Jimin damit an, mit der Sprache rauszurücken. "Danke." Lächelte Jimin, ehrlich und mit vor Scham roten Wangen. Irgendwie wollte ein leises Kichern aus dem Mann flüchten, weshalb er kurz einen belustigten Ton ausspuckte.
Namjoon nahm seinen Kopf von der Matratze hoch, beäugte Jimin mit einem müden Lächeln und starrte anschließend wieder die Decke an. "Noch was?" Fragte Namjoon, weshalb der jüngere sich räusperte und auf der Stelle trat. "Nun ja... ja." Namjoon setzte sich wieder auf, verspürte eine leichte Hitzewallung und das bekannte Kribbeln in seinen Händen. Den Impuls, etwas zu würgen, schlich in sein Gehirn.
"Ich fühle mich schuldig. Hat YN Angst vor mir? Wird Jungkook mich jetzt hassen?" Namjoon verstand kein Wort, welches Jimin sprach. "Was hast du getan? Warum kümmerst du dich überhaupt um Jungkook?" Jimin sah den Fußboden schüchtern an, seine Gefühle warm und kalt werdend, als würde jemand einen Knopf in seinem Schädel betätigen.
"Ich muss dir was gestehen." Namjoon zog eine Augenbraue in die Luft, seufzte resigniert und müde. Er hatte keine Lust mehr, sich mit seinen Problemen rumzuschlagen. "Jimin, hör zu-", doch er kam gar nicht zu Wort. "Jungkook ist mein Halbbruder." Namjoon entglitten die Gesichtszüge, Stirnfalten deuteten seine Verwirrung klar an, während sein Kopf sich fast von allein schüttelte. Er wollte diesen Worten keinen Glauben schenken.
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Namjoon ließ dieses Detail gekonnt aus. Wenn Jimin tatsächlich mit Jungkook verwandt war, dann sollte er es auch nicht auf diese Weise erfahren. Es brachte euch schon genug Verwirrung, dass Jimin überhaupt bei Namjoon war und seine Hilfe annahm. "Und mehr ist nicht passiert?" Hakst du kurious nach, blickst Namjoon völlig ernst und ohne Furcht in die Iriden, die noch immer irgendetwas verbargen.
"Das war's." Log Namjoon stramm in dein Gesicht, die schweratmige Atmosphäre sich langsam in kleinen Wellen zurückziehend. "Und wie war Jimin heute Morgen drauf?" Namjoon's Blick wanderte zu Jungkook, der diese Frage mit vollem Munde stellte, Rehaugen glänzend und interessiert an den Geschehnissen von letzter Nacht.
"Er hat mich vollkommen ignoriert, meinte, dass er jemanden einen Besuch abstatten müsste. Jimin wirkte wie ausgetauscht, irgendwie vor Wut brodelnd." Du wolltest Jimin unbedingt helfen. Sein mentaler Zustand schien sich mit jedem Tag zu verschlechtern, diese anhaltende Psychose, das ständige wechseln zwischen Emotionen und den Drogen brachte dir eine unheimliche Sorge. Erst Recht nun, wo seine kleine Schwester nicht mehr bei ihm war, Taehyung keinen Kontakt mit ihm haben wollte und du dich von ihm gelöst hast.
Jimin war nun allein, was seine Schattenseiten dem Licht offenbarte, deinen Augen, deinem Wissen. Er war Sklave seiner Emotionen.
Eine angespannte Stille schwappte über den Raum her, surreale Atemzüge waren zu hören und das Klopfen deines Herzens wurde mit jedem Schlag leiser, drang in den Hintergrund, wo es Platz neben den anderen, belastenden Gedanken fand.
Doch Jungkook's klingelndes Handy drang durch die Wand, woraufhin er flüchtig aufstand und ins Schlafzimmer ging. Kurz lauschten du und Namjoon nach dem Gespräch, doch dein Freund war überraschenderweise komplett stumm.
Deine Augen fanden zu Namjoon rüber, seine Haltung eingeknickt und unsicher, Augen nervös durch den Raum schießend. Er hatte noch was auf seiner Zunge brennen, und du würdest es herausfinden. "Namjoon, sag es." Dein Ex sah von seinen Füßen hoch, Augenbrauen nach oben gezogen und die Lippen leicht hervorgeschoben. "Was denn?" Du sahst ihn nur eindringlich an, seriös und fast schon gefährlich. Langsam beugst du dich nach vorne, spähst Namjoon mit leicht gesenktem Kinn an.
"Jetzt." Namjoon sah kurz zur Tür, dann zu dir. Jungkook war immer noch still, murmelte bloß wenige Worte in den Hörer. "Sie sind Halbgeschwister." Flüsterte er so leise, dass du fast schon nachfragen wolltest- bis du es registriert hattest. Verwandte. Du runzelst die Stirn. Und dann traf dich die Realisation, deine Miene einleuchtend verzogen. Namjoon führte eine Bewegung aus, die seinen Mund mit einem unsichtbaren Reißverschluss schloss. Du nicktest still.
Jungkook und Jimin waren Halbgeschwister. Du wolltest es gar nicht glauben.
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"Du verstehst nicht, Rui. Sie alle sind abhängige Schweine, die sich an mich binden, weil ich vernünftige Drogen liefer. Pillen." Alana war dabei, Rui mehr von ihren Plänen zu erzählen, regte sich herzlich über ihre Kunden auf und stopfte sich dabei Apfelkuchen hinter die Backen, hatte in den letzten paar Monaten ordentlich zugenommen durch den Stress, der durch Jimin's Abwesenheit entstanden ist.
"Aber Jimin war doch auch mit diesem Scheiss zugepumpt, und jetzt sieh ihn dir an, Meisterin." Alana ließ die Gabel sinken und blickte Rui entnervt an. "Der Junge hat einen Dachschaden, es liegt nicht an den Drogen. Guck, dir gehts doch auch gut, oder etwa nicht?" Die junge Frau sah an sich herunter, war nicht einmal volljährig, sah dennoch aus wie eine Studentin. Alana hat sie in neue Kleidung gesteckt. Reifere Fetzen, die Rui teilweise... zu reif wirken ließen.
"Abgesehen davon konsumiert dein Bruder nur regelmäßig Zolpidem. Der Rest kam mit der Zeit und den Schmerzen. Vor allem mit seiner komischen Verliebtheit in Jeon's Freundin." Alana aß das Stück zu Ende, zu danken sind Rui's Backkünste, und öffnete ihren Zopf entspannt.
"Jeon's?" Rui blickte kurios drein. "Beomseok, euer Vater, hat sich nach Jimin's Geburt neu verliebt und Jungkook gezeugt. Ihr habt also einen Halbbruder." Überfordert, irgendwie nicht überrascht, blinzelte Rui rapide. "YN hat einen Freund. Und dieser Freund ist Jungkook. Und er ist unser Bruder?" Alana nickte lachend.
"Beomseok ist eine arme Wurst. Der hat sich auch in mich sofort verliebt, um seine fehlende Bezugsperson zu kompensieren. Euer Vater ist im Arsch, noch mehr als Jimin." Doch das interessierte Rui kaum mehr. Sie wollte Jungkook kennenlernen.
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Endlich ein Update, kurz und schmerzlos. Ach ja...
- Lyn
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AUTUMN FREAK | jjk & pjm x reader
FanfictionMit seiner einst gepflegten Fassade, warf Jimin deine analysierende Ader ziemlich um, als er sich plötzlich zu einem Schatten seines glamourösen Ich's verwandelte. Die Köpfe drehten sich nicht mehr voller Bewunderung um zum Sunnyboy, hingegen verabs...