valeria/thirty-one

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Immer mehr Tränen strömen über mein Gesicht und sie werden nicht weniger.

Vor lauter Weinen bekomme ich schon fast keine Luft mehr, weshalb mich die vorbeigehenden Menschen immer wieder besorgt angesehen, jedoch reagiere ich nicht darauf und so gehen sie auch wieder ihren Weg weiter.

Da ich so in meinen Gedanken gefangen bin, habe ich noch nicht einmal mitbekommen wie meine Tränen weniger geworden sind, es aber das Regnen angefangen hat.

Laufend vibriert mein Handy in meiner Hosentasche, jedoch ignoriere ich es gekonnt und verfalle wieder in meine fesselnden Gedanken. Ich wusste ja das Dave ein Geheimnis hatten, dass es jedoch so brutal ist hätte ich nie in meinem Leben gedacht.

Jetzt macht auch das plötzliche Abhauen am Freitag von den Jungs und ihm einen Sinn. Tausend Fragen schwirren in meinem Kopf, jedoch finde ich die Antworten nur bei Dave. Sind die Jungs auch in der Mafia? Wahrscheinlich schon. Ist es ein Familienunternehmen oder nicht? Ich habe hierbei keine einzige Vermutung.

Am liebsten würde ich sofort zurück zu der Villa und nach Antworten fragen, aber ich weiß nicht ob ich schon bereit dazu bin. Noch dazu kommt das ich noch nicht mal weiß ob die Jungs schon dort sind oder noch im Resteraunt.

Das einzige was ich im Moment weiß, ist das ich heute Nacht sicherlich nicht bei ihnen Schlafen werde, sondern in einem Hotel oder so. Zwar habe ich keine Kleidung, jedoch werde ich späterstes morgen Nachmittag zurückkehren und solange halte ich es schon mit meiner nassen Jeans und meinem ebenfalls nassen Pulli aus. Geld und mein Handy habe ich in meiner Tasche, die ich glücklicherweise mir noch geschnappt habe bevor ich aus dem Lokal gelaufen bin.

Als ich draußen war, hörte ich übrigens nur noch Davids Rufe nach mir, genauso wie seine schweren Schritte, jedoch waren sie mir in diesen Moment egal und ich rannte irgendwohin wobei ich ihn dann auch glücklicherweise abgehängt habe. Aber egal.

Da mich mittlerweile schon friert, stehe ich von meiner gemütlichen Bank auf und mache mich auf die Suche nach einem tollen Hotel. Als ich endlich eines gefunden habe, gehe ich rein und sehe mich sofort staunend um.

Überall sind riesige Kronleuchter die warmes Licht an die beigen Wände werfen und die beerenroten Sessel passen perfekt überall dazu. Verzaubert von den tollen kleinen Details gehe ich zu der Rezeption wo mich die Dame hinter den Tresen mitfühlend ansieht.

Ich kann es verstehen, ich meine ich stehe hier mit nassen Sachen und ein offensichtlich verheultes Gesicht.

„Guten Abend. Was kann ich den für Sie tun?" frägt mich die Frau freundlich, während ich versuche sie mit einem echten Lächeln anzulächeln.

„Hallo. Ich würde gerne ein Zimmer für diese Nacht nehmen" Verstehend nickt die Dame und gibt mir sogleich einen Zimmerschlüssel. „Schönen Aufenthalt!"

Dankend nehme ich ihr den goldenen Schlüssel ab und steige sogleich in den Aufzug. Im sechsten Stock angekommen, suche ich mein Zimmer und drehte sogleich ein.

Wow! Es ist genauso schön wie die Eingangshalle und der Aufzug mit den Gängen. Wenn man von der rustikalen Tür hereinkommt, sieht man als erstes links das moderne Bad, mit einer großen Regendusche und tollen gläsernen Waschbecken. Wenn man geradeaus geht kommt man direkt ins eigentliche Zimmer, welches in grau und beige Tönen gehalten wurde. Rechts ist das Bett während links in der Ecke zwei Sessel mit einem Tisch stehen und der drehbare Fernseher an der Wand zum Bad hängt.

Nachdem ich das Zimmer ausgiebig bestaunt habe, lege ich meine Tasche ab und gehe ins Bad zum Duschen. Schnell entkleide ich mich, lege meine Kleidung auf den Heizkörper und trete in die heiße Dusche ein.

Als ich schließlich fertig bin, ziehe ich mir nur meine Unterwäsche und den Hotelbademantel an und gehe zu den Sesseln und mich dort niederzulassen. Schnell binde ich mir noch einen Dutt und nehme dann zum ersten Mal seit 6 Stunden wieder mein Handy zur Hand.

1:46 AM

Eigentlich sollte ich jetzt schlafen gehen, jedoch bin ich einfach noch viel zu aufgewühlt um zu schlafen. Sollte ich mal meine Nachrichten lesen? Ok ich lese sie mal.

Mit zittrigen Händen entsperre ich mein Handy und gehe auf WhatsApp. 137 Nachrichten und 29 verpasste Anrufe. 22 der Anrufe kann ich David zu schreiben und die restlichen 7 sind jeweils einer von den anderen Jungs.

Bei den Nachrichten schaue ich zuerst auf die Chats von Chase, Enzo und den andren, die mir jedoch nur so Sachen wie   ‚Wo bist du?'    ‚Komm zurück'     ‚Wir erklären dir alles'    geschrieben haben.

Die Nachrichten von Dave schauen schon ganz anders aus. Mit flachem Atem und zittrigen Händen mache ich unseren Chat auf und überfliege die ersten von 116 Nachrichten.

‚Honey wo bist du?'

‚Komm bitte zurück'

‚Wir sind in der Villa'

‚Bitte komm wieder und lass es mich erklären!'

‚Valeria!'

‚Hallo?'

‚Honey...'

...

Schon nach sieben Nachrichten halte ich es nicht mehr aus und fange das Weinen an. Ganz langsam lege ich mein Handy auf den Tisch und kuschle mich weiter in den Sessel rein, nur um meinen Tränen noch mehr Lauf zu lassen.

Plötzlich überkommt mich die ganze Wut der letzten Monate.

Die Wut über Josue, Maria über mich, über meine Familie und jetzt auch über Dave. Blind vor Wut springe ich auf, packe mein Handy und schmeiße es quer durch das Hotelzimmer, sodass es an der gegenüberliegenden Wand abprallt und zu Boden fällt.

Mit gemischten Gefühlen aus Trauer und Wut sacke ich auf den Boden zusammen und weine mich dann schließlich qualvoll in den  Schlaf.

past and futureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt