david/thirty-two

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Überall liegen Glasscherben und kleine Splitter.

 Am Boden sind kleine, klebrige, braune Pfützen die ganz langsam eintrocknen.

 An den Wänden sind Abdrücke von den kaputten Flaschen.

 Neben der Türe liegen kaputte Stühle. 

Und mittendrin bin ich. 

Nachdem Valeria aus dem Restaurant gestürmt ist und ich ihr hinterher bin, ist nicht viel passiert außer das wir zur Villa zurück sind und ich mich danach ziemlich betrunken habe. 

In meinem Rausch habe ich Ria ziemlich viel getextet und auch oft angerufen, jedoch hat sie auf nichts reagiert was auch verständlich ist. 

Jetzt gerade ist es 8 Uhr morgens und somit der letzte Tag, also logischerweise auch Sonntag. Um 14 Uhr wollten wir losfahren, jedoch wissen wir nicht wo genau Ria ist, geschweige denn ob sie überhaupt noch in Kanada ist. 

Wir alle haben ihr nochmal geschrieben, aber eine Antwort haben wir noch nicht. Aus diesem Grund sitzen wir jetzt alle im Wohnzimmer und warten auf sie falls sie zurückkommt.

 „Glaubt ihr sie kommt zurück?" fragt Diego. „Na klar. Ich meine, wie sollte sie den eigenständig nach Seattle zurückkommen?" stellt Isaac die Gegenfrage. Da keiner von uns eine Antwort gibt, lehnt er sich schnaufend zurück und schaut aus dem Fenster.

 Gerade als ich wieder in meine Gedankenwelt abdrifte, öffnet sich die Haustüre mit einem leisen Knarzen und lässt von uns allen die Köpfe nach oben schrecken. 

Erschrocken schauen wir zum Eingangsbereich wo eine patschnasse Valeria steht. Ihre eigentlich leuchtend blaue Augen sind angeschwollen, so matt wie eine Wand und einfach nur gebrochen. Auch ihre Körperhaltung ist alles andere als Gesund. 

Vor Schock springe ich auf und laufe zu ihr hinüber und will sie in meine Arme schließen, jedoch weicht sie nur einen kleinen Schritt zurück. „Bitte nicht David" 

Niedergeschlagen lasse ich meine Arme sinken, während sie schüchtern an mir vorbeitritt und sich auf das Sofa zu den anderen setzt. 

„Ich hätte da ein paar Fragen an euch, jedoch würde ich zuerst gerne alleine mit Dave sprechen" offenbart sie uns, während sie uns unsicher ansieht. Verstehend nicken die Jungs und gehen schließlich aus dem Raum sodass ich und Valeria alleine sind.

 „Es tut mir leid Ria" Mit einem meiner ehrlichsten Ausdrücke schaue ich das Mädchen vor mir an, jedoch hält diese nur den Kopf gesenkt.

 „Was tut dir leid Dave? Das du ein illegales Familienunternehmen weiterführst, weil du musst und deinen Vater nicht enttäuschen willst? Nein David nicht das. Das hat mich nicht verletzt oder enttäuscht. Es war eher die Weise wie ich es erfahren habe die mich enttäuscht hat. Und ja mir ist durchaus bewusst das es ein unglücklicher Zufall war das ich es so erfahren, trotzdem war es ziemlich verletzend. Und ich weiß auch das die Jungs und du nichts dafürkönnt, das ist mir letzte Nacht bewusst geworden" 

Erstaunt über ihre kleine Ansprache starre ich Valeria an, die mich mit ihren Angeschwollenen Augen gespannt mustert. „Dann... dann bist du also nicht sauer auf mich oder uns?" „Am Anfang war ich es, jetzt jedoch nicht mehr" Überglücklich über ihre Antwort laufe ich auf sie zu und ziehe sie in eine feste Umarmung, die sie glücklicherweise erwidert.

 „David ich habe euch ja verziehen, aber trotzdem will ich dir noch sagen das ich keine Angst vor euch habe falls du das jetzt denkst. Ich werde auch nicht euch oder dich dazu zwingen aus der Mafia auszusteigen oder sie aufzulösen, denn es ist euer Leben und ich finde es auch nicht schlimm solange ihr auf euch aufpasst. Und ja gestern habe ich noch schlimm darauf reagiert, aber das war wahrscheinlich der Schock und heute ist er wieder weitestgehend verdaut und ich habe eine andere Meinung als gestern, ok?" Als Antwort gebe ich ihr einen Kuss auf die Stirn und drücke sie noch fester an mich.

 „Valeria, eins sage dir jetzt noch; die Jungs und vor allem ich werden dich immer beschützen egal was ist, da du jetzt auch ein Teil unseres Lebens bist und unser größtes Geheimnis kennst. Jedoch bitte ich dich das wir ab jetzt immer ehrlich zueinander sind egal in welcher Hinsicht, einverstanden?" Einverstanden nickt sie an meiner Brust und kuschelt sich noch mehr an mich.

 Nach ein paar Minuten packe ich sie mit meiner linken Hand schließlich sanft am Kinn, sodass sie mich ansieht und ich meine rechte Hand immer noch auf ihrer Taille haben kann. „Ist dann wieder alles gut zwischen uns?" „Ich denke schon" wispert Valeria leise zurück, während ich mich langsam in ihren Augen verliere. „

Du schuldest mir noch etwas" murmelt ich benebelt zu ihr, woraufhin sie mich fragend mustert. „Meine Forderung am See..." Wispere ich genauso leise wie sie vorher, sodass sie endlich versteht was genau ich meine.

 Unbewusst komme ich Valerias Gesicht immer näher und spüre mittlerweile schon ihren schnellen Atem. „Dann würde ich sagen ich erfülle diese Forderung jetzt" Ihre Stimme ist nur noch ein Hauch von nichts, trotzdem aber auch rau und sexy. 

Langsam und quälend komme ich ihren vollen Lippen noch näher und spüre mittlerweile schon ihren schnellen Herzschlag- genauso wie meinen. 

Und mit einem Mal spüre ich ihre tollen Lippen auf meinen und sogleich bricht ein Sturm aus Schmetterlingen und ein Tornado aus tausenden Gefühlen die nicht zu zuordnen sind in mir aus.

 Sowas habe ich noch nie in meinem Leben gespürt, außer bei unsrem letztem Kuss, jedoch nicht so intensive. Ohne zu zögern beginne ich meine Lippen auf ihren zu bewegen und sie erwidert es zum Glück. Ihre Lippen sind im Moment wie eine Droge und ich bin komplett süchtig danach. Von dem Zitronenduft ihres Lippenbalsams bekomme ich nicht genug und werde es vermutlich auch in Zukunft nicht tun.

 Langsam lösen wir uns voneinander und das einzige was wir zustande bringen ist ein überglückliches Lächeln das über beide Ohren und noch weiter geht.   


 Ich hoffe ich konnte diese Kussszene bisschen besser beschreiben wie die erste. Wenn nicht, dann hoffe ich das sie euch trotzdem gefallen hat:)

past and futureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt