Kapitel 43 - Hass oder Liebe?

743 40 0
                                    

"Du hasst sie nicht!", sagt Bill und sieht mich mit diesem seltsamen Gesichtsausdruck an, den er immer aufsetzt wenn er weiß, dass er recht hat.

"Doch! Sie hat alles kaputt gemacht! Sie hat mir versprochen, dass sie nicht wie die anderen ist. Ich hab ihr vertraut! Und sie hat das missbraucht."

"Vielleicht! Aber vielleicht auch nicht!", sagt er.

"Was soll das denn jetzt heißen?", frage ich verwirrt.

"Du hasst sie nicht. Du liebst sie. Das ist manchmal einfach zu verwechseln, ich weiß das aus eigener Erfahrung. Aber es ist doch so: Du hast ihr nicht die Wahrheit gesagt. Und sie hat so reagiert, wie jede andere in ihrer Situation. Sie war einfach überfordert damit. Und ich versteh das. Du hast sie einfach total überfallen."

"Also willst du jetzt damit sagen, dass das alles meine Schuld ist?", frage ich sauer.

"Nein! Ich sag nur, dass ich verstehe warum sie so fertig mit der Welt war."

"Aber sie hat gesagt, sie will mich nicht heiraten. Und das hat absolut gar nichts damit zu tun."

"Sie hat nicht gesagt, dass sie das nicht will. Sie hat einfach nur nichts gesagt. Weil sie unter Schock stand."

"Wieso schlägst du dich jetzt auf ihre Seite?"

"Das mach ich doch gar nicht. Ich versuche nur nachzuvollziehen, warum sie dich angeblich hasst - wie du gesagt hast - und dann trotzdem hierhergekommen ist. Sie hat mich angeschrieen und auf mich eingeschlagen, dass ich sie mit hierher nehme. Als ich nein gesagt habe, ist weinend auf dem Sofa zusammengebrochen. Ich glaub einfach nicht, dass du ihr egal bist.", sagt er und trinkt einen Schluck Wiskey.

"Kannst du das wegstellen? Mir wird vom zusehen schon schlecht."

"Nein, das hast du dir selbst zuzuschreiben! Und dass das klar ist: ich sorge dafür, dass du wieder in Ordnung bringst. Und wenn ich dich nach Hause prügeln muss! Ich werde nicht zusehen, wie du diese Frau sitzenlässt! Sie liebt dich über alles und du siehst das nicht. Und wir beide wissen, dass du wieder in ein Loch fällst, wenn du das jetzt nicht in Ordnung bringst."

"Was soll ich denn da wieder in Ordnung bringen? Sie hat doch alles klargestellt!"

"Du schnallst es einfach nicht, oder?", sagt er, kippt sein Glas leer und fährt fort. "Sie ist hierher gekommen! Weil sie mit dir reden wollte! Sie wollte sich entschuldigen und du bist ausgerastet. Du hast ihr noch nicht mal eine Chance gegeben, sich zu entschuldigen. Also tu nicht so, als hättest du alles versucht. Das hier ist noch nicht vorbei, auch wenn du es dir einredest. Du willst sie nicht verlassen, das weiß ich mit hundertprozentiger Sicherheit. Und sie will das auch nicht. Ok, es wird nicht einfach, aber muss man deswegen das Handtuch werfen? Nein! Du hast vergessen, wie man um etwas kämpft, weil du es nie tun musstest. Aber jetzt ist es soweit! Also sorg dafür, dass das wieder in Ordnung kommt. Sie hat es versucht, indem sie zu dir gekommen ist. Damit hat sie doch ihren Standpunkt klargemacht. Du bist aber nicht darauf eingegangen. Also bringst du das jetzt wieder in Ordnung, klar?", sagt er und schenkt sich noch einen Wiskey ein.

"Kannst du den nicht nacher trinken?"

"Wieso? Weil du sonst gleich wieder auf den Boden kotzt? Keine Sorge. Scarlett bringt dich dann sowieso um."

"Mir ist so schlecht!"

"Da hab ich einen Tipp für dich: nimm nächstes Mal wieder den Boxsack!"

"Nicht witzig, Bill!", sage ich genervt.

"Find ich schon!", lacht er.

"Ach halt die Klappe!"

"Na schön... Wie du meinst Brüderchen!"

"Sag noch einmal Brüderchen und ich sorg dafür, dass Scarlett dich statt mich umbringt.", sage ich trocken.

"Also... Redest du jetzt mit Azure?", fragt er, woraufhin ich nur nicke.

"Du hast recht. Ich kann sie nicht auch noch verlieren."

"Das wirst du nicht, da bin ich sicher. Sie liebt dich wirklich sehr."

Die Wunde des BetrugsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt