Die Wunde des Betrugs

Kapitel 36 - Charlies Geheimnis

"Und du willst das echt machen?", fragt Bill skeptisch einen Monat später. Wir sitzen mit Bierflaschen in der Hand nebeneinander auf dem Sofa bei ihm und Scarlett zu Hause. "Das ist ein großer Schritt."
"Ja, auf jeden Fall.", sage ich
"Und warum zögerst du dann?", fragt er und zieht eine Augenbraue hoch.
"Weil... Ich hab da ein Problem. Und ich weiß genau, wenn ich es ihr sage, wird das wie eine Bombe einschlagen. Ich will es ihr sagen, bevor ich sie frage.", sage ich.
"Was für ein Problem?", fragt er. Ich trinke das restliche Bier auf einen Schlag leer und stelle die Flasche zurück auf den Tisch.
"Sie will Kinder.", erkläre ich.
"Und... Du nicht?", fragt er verwirrt.
"Doch schon, das ist nicht das Problem. Es ist nur, dass ich...", fange ich an, aber höre auf, als ich Bills Gesicht sehe. Es ist eine Mischung aus Mitleid und Schock.
"Oh nein!", sagt er dann.
"Oh doch."
"Scheiße, seit wann weißt du es?"
"Zwei Monate etwa.", erkläre ich.
"Das tut mir echt leid."
"Tja, ich kann es nicht ändern. Aber ich will, dass sie es weiß, bevor ich sie frage."
"Warte... Warte... Warte... Du denkst, dass sie 'nein' sagt, wenn sie es weiß?"
"Keine Ahnung... Aber ihr will ihr die Information nicht vorenthalten. Das wirft ihren ganzen Plan fürs Leben über den Haufen."
"Ok, jetzt hör mir mal zu!", sagt er streng und stellt sein Bier zur Seite. "Das einzige, was wichtig ist, ist, dass du sie und sie dich liebt. Alles andere ist unwichtig. Das Problem regelt sich dann schon von alleine. Und glaub mir, sie liebt dich. Sehr sogar. Also... Sie wird 'ja' sagen. Da bin ich mir sicher. Egal, ob mit Kindern oder ohne. Ich sage nicht, dass du ihr die Hiobsbotschaft verheimlichen sollst, aber geh ja nicht mit der Einstellung nach Hause, dass sie deswegen auf jeden Fall 'nein' sagen wird, klar?" Einen Moment sehe ich ihn etwas schockiert an, dann nicke ich.
"Ok, gut!", sagt er dann zufrieden. "Sag es ihr einfach. Ich glaube nicht, dass das etwas an ihrer Antwort ändern wird."