Kapitel 49 - Drachen

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"Du hast was?", schreit Az mich an und starrt fassungslos von dem mittlerweile 17-jährigen Nathan zu mir und wieder zurück. "Geht es dir noch gut?"

"Az, beruhig dich! Es ist doch nichts passiert.", verteidige ich mich.

"Genau, Mum! Reg dich doch nicht so auf!", sagt Nathan.

"Ich soll mich nicht aufregen? Du warst bei lebenden, großen, feuerspeienden, gefährlichen Drachen! Da hätte was weiß ich was passieren können!", schreit sie, dann fährt sie an mich gewandt fort. "Es ist schlimm genug, dass du da jeden Tag bist. Du brauchst ihn nicht auch noch dahin mitnehmen."

"Mum, ich wollte dahin. Er hat zuerst nein gesagt. Aber ich will auch mal da arbeiten! Und außerdem ist doch überhaupt nichts passiert."

"Das ist jetzt ein Witz, oder?", fragt sie fassungslos.

"Nein! Wir haben Drachen im Unterricht gemacht und nächste Woche fängt mein letztes Schuljahr an. So langsam sollte ich mir mal überlegen, was ich beruflich machen will. Und ich will mit Drachen arbeiten! Ich will nach Rumänien!"

"Was?!", fragen ich und Azure gleichzeitig.

"Ich will nach Rumänien!", wiederholt er.

"Warte!", sagt Az und sieht mich an. "Du wusstest das auch nicht?"

"Nein! Nathan, warum ausgerechnet Rumänien?", frage ich.

"Ähm...", sagt er, aber schließt den Mund wieder.

"Nathan?", hakt Azure nach.

"Emily geht auch dahin.", sagt er.

"Wer ist Emily?", frage ich.

"Meine... Freundin.", sagt er. Jetzt sind sowohl Azure als auch ich still.

"Was schaut ihr so?", fragt er.

--- Deine Sicht ---

"Sind wirklich schon so viele Jahre vergangen?", frage ich Charlie, als wir am Abend nebeneinander im Bett liegen.

"Anscheinend schon. Das ging alles so schnell."

"Stimmt. Schade!"

"Ich find das schön. Ich meine... Wenn es schnell vorbei ging, heißt das doch, dass es schön war." Ich sehe ihn an und muss lächeln.

"Ich sags doch immer... Du bist der größte Optimist, den ich kenne."

"Und du die größte Pessimistin!", grinst er.

"Ach halt die Klappe!", sage ich beleidigt, woraufhin er zu lachen anfängt.

"Und noch genauso leicht zu provozieren, wie vor 20 Jahren."

"Idiot!"

"Zicke!"

"Blödmann!"

"Wertvollster Schatz auf Erden!", sagt er und lächelt.

"Schleimer!"

"Ach halt dich Klappe!", grinst er. Dann stützt er sich auf seinen Arm und beugt sich über mich, um mich zu küssen. Das wird einfach nie langweilig und macht mich seit unserem ersten Kuss noch genauso glücklich, wie damals. So als hätte sich absolut nichts verändert.

Die Wunde des BetrugsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt