Kapitel 19 - Gezwungen zum Glück

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"Was willst du?", frage ich Ryan, der gerade an meiner Wohnungstür geklingelt hat.

"Ich will, dass du mal mitkommst!", sagt er.

"Vergiss es! Ich bin grade echt mies drauf, also verschwinde besser."

"Nein!"

"Gut dann bleib halt da stehen!", sage ich genervt und will die Tür schließen, aber er stellt einen Fuß dazwischen. Genervt gebe ich auf.

"Und was ist so wichtig, dass du mich abends um neun nervst?", frage ich. Wenn ich ihn schon nicht los werde, dann bringe ich dieses Verhör lieber schnell hinter mich, dann verschwindet er sicher bald.

"Das erfährst du dann schon!", sagt er.

"Entweder du sagst mir, was so wichtig ist, oder ich geh nirgends hin.", sage ich beleidigt.

"Du kommst jetzt mit!", sagt er wieder und zieht seinen Zauberstab.

"Was soll der Scheiß?"

"Ich zwinge dich nur ungerne, aber was sein muss, muss sein!" Ich lache nur kurz auf, dann schlage ich ihm die Tür vor der Nase zu, sobald er seinen Fuß aus der Tür gezogen hat. Doch ich höre, wie er hinter mir appariert und jetzt in meiner Wohnung steht. Ich will mich schon umdrehen, als Ryan "Accio Zauberstab" sagt und meinen Zauberstab, der bis eben noch auf einem Schrank lag, auffängt und beide in meine Richtung hält.

"Ryan, was soll das?"

"Ich helfe dir nur, dass du aus deiner ich-bin-mies-gelaut-und-jeder-soll-mich-in-Ruhe-lassen-Phase rauskommst." Dann macht er ein paar Schritte auf mich zu und packt meinen Arm. Bevor ich mich wehren kann, werde ich durch einen Strohhalm gezogen, durch eine Tür geschoben und finde mich in vollkommener Dunkelheit wieder.

"Ryan?", frage ich und suche nach etwas, an dem ich mich orientieren kann.

"Der ist nicht hier!", sagt eine Frauenstimme, die mich erstarren lässt. "Willst du Licht oder ziehst du es vor, mich nicht zu sehen?", fragt Az. Ich bin viel zu geschockt, um zu antworten.

"Ok, dann bleibt es dunkel. Hör zu, ich weiß nicht, was sich Ryan, Theo und Sara hiervon versprechen, aber ich weiß, dass du nicht mit mir reden willst, also würde ich vorschlagen, wir warten einfach, bis sie uns hier wieder rauslassen."

"Kannst du doch Licht anmachen?"

"Na schön", sagt sie und ich höre, wie sie einen Lichtschalter betätigt. Dann wird es plötzlich extrem hell, sodass ich mir erschrocken die Hand vor das Gesicht halten muss. Als ich mich etwas an die Helligkeit gewöhnt habe, sehe ich mich um. Wir sind anscheinend in einem kleinen Zimmer eingesperrt, das wohl so etwas wie ein Gästezimmer ist - vielleicht auch eine zum Gästezimmer umfunktionierte Besenkammer. Es stehen ein Bett, ein Tisch und drei Stühle darin. Leider hat es aber kein Fenster.

"Ryan!", rufe ich laut und schlage gegen die Tür. "Lass den Scheiß und mach die Tür auf!" Aber ich bekomme keine Antwort.

"Gib's auf. Das bringt nichts. Hab ich auch schon versucht.", sagt Az gelangweilt und lässt sich nach hinten auf das Bett fallen, wo sie sich dann zur Wand dreht. Ich lasse mich wieder auf den Boden fallen und lehne mich an die Wand. Dann herrscht eine Weile Stille, in der ich sie einfach nur ansehe. In Gedanken verpasse ich mir eine Ohrfeige nach der anderen, weil ich sie so wunderschön finde.

"Glückwunsch!", sagt sie plötzlich, schaut aber immer noch die Wand an.

"Was?", frage ich verwirrt.

"Heute ist der 12. Dezember. Sag jetzt nicht, du hast es vergessen!"

"Oh! Danke."

"Du hast echt deinen Geburtstag vergessen?"

"Hatte eben viel um die Ohren."

"Achso.", sagt sie. Dann herrscht wieder schweigende Stille. Sie wirkt auch, als hätte sie nicht die einfachste Zeit hinter sich.

"Wie geht's dir?", höre ich mich fragen, wofür ich mich gleich selbst schlagen könnte. Wie soll es ihr schon gehen... Sie schnaubt verächtlich und schaut mich über die Schulter an.

"Was denkst du denn?"

"Tut mir leid."

"Ist das das einzige, das du sagen kannst?", fragt sie ironisch und dreht sich wieder zur Wand.

"Es tut mir nunmal leid. Ich weiß nicht, was du sonst noch von mir hören willst." Jetzt dreht sie sich ganz um und setzt sich an die Bettkante.

"Vielleicht sowas wie eine gescheite Erklärung! Du hast keine Ahnung, wie du mir weh getan hast. Da hab ich wenigstens verdient zu erfahren, was dein Problem ist. Hast du eine Freundin? Oder mich nur zur Abwechslung benutzt? Oder hast du einfach nur Spaß daran, mir Hoffnungen zu machen und mir dann einen Schlag in die Fresse zu verpassen und bist einfach nur zu feige, es mir ins Gesicht zu sagen?"

"Das ist kompliziert! Ich versteh es selber nicht so ganz!", gestehe ich.

"Ja, schon klar!", sagt sie. "Alles ist immer viel zu kompliziert um es zu erklären. Ist das eine Männerkrankheit, nichts erklären zu wollen oder liegt das einfach an mir? So blöd bin ich nämlich nicht, um eine dieser primitiven Ausreden zu kapieren, die ihr Männer immer bringt, weißt du?"

"Das hab ich doch damit überhaupt nicht gemeint."

"Ach, und was dann?", ruft sie und setzt sich auf.

"Es ist besser, wenn wir nicht darüber reden."

"Warum? Für mich macht es alles nur noch schlimmer.", schreit sie mich an.

"Da täuschst du dich gewaltig!", schreie ich auch und stehe auf. "Du bist diejenige, die mir weh tut! Wenn ich es zugelassen hätte, hätte es mich zerstört!"

"Warum sollte ich dir denn weh tun wollen?"

Die Wunde des BetrugsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt