45.Kapitel

105 7 3
                                    

Sicht Andreas:

Über die Freude und die ganzen Begrüßungsarien von meiner Frau und meiner Mutter achtete ich im Moment nicht wirklich auf Chris. Er war nach der Versammlung schon sehr angefressen auf Beate und wollte sich nachdem wir mit Aaron zurück waren etwas zurück ziehen und das sacken lassen. Beate hatte ihn vor versammeltem Team ins offene Messer laufen lassen und das ging gar nicht. Nur wusste sie nicht dass das Team schon vorher Bescheid wusste, bevor sie so reingeplatzt war.

Aaron hatte die letzten Wochen auch viel mitmachen müssen und war nun froh endlich wieder zu Hause sein zu können. Gott sei Dank waren die Tests gut ausgegangen und er hatte keine bleibenden Schäden zurück behalten, außer einer kleinen Narbe an der Schläfe. Die wird später auch noch verblassen und kaum noch sichtbar sein und nur er wird später noch wissen warum er sie hat. Ich danke Papa dass das alles so glimpflich abgegangen ist und nichts schlimmeres passiert ist. Aaron sollte das aber auf jeden Fall noch therapeutisch aufarbeiten, was ich auch für sehr wichtig halte.

Ich ging nach einer Weile noch mal in den Garten und konnte von unten in das Zimmer schauen. Die Vorhänge waren zugezogen und ich dachte mir das Chris schlafen würde. Um mir ganz sicher zu sein ging ich dann aber noch mal nach oben und schaute nach. Er lag in seinem Bett und schlief auch tatsächlich. Das er aber doch noch mal weg war konnte ich nicht wissen und dachte mir auch nichts weiter dabei und ging wieder nach unten. Das er wieder einen Blackout hatte, hatte ich nicht wirklich auf dem Schirm. Bisher hatte er am Tag auch noch keine. Bis heute.
Welche Dimensionen das hatte sollte uns auch bald klar werden. Ich ließ ihn schlafen und kümmerte mich um unsere Fanseite. Der Post hatte eingeschlagen und ich antwortete auf vereinzelte Kommentare. So ging auch die Zeit bis zum Abend rum. Chris wollte ich schlafen lassen, denn ich wusste wenn er einmal schläft, schläft er.

Er verpasste sogar das Abendbrot. Ich schaute nach ihm und bemerkte das ihm im Schlaf die Tränen liefen. Er verarbeitete grade scheinbar etwas was ihn beschäftigte. Ich weiß das er sich um Anne-Marie Sorgen machte. Wenn er wach ist werde ich ihm sagen das er das klären muss und zu ihr fahren soll. Doch vor dem nächsten morgen sollten wir ihn nicht zu sehen kriegen.

Sicht Chris:

Im Schlaf sah ich wieder die schrecklichen Bilder von Anne-Marie und mir war klar das ich dieses Problem nicht länger aufschieben lassen wird. Ich wollte mit Nadine sprechen und ihr sagen das ich das erst klären muss um Ruhe zu kriegen. Ich wusste aber nicht ob es das richtige ist.

Ich machte mich heute morgen doch recht gut gelaunt fertig. Auf Andreas Frage hin warum ich im Schlaf geweint hatte versuchte ich ihm auszuweichen. Doch mein Bruder wusste an meinen Blicken genau was los war und bohrte weiter nach bis ich es ihm sagte das ich wieder von Anne-Marie geträumt hatte. Er sagte mir das ich das klären muss damit diese Träume endlich aufhören. Ich ließ ihn wissen das ich immer mehr Details sehe und auch jetzt weiß wo ich sie finden kann.

Mein Bruder wollte einfach nur das diese Qualen endlich aufhören. Ich versuchte dann aber schnell vom Thema abzulenken. Ich holte mir die Autoschlüssel vom Mondeo und machte mich auf den Weg nach Herford um Nadine abzuholen.

Ich kam mit Schmetterlingen im Bauch dort an und ging zu ihr. Sie hatte die Koffer schon gepackt und wartete auf mich. Aber auch Nadine sah mir meine Sorgen an und ließ es sich nicht nehmen mich darauf anzusprechen ehe wir los fuhren. Es tat gut drüber zu reden und mich verstanden zu fühlen. Sie redete mir wieder gut zu und ich entschloss mich zu Anne-Marie zu fahren. Ursprüngluch wollte ich sie wieder für mich gewinnen, doch seit ich Nadine kennengelernt hatte, war ich davon wieder weg, sondern wollte einfach nur wissen wie es ihr in den Jahren ergangen war und genauso sagte ich es auch Nadine. Ich wollte mir später die Adresse raussuchen und die nächsten Tage zu ihr fahren. So überzeugt wie ich war, so viel Angst hatte ich auch grade davor, was mich erwarten würde. Es wäre eine Adresse in Hamburg, wo ich schon ein Stück fahren müsste, aber ich bin bereit dazu die Strecke auf mich zu nehmen. Ich möchte Nadine nicht nur Andreas vorstellen sondern ihr auch zeigen wie ich wohne und so fuhren wir erst mal bei mir vorbei. Es war schon komisch nach so langer Zeit wieder hier zu sein und es wurde auch mal wieder Zeit zu Hause vorbei zu schauen und ich merkte das ihr meine Wohnung gefiel.

Wir waren endlich nur für uns und tauschten das erste mal auch vorsichtig Zärtlichkeiten miteinander aus. Ich ging sehr vorsichtig mit ihr um, denn sie hatte auch viel durchmachen müssen und musste ihr Vertrauen zu Männern erst wieder neu aufbauen. Sie merkte aber das ich sie zu nichts zwingen würde. Wir kamen uns aber doch recht schnell näher und küssten uns ausgiebig. Mein Körper reagierte sehr eindeutig und wäre auch für mehr bereit, aber ich war froh das wir überhaupt körperlichen Kontakt haben konnten. Als ich ihrer Hüfte mit meiner unbewusst etwas zu nah kam zuckte sie ziemlich zusammen und ging wieder auf Abstand. Ich fragte mich gedanklich was ich falsch gemacht hatte. Lange brauchte ich aber nicht zu überlegen. Mein Blick in ihr Gesicht tat mir weh, denn ich sah ihren Schmerz der wieder in ihr hochkam und auch die Tränen die sich ihren Weg bahnten. Ich wischte sie ihr vorsichtig weg und ließ mich im Wohnzimmer auf meine Couch fallen. Ich deutete ihr an das sie sich zu mir setzen sollte, damit sie sich wieder beruhigen konnte. Ich nahm sie in den Arm und hielt sie einfach nur fest im Arm. Sie legte ihren Kopf an meine Schultern und verriet mir warum sie grade so regiert hatte.
Was sie mir jetzt sagen wird sollte mich aber gleich schocken und die Gedanken wie unsere Zukunft aussehen könnte auf eine harte Probe stellen.

Ich holte ihr ein Taschentuch, so das sie sich während dessen wieder etwas sammeln konnte.

Sie holte sehr tief Luft und offenbarte mir das sie durch die brutale Vergewaltigung nie wieder Kinder bekommen kann und man nur durch eine Not-OP ihr Leben hatte retten können. Sie war zu dem Zeitpunkt als sie gefunden wurde dem Tod näher als dem Leben. Durch diese schweren inneren Verletzungen sollte sie erst mal eine Weile auf Sex verzichten, damit alles richtig heilen kann.

Das war ein Schlag ins Gesicht für mich, aber sie hat es überlebt und darüber bin ich sehr froh. Wie wir beide damit umgehen werden wird sich zeigen. Ich schluckte auch schwer, denn das war hart zu hören wie sie mir das anvertraute und sie sich selber eingestehen musste das sie nie ein Kind austragen können wird. Aber das sind noch Themen denen wir uns hoffentlich als Paar stellen werden.

Wir wollten etwas abschalten bevor wir zu Andreas weiter wollten und gingen eine kleine Runde spazieren. Am Abend wollte ich sie zu ihr nach Hause bringen. Ob ich bei ihr oder Andreas schlafen werde wird sich zeigen. Während wir spazieren waren haben wir uns entschieden es als Paar zu versuchen, auch mit allen Konsequenzen die mir vielleicht noch bevorstehen werden. Wir wollen es später auch Andreas und meiner Mutter erzählen. Was wir allerdings der Öffentlichkeit dann weitergeben, wollen wir nachher mit meinem Bruder besprechen.

Dark Angel ,,Mein Weg zur Erlösung"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt