59.Kapitel

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Sicht Andreas:

Ich fuhr erst mal ins Krankenhaus zu Anne-Marie. Sie war noch immer in der Notaufnahme und war auch noch immer bewusstlos und hatte viele Prellungen, Blutergüsse und ihre Hand war gebrochen. Sie kam grade aus dem CT und wurde direkt in die Intensivstation gebracht. Ich würde so gern auch mit ihr sprechen was passiert ist und würde sie fragen ob sie weiß das Chris für sie seine Freiheit aufgegeben hat. Er wollte sie einfach nur beschützen vor diesem gewalttätigen Menschen.

Von ihm war jedoch nichts zu sehen. Da war ich auch sehr froh drüber. Ich sollte aber trotzdem noch erfahren was mit ihrem Mann ist, denn ein Arzt kam auf mich zu, als er mich zu Anne-Marie gehen sah. Er wollte wissen wer ich bin und fragte mich dann auch. Ich sagte ihm das Anne-Marie eine sehr gute Freundin von Chris ist und wir uns seit der Kindheit kennen. Ich setzte mich zu ihr und blieb eine Weile bei ihr sitzen. Sie kam einfach nicht zu sich. Ihr Gesicht war total geschwollen. Wie oft muss er auf sie eingeschlagen haben bis sie keine Kraft mehr hatte sich zu wehren. Eine halbe Stunde später kam eine Ärztin zu ihr und schickte mich aus dem Zimmer raus. Ich fragte natürlich besorgt nach was mit ihr ist. Sie sagte mir das ich mich nicht aufregen soll, das sie nur ein paar Tests machen muss und ich dann wieder zu ihr gehen kann. Sie sagte mir das sie Abstriche und Blut abnehmen muss um nachzusehen ob sie vergewaltigt worden ist und ob eventuell eine Schwangerschaft besteht die man im Blut schon sehen kann. In mir stieg aber trotzdem die Aufregung denn mir war klar, dass sie meinen Bruder in Verdacht hatten.
Nur 10 Minuten später kam sie wieder aus dem Zimmer raus. Und hatte alles dabei was sie von ihr brauchte. Das Blut und die Abstriche brachte sie ins Labor und untersuchte sie sofort. Die Polizei war auch inzwischen vor Ort und wollte die Ergebnisse sofort haben. Da Chris auch mit bei ihr war musste er auch eine Probe abgeben, genauso wie ihr Mann. Fest steht das sie erst vor sehr kurzen vergewaltigt wurde und die DNS-spuren eben sichergestellt wurden. Die Frage ist jetzt nur auf wessen Konto die Vergewaltigung geht.

Chris ist sich sicher das er es nicht war und hat bereitwillig für die Probe zugestimmt. Die Polizisten hatten Chris seine Probe für die Untersuchung direkt mitgebracht. Ich war genauso neugierig auf die Ergebnisse wie die Polizei. Ich weiß das mein Bruder das nie tun würde und das sollte auch das Ergebnis bestätigen das er unschuldig ist und einen weiteren Beweis liefern das ihr Mann sie schon länger mißbraucht hat. Ich behielt das Labor im Blick bis sie an die Polizei trat und die Ergebnisse mitteilte. Der Test meines Bruders war wie erhofft negativ und darüber war ich sehr froh. Die Blutergenisse brachten allerdings Ergebnisse die Anne-Marie schnellstens erfahren sollte. Ich ging wieder zu ihr ins Zimmer und blieb noch bei ihr. Wieder kam die Ärztin zu ihr ins Zimmer. Diesmal mit einem Ultraschallgerät. Ich fragte ob ich bei ihr bleiben kann und sie war einverstanden. Auf dem Ultraschall sah man ganz deutlich das sie Schwanger ist. Sie rechnete mit dem Gerät die Woche aus und stellte einen Mutterpass für sie aus. Da sie nicht bei Bewusstsein war konnte sie nicht gefragt werden ob sie die Schwangerschaft fortsetzen oder abbrechen will. Ich würde auch als Frau kein Kind was durch eine Vergewaltigung entstanden ist austragen können. Das könnte ich einfach nicht. Aber so ist momentan leider die Lage. Man kann nur hoffen das sie innerhalb der nächsten Woche aufwacht und sie das noch beenden kann wenn sie das will. Sie tut mir grade so leid, dass sie das alles noch mal durchmachen muss und sie diesen furchtbaren Eingriff noch mal über sich ergehen lassen muss, aber ich kann ihr die Entscheidung nicht abnehmen.

Etwa 2 Stunden später kam noch ein Arzt und schaute nach Anne-Marie. Er fragte mich ob ich ihren Mann auch kennen würde.

In mir stieg Wut auf und ich erklärte dem Arzt woher ich ihn kenne. Ich erzählte ihm das er meinen Bruder zusammengeschlagen hat und zum wiederholten Male unsere gute Freundin Anne-Marie. Ich fragte ihn wieso er mich das fragte. Er sagte mir das ihr Mann auch hier eingeliefert worden ist mit schweren Prügel- und Stichverletzungen. Er teilte mir mit das die Not-OP für ihn zu spät kam und er während der OP am hohen Blutverlust verstorben ist. Der Arzt wollte von mir wissen ob mein Bruder mit an der Prügelei beteiligt war. Ich erklärte ihm das Chris Anne-Marie vor ihrem Mann beschützt hatte, bis das so eskaliert war und Anne-Marie sich nicht weiter zu helfen wusste und ihrem Mann dann versucht hat ein Messer ins Herz zu rammen, was aber nicht geklappt hatte. Er sagte nur ,,Sie hat nicht das Herz, sondern die Lunge getroffen. Er ist innerlich verblutet. Er ist trotzdem tot. Herz getroffen oder nicht".

Ich war irgendwie froh das er es nicht geschafft hatte. Dann war sie diesen widerlichen Kerl endlich los und sie ist wirklich frei. Ich hoffe nur das sie nicht wegen versuchten Mordes angeklagt und verurteilt wird, sondern das es als Notwehr durchgeht. Sie wusste sich keinen Ausweg mehr. Chris wird jedenfalls für sie Aussagen. Aber jetzt muss Anne-Marie erst mal wieder fit werden und Chris auch. Beide haben je einen anderen Weg vor sich und es wird sich zeigen was das Schicksal für die beiden bereit hält.

Ich verabschiedete mich erst mal für heute Nacht bei Anne-Marie auch wenn sie nicht wach war spürte sie vielleicht meine Anwesenheit. Ich ging ins Hotel zurück und rief meine Frau an, auch wenn es mitten in der Nacht war, musste ich mit ihr darüber reden was ich bei Chris und bei Anne-Marie erlebt hatte. Sonst könnte ich auch nicht zur Ruhe kommen. Sie hatte Verständnis dafür und hörte mir zu, egal was ich ihr erzählte. Ich kam dann nach einem fast zweistündigen Gespräch mit meiner Frau zur Ruhe und schlief noch ein paar Stunden, bevor ich mich endgültig erst mal von Anne-Marie verabschieden musste, weil mein Bruder nach Herford in die JVA gebracht werden sollte und ich ihn begleiten wollte. Das hatte ich ihm versprochen für ihn da zu sein und das halte ich auch.

So traten wir den Heimweg einmal im Streifenwagen und einmal in meinem Wagen nach Hause an. Nur das sie Chris gleich nach Herford bringen werden und ich nach Hause fahren kann, aber ich werde Chris erst mal begleiten. Ich habe geahnt dass das schief gehen kann und es ist richtig schief gegangen.

Ich hoffe das Anne-Marie die Prügelattacken von ihrem Mann ohne Folgen übersteht und sie wieder auf die Beine kommt und sie wieder für ihre Tochter da sein kann. Ich werde immer mal anrufen und mich nach ihr erkundigen wie es ihr geht. Mona braucht ihre Mama. Jetzt ist sie erst mal bei der Nachbarin untergebracht die wie eine Oma für sie ist und die ihr erklären muss das ihr Papa tot ist und das ihre Mama im Krankenhaus liegt und keiner weiß ob sie nach den schweren Kopfverletzungen wieder zu sich kommen wird.

Chris kam nach fast drei Stunden Fahrt total blass in der JVA an. Er hatte hinten sitzen müssen und das schlägt ihm schon mal auf den Magen. Aber auch die Nase und das Auge machten sich schmerzhaft bemerkbar. Er brauchte dringend Ruhe und seine Tabletten. Bis er aber die Ruhe bekommen würde, sollte es noch etwas dauern. Es stand noch die Eingangsuntersuchung auf dem Plan und ein Gespräch mit dem hausinternen Psychologen. Nachdem das auch erledigt war, wurde ihm die Fußfessel abgenommen und er konnte endlich in seine Zelle. Das war der Zeitpunkt sich für heute zu verabschieden und zu gehen.

Wir saßen nun unter Aufsicht zusammen im Aufenthaltsraum und verabschiedeten uns. Erst jetzt wurde uns beiden bewusst wo wir waren und das ich Chris schweren Herzens hier lassen muss.

Dark Angel ,,Mein Weg zur Erlösung"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt