71.Kapitel

204 6 1
                                    

Sicht Andreas:

Ich war froh das mein Arzt meinem Wunsch zu Chris verlegt zu werden genehmigt hatte.

Ich wusste ja das es Chris richtig schlecht ging, aber das er noch nicht über den Berg ist, hatte mich doch geschockt. Mir brach es grade das Herz ihn so leiden sehen zu müssen. Er war zwar nicht wach, aber im Inneren war er gebrochen. Er wurde wahnsinnig brutal mit schwerwiegenden Folgen vergewaltigt und er hatte es kommen sehen. Hätte ich ihm doch nur eher geglaubt und hätte ihm geraten sich mit dem Psychologen darüber zu unterhalten. Dann hätte das vielleicht irgendwie verhindert werden können. Meine Tränen konnte ich nicht mehr aufhalten. Die liefen einfach und ich konnte es nicht ändern und mit jedem schluchzen hatte ich mehr Schmerzen, so das sich auch meine Werte bedenklich änderten.

Jetzt liegt mein Bruder hier neben mir im Koma und Mama und ich zittern jeden neuen Tag darum, dass er nicht stirbt. Seine Verletzungen werden heilen, aber die Psyche von ihm hat einen schweren und tiefen Riss hinterlassen, was viel Zeit und Geduld brauchen wird, um das zu verarbeiten.

Ob das so in einer Gefängniszelle klappen wird weiß ich nicht, aber darum kann man sich erst Gedanken machen wenn er wieder aufgewacht ist und er fit genug ist wieder in die Haft zurück zu können. Mein Gefühl sagt mir aber, dass das so schnell sicher nicht passieren wird. Er hatte einen schweren Eingriff der auch erst mal austherapiert werden muss. Ich vermute das er wieder mit dem Gewicht an die Grenze kommen wird, dadurch das er im Koma liegt, aber momentan wird er eh nur die Nährstoffe in flüssigem Zustand kriegen, bis sein Darm wieder richtig arbeiten kann.

Ich schaute immer wieder zu ihm und betete für ihn das er wieder aufwachen wird. Ich war beruhigt das ich einfach nur in seiner Nähe sein konnte, auch wenn ich nicht zu ihm und seine Hand halten konnte. Ich versuchte mit ihm zu reden in der Hoffnung das er mich hören konnte.

Grade als ich in Gedanken zu ihm sah, ging die Tür auf und Nadine kam zum Zimmer rein. Sie begrüßte mich und fragte wie es mir geht. In Gedanken war sie aber eher bei Chris. Das spürte ich. Sie liebt ihn immer noch. Auch wenn sie getrennt sind ist sie jetzt trotzdem für ihn da. Sie haben immerhin beide eine schwere Vergewaltigung hinter sich und sie weiß wie es einem danach geht. Sie unterhielt sich mit ihm und ich spürte ihre tiefe Traurigkeit darüber das es Chris so schlecht ging. Sie wusste von Nina was passiert war und sie hielt es für richtig Nadine zu informieren weil sie ihm vielleicht als selber betroffene helfen kann und sie versuchen kann ihm zurück helfen zu können. Er liebt sie auch. Er reagierte jedenfalls auf die Berührungen von ihr, was auf den Monitoren an seinen Herzwerten deutlich sichtbar war. Ich beobachtete die beiden eine ganze Weile, bis ein Arzt reinkam weil auch ihm im Kontrollzimmer die Werte von Chris angezeigt wurden. Er sah mich fragend an und ging wieder, als er Nadine bei Chris am Bett sitzen sah. Die Liebe von ihr hatte das bei Chris bewirkt. Sie war es, was er grade brauchte. Ihre Liebe und ihre vertraute Nähe.

Als sie später wieder ging, gingen auch Chris seine Werte wieder in den Keller. Er hatte sie ganz klar wahrgenommen. Als sie weg war liefen ihm die Tränen die Wangen runter, doch bewegt hatte er sich nicht. Auch meine Rufe nach Chris änderten bei ihm nichts. Ich schlief heute Abend unruhig ein. Nicht nur weil ich auch am halben Körper Schmerzen hatte und ich mich nicht richtig bewegen konnte, auch Chris machte mir weiterhin Sorgen. Ich wachte mitten in der Nacht auf weil ich Schmerzen hatte und klingelte. Die Schwester kam rein und ich sagte ihr was ich wollte. Sie holte den Nachtdienst habenden Arzt und der spritzte mir direkt ein starkes Schmerzmittel in den Zugang so das ich weiter schlafen konnte. Er schaute auch gleich noch mal bei Chris wie er grade da war. Er schaute kritisch, ging dann aber nachdem er was an seinen Infusionen umgestellt hatte.

Am nächsten morgen kam der Arzt zur Visite. Ich schaute genau zu als er bei Chris die Pflaster wechselte und die Wunden säuberte, desinfizierte und neu abdeckte. Jetzt sah ich auch warum mein Bruder die Beine so weit auseinander liegen hatte, als er auch da alles neu verbunden hatte. 

Er kam dann zu mir und wechselte auch bei mir die Verbände und Pflaster bei meinen OP-Wunden am Fuß, am Bein, der Hüfte, am Arm und der Schulter. Ich bekam noch was gegen die Schmerzen gespritzt und dann war er fast fertig.

Doch bevor er ging sagte er mir noch etwas was mir für Chris eine Genugtuung war. Er sagte mir das als er eingeliefert wurde, Proben bei Chris genommen werden konnten, um nach DNA- Spuren des Täters zu suchen. Es wurden tatsächlich welche im Blut, was er verloren hatte, gefunden und das wurde sofort untersucht. Die Ergebnisse werden an die Polizei weitergereicht und mit den Sexualtätern die momentan in Herford in der Haft sitzen verglichen. So kann man dann den Täter hoffentlich finden und in eine andere Spezial-Haftanstalt verlegen lassen.

Mir fiel für meinen Bruder grade so ein Stein vom Herzen, dass glaubt mir keiner. Ich bin mir sicher das Mama nachher auch erleichtert sein wird wenn ich ihr das später erzähle. Doch auch Chris schien es gehört zu haben, denn seine Werte änderten sich mächtig schnell, als ob die Werte grade seine Wut wiederspiegelten. Der Herzmonitor schlug Alarm bei ihm. Er regte sich grade im Unterbewusstsein so auf das sein Arzt unmittelbar danach wieder da war und man ihm ein Beruhigungsmittel spritzen musste um einen Herzinfarkt bei ihm zu verhindern. Ich konnte nur alles mit ansehen und hoffen das Nadine ihn nachher wieder besucht und ihn beruhigen kann und er sich wieder entspannt.

Sein Herzrhythmus entspannte sich wieder und er ging erst mal wieder. Er wollte aber später noch mal nach ihm sehen.
So ging auch dieser Tag um und die Nacht wurde für mich ruhiger, aber Chris schien sehr unruhig zu träumen was auch die Werte zeigten. Doch mehr als ihn zu überwachen konnten sie nicht tun.

Morgen wollten mich auch meine Kinder besuchen kommen und ich hoffte wirklich das Chris morgen einen besseren Tag als heute haben wird. Er bekommt scheinbar doch so einiges mit nur das er in seinem Körper gefangen ist. Wir hoffen so sehr das er bald wieder bei uns sein wird.

Chris sein Unterbewusstsein wurde wieder aktiver und das machte mir echt Sorgen. Ihm ist eine Ungerechtigkeit widerfahren und das weckte seine dunkle Seite wieder in sich. Seine dunkle Aura war deutlich spürbar. Ich hatte das Gefühl das er sich an diesem Kerl mit seiner dunklen Seite selber rächen wollte. Doch noch konnte Chris seine Wut scheinbar unterdrücken auch wenn er momentan noch keine Kraft hatte sich gegen etwas zu wehren. Ich bin mir sicher das er diesen Kerl für das was er ihm angetan hat genauso auf eine andere Art und Weise bluten lässt und ihm ist es egal ob er das überlebt oder nicht. Immerhin wäre Chris selber beinahe innerlich verblutet, während der Typ ihn brutalst vergewaltigt hatte.

Doch in Chris ging etwas ganz anderes vor was uns bald endgültig den Boden unter den Füßen wegreißen wird. Noch wussten nur er selbst und Papa was er für sich geplant hatte.

Dark Angel ,,Mein Weg zur Erlösung"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt