77.Kapitel

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Sicht Andreas:

Je näher wir unserem Ferienhaus kamen, um so mehr spürte ich Chris seine ungeordneten Gedanken. Ich sah das Haus deutlich vor mir und wie Chris schon alleine am Strand unterwegs war, wenn ich nur mal kurz meine Augen schloss. Ich spürte auch den eisigen Windzug bei uns im Auto der nur die Aura von Papa sein konnte. Wenn Papa bei uns in der Nähe war, bedeutete es nichts gutes.

Ich hatte eine wahnsinnige Gänsehaut am ganzen Körper und konnte im Auto kaum noch ruhig sitzen, trotz das mir alles weh tat und ich eigentlich ruckhafte Bewegungen vermeiden sollte, aber das war grade so gar nicht möglich. Ich wollte nur noch schnell zu Chris und ich hoffte das ich ihn noch lebend finden würde. Doch meine Gefühle waren grade ganz andere.
Angst, Verzweiflung und Wut. Angst meinen Bruder zu verlieren, Chris der zu tiefst verzweifelt ist, weil er aus diesem emotionalen Tief nicht raus kommt und die Wut auf den Typen der ihm das angetan hat und der dann vermutlich für den Tod meines Bruders verantwortlich sein wird.
Ich bat meine Frau etwas auf die Tube zu drücken, weil ich vermutete das Chris bereits in Gefahr war. Sie konnte es nicht verstehen warum ich grade so panisch war und so las ich ihr den Zettel aus Chris seinem Büro vor. Jetzt verstand sie auch den Ernst der Lage und fuhr etwas schneller.

Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch als urplötzlich das Radio anging, obwohl es aus war. Es lief ein trübsinniges Lied nach dem anderen, als ob es meine momentane Stimmung aufging und in Musik wieder gab. Doch eins versetzte mir endgültig einen Stich ins Herz. Es war ,,Rettungslos" von Chris, von unserem Album was wir noch nicht lange draußen hatten. Den Song hatte er geschrieben als er nach Papas Tod schon mal in so einem riesigen emotionalen tiefen Loch war und diese Gedanken keimen bei Chris jetzt wieder auf.

Doch diesen Titel hatten wir fürs Radio nicht frei gegeben weil er sehr privat war. Und trotzdem lief er grade im Radio. Warum? Hatte da Chris vielleicht seine Finger mit im Spiel?, denn er machte öfters mal Sachen die für mich nicht sinnvoll waren, aber für ihn etwas sinnvolles enthielten. Da tobte er sich öfters mal in den Netzwerken aus, im Gegensatz zu mir. Oder war da wer ganz anderes dafür verantwortlich?

Ich schaute auf die Uhr und stellte fest das es kurz vor Fluteintritt war und sich meine Panik jetzt auch auf Ninas Fahrstil auswirkte. Beim nächsten Song im Radio lief es mir endgültig eiskalt den Rücken runter und mit meiner Fassung war es definitiv vorbei. Jeder Song drückte grade Chris seinen jetzigen seelischen Zustand nur noch klarer aus. Mit jedem weiteren Lied zeriss es mir mehr das Herz und ich konnte nur noch hoffen das Chris nichts dummes anstellen würde.

Sie fuhr noch etwas schneller als sie es normal tat. Würde ich fahren wär ich nicht mehr zu halten. Doch ich musste mich jetzt auf meine Frau verlassen und akzeptieren wie schnell sie fahren würde. Kurz vor Cuxhaven alarmierte ich Polizei und Rettungswagen und ließ sie in der Nähe unseres Ferienhauses antreten um nach Chris suchen zu lassen. Ich erklärte am Telefon was die Lage war und im Hintergrund hörte ich schon wie sich hektisch viele Menschen auf den Weg machten und mit Sirene losfuhren. Ähnlich war es mit dem Notdienst. Alle fuhren sofort mit Sirene zu unserem Ferienhaus. Die Zeit drängte wirklich. Es liefen bereits nicht nur Lieder, es lief auch ein Bericht im Radio das Chris in der Nähe von Cuxhaven gesehen wurde und vermutet wird, wo er sich aufhalten würde.

Dark Angel ,,Mein Weg zur Erlösung"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt