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[Jungkook]

„Du hast ein wirklich cooles Auto", meinte ich zu Yoongi und lächelte ihn nervös an. Flirten war nicht wirklich meine Stärke und nachdem wir den ganzen Tag miteinander, außerhalb, verbracht hatten, freute ich mich einfach darüber, dass er mich zu dieser späten Stunde noch Nachhause fuhr.

Wir kamen bei mir in der Nachbarschaft an und ich fragte den Mann, ob er mich schon relativ weit weg von meinem Haus, rauslassen konnte, aus Angst, Taehyung oder Mutter würden uns sehen. Zwar stimmte er dem zu, weil es aber dunkel war, konnte ich ihn nicht auch noch davon überzeugen, dass er hier blieb, denn er bestand darauf, mich zu begleiten.

„Du wohnst in einer sehr schönen Nachbarschaft. Als was arbeiten deine Eltern?", fragte Yoongi mich, während er sich die relativ großen Familienhäuser anschaute. „Meine Mutter hat die Arbeit meines Vaters übernommen und mein baldiger Stiefvater hat irgendwie eine Firma oder so, ist mir aber auch egal."

Dann wurde es still.

Ohne das wir etwas sagten, gingen wir einfach nur relativ langsam nebeneinander her, denn wir wollten unbewusst so viel Zeit schinden, wie es nur ging, um den Tag nicht enden zu lassen. Irgendwann kam Yoongi mir sogar etwas näher, dann merkte ich auch, wie er hin und wieder mal mit seiner Hand die meine streifte, bis wir nicht länger zögerten und unsere Finger miteinander verschränkten und somit Hand in Hand durch die Nachbarschaft gingen.

Es war das erste Mal, dass ich sowas mit jemandem tat, sodass ich kurz zur Seite schaute und allerlei Grimassen machte, weil ich einen Schub aus Aufregung in mir aufgehen spürte. Dann lächelte ich breit.

„Deine Hände sind so kalt", hörte ich den Mann sagen, dann schon zog er mich noch dichter an sich heran und legte seinen Arm um mich herum, schaute mit einem leichten Grinsen zu mir, denn es war wohl sehr offensichtlich, dass mir mein kleines Herz schon fast aus der Brust sprang.

So gingen wir letztendlich weiter, bis wir vor meinem Haus ankamen, wo ich mich wirklich traurig fühlte, denn ich wollte mich keineswegs von ihm lösen, aber ich musste.

„Ich möchte dich bald schon wieder sehen! Lass mich nicht warten", meinte ich und lächelte weiterhin. Da ich Yoongi direkt gegenüber stand, konnten wir uns gegenseitig in die Augen schauen, wobei mir auffiel, wie seine Augen strahlten, genauso wie sein süßes Lächeln. „Wenn du mich weiterhin so anlächelst, dann werde ich dich nicht gehen lassen."

„Vielleicht ist es auch das, was ich will. Wir hatten einen wirklich schönen Tag und ich möchte wirklich nicht Nachhause gehen, wenn wir noch so viel machen könnten. Zum Beispiel einen Film schauen, oder so", schlug der Ältere vor und schaute einmal zu meinem Haus. Er wusste, dass ich ihn geheim hielt vor meiner Familie, aber dennoch schien er so gern mit mir rein zu wollen. So zögerte ich keine weitere Sekunde und griff nach seiner Hand, an der ich ihn letztendlich zum Haus zog, wo ich anfing den Schlüssel aus meiner Jacke zu kramen.

„Ich bin mir noch nicht sicher, ob die schon schlafen, also sollten wir am Besten noch leise sein, solang wir nicht in meinem Zimmer sind", meinte ich und öffnete die Tür. Die Lichter waren zwar überall an, weil man sonst aber keinerlei Geräusche hörte, ging ich einfach mal davon aus, dass Taehyung und Mutter tatsächlich schon im Bett waren.

So machte ich mir keine wirkliche Mühe dabei, mich umzuschauen und Yoongi versteckt zu halten, jedoch passierte das Schlimmste genau dann, als ich einmal lächelnd zu meinem heutigen Date schaute und seine Hand griff, die ich vorher losgelassen hatte, um meine Jacke ausziehen zu können.

„Besuch? Du hast nichts von Besuch erzählt!", hörte ich die helle Stimme meiner Mutter plötzlich sagen und erschreckte mich. Sie stand dort, gerade aus dem Wohnzimmer gekommen und mit einer Brille, weil sie wahrscheinlich las. Zu meiner Verwunderung lächelte sie uns an, während sie zwischen uns und unseren Händen hin und her schaute. „Guten Abend! Mein Name ist Seol-Ji und ich bin Jungkooks Mutter."

„Ah! Freut mich wirklich sehr, sie kennenzulernen", sagte Yoongi, griff die Hand meiner Mutter, welche sie hingehalten hatte, verbeugte sich dabei. „Ich heiße Yoongi."

Lang dauerte es nicht, dann stand auch Taehyung hier bei uns, sehr dicht hinter meiner Mutter, jedoch schien er nicht ganz so erfreut über den Besuch zu sein, denn ich hätte schwören können, dass er Yoongi in seinen Gedanken gerade in tausend Stücke riss.

„Wie kommt es, dass zu so später Stunde noch unangekündigt Besuch bei dir mitkommt? Geschieht ja nicht wirklich oft", stichelte der Mann und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. „Wie alt bist du denn? Du scheinst mir nicht wirklich jung zu sein und ich möchte für meinen Sohn natürlich nur das Beste."

„Gerade erst zweiunddreißig geworden", erzählte Yoongi geradewegs heraus. Meine Mutter schien damit wohl kein wirkliches Problem zu haben, denn sie lächelte weiterhin, aber Tae hingegen musste sich wohlmöglich wirklich zurückhalten, nicht gleich auf meine Begleitung loszugehen.

„Ein Jahr jünger als ich. Du solltest das Haus lieber verlassen, bevor ich die Polizei wegen Kindesmissbrauch rufe!", rief er. Er kam uns sehr nah, wobei ich mich schützend vor Yoongi stellte und Taehyung wütend anschaute. „Ich lasse es nicht zu, dass mein Sohn von einem Mann verführt wird, der so alt ist wie sein Vater!"

„Bitte! Halt einfach den Mund ja? Du bist nicht mein Vater und du wirst es auch niemals sein! Du bist wirklich die letzte Person, die hier irgendwas zu sagen hat", schrie ich mitten in das Gesicht des Mannes gegenüber von mir. Ich griff Yoongis Hand und machte mich auf den Weg nach oben, aber natürlich nicht, ohne vorher noch einmal geschrien zu haben.

„Ich hasse dich Taehyung! Verschwinde einfach aus dieser Familie!"

———
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs :3

tempted ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt