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[Jungkook]

Weil mir das ganze zu dumm war, hatte ich mich in mein Zimmer begeben und redete den restlichen Tag nicht mehr mit Taehyung. Die Tatsache, dass er sagte, ich hätte seine Erwartungen nicht erfüllt, ließ mich wie Dreck fühlen und obwohl ganze dreimal unter die Dusche stieg, fühlte sich auch mein Körper noch dreckig an, weil ich dauerhaft den Gedanken nicht aus meinem Kopf kriegen konnte, dass seine Hände und seine Lippen überall an mir dran waren. Die Hände und die Lippen dieses abartigen Mannes, der nur mit mir spielte.

Er wollte also ein Spiel?

Also gut, dann sollte er wohl wieder zurück in den Kindergarten gehen, denn ich war weder in einem Film, noch hatte ich irgendwelche verstörenden Vorlieben, dass ich auf diese komische Sache mit der Verführung eingehen wollte. Sein Interesse für mich schien wohl ohnehin nur begrenzt zu sein, weshalb ich in nächster Zeit erst einmal auf Abstand gehen wollte.

Auch wenn Taehyung es mir verbieten wollte, dagegen war und sich teils sogar wirklich wütend ausdrückte, verbrachte ich die nächste Woche mit Rosé, einer Freundin von mir. Sie hatte bereits ihre eigene Wohnung, sodass ich problemlos zu ihr konnte und wie sie sagte, war ich auch keine Last für sie gewesen.

„Vielen Dank nochmal, dass ich bei dir bleiben konnte", meinte ich und umarmte die Blondhaarige einmal, die mich dann mit einem herzlichen Lächeln und dann einem relativ mitleidigem Blick anschaute.

„Immer wieder gern und es tut mir wirklich leid um dich. Ich wünschte, du würdest endlich den perfekten Mann für dich finden", erwiderte sie und seufzte. „Sollte Taehyung dir nochmal so dumm kommen, kannst du einfach zu mir, meine Tür wird immer offen für dich sein."

Ein letztes Mal umarmten wir uns, bevor ich dann meine kleine Reisetasche von dem Boden aufhob und damit nach unten ging, raus aus dem Gebäudekomplex, wo Taehyung bereits auf mich wartete. Lässig stand er dort an eines seiner Autos gelehnt, die er innerhalb der Woche wohl nach Seoul geholt hatte, bemerkte mich erst gar nicht, nahm dann aber die Sonnenbrille ab, als er mich sah.

Ein schwarzes Anzug und passend dazu schwarze Lederschuhe. Er hatte zwei Ringe an den Fingern der rechten Hand, zwei Ohrringe am rechten und einen am linken Ohr. Neu war die Haarfarbe, denn er trug nun ein relativ dunkles Braun mit sich rum.

„Du rauchst wieder?", fragte ich leise und schaute vor seine Füße, wo ich zwei Zigarettenstummel erkannte, aber der Mann schüttelte nur den Kopf, weshalb ich davon ausging, dass sie von jemand anderem waren. Sobald wir dann zusammen im Auto saßen, konnte ich auch schon sein Parfüm riechen und keinerlei Rauch.

„Hattest du denn eine schöne Woche mit Rosé? Ich weiß ja nichts, da du dich leider kein einziges Mal bei mir gemeldet hast und auch meine Nachrichten nicht einmal gelesen hast", meinte der Ältere nur und startete den Motor seines Wagens, bevor er mit viel Gas losfuhr und durch die Straßen Seouls raste, als müsse er allen zeigen, dass er ein teures Auto fuhr. „Im Moment trage ich die Verantwortung über dich, du bist gerade einmal neunzehn Jahre alt und lebst auch noch auf meine Kosten. Findest du nicht, du solltest mir ein wenig mehr Respekt zeigen?"

„Du kriegst deinen Respekt wieder, wenn du aufhörst dich so kalt zu stellen", sagte ich geradewegs heraus. „All die Jahre lang hattest du die Persönlichkeit eines Engels, aber ganz plötzlich verhältst du dich wie ein Mann, der du nicht bist. Hast du die Hauptrolle in einem Film und hast mir nichts davon erzählt? Ein Spiel dich zu verführen? Das bist du nicht."

„Vielleicht hast du ja auch nie den wahren Taehyung kennengelernt und es schockiert dich einfach nur, weil ich nicht so perfekt bin, wie du immer dachtest", entgegnete Tae, aber ich glaubte ihm kein einziges seiner Worte und ging deshalb sofort dagegen an.

„Oh doch, ich weiß ganz genau, dass du hier gerade versuchst mir etwas vorzuspielen! Du hattest immer schon ein gutes Herz und hast es auch nie gewagt, einer Fliege wehzutun oder auf einen Wurm zu treten. Immer warst du nett zu mir, hast mich mit viel Liebe irgendwie schon großgezogen und erzogen, aber jetzt verhältst du dich wie eine vollkommen fremde Person und das aus dem Nichts! Wieso musste ich immer mit dir reden, wenn es Probleme gab, aber du redest nicht mit mir?", fragte ich und dann schoss es mir in den Sinn. „Es ist wegen meiner Mutter! Habe ich recht? Du verhältst dich so, weil du verletzt bist!"

Ich hörte das laute Quietschen von reifen und keine Sekunde später sah ich, dass wir auf einem Seitenstreifen der Straße angehalten waren und Taehyung nun zu mir schaute, sein Ausdruck nicht gerade sonderlich begeistert. Aber je länger er versuchte, diese eigentlich emotionslose Miene zu halten, desto besser erkannte ich, dass das alles nur gespielt war und er eine Maske aufsetzte, um zu verstecken wie gebrochen er durch die Frau war, die mich auf die Welt setzte.

„Ein wenig weiter kommt eine Bushaltestelle. Du kannst lesen, die Tabellen sind dort auch und dann mit dem Bus Nachhause fahren", meinte Taehyung nur, beugte sich über mich rüber um die Tür zu öffnen, aber sobald ich ihn einmal schniefen hörte, zögerte ich nicht länger, nahm sein Gesicht in die Hände und presste meine Lippen fest auf seine.

Anfangs noch nur einseitig, aber zu meiner Überraschung reagierte er damit, dass er diesen plötzlichen Kuss erwiderte und mein Herz wieder zum Rasen brachte.

Diese Kuss hatten wir beide wohl gebraucht.

———
Ob zwischen den beiden jetzt alles nur noch besser sein wird? Mhhh, könnte ja ganz leicht sein, oder nicht?

Vielleicht ja zu leicht 😇

tempted ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt