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[Jungkook]

,,Kannst du diese Zettel bitte doppelseitig und mit Farbe für mich ausdrucken? Wenn du dann auch schon dabei bist, dann bring uns doch bitte auch noch die Bestellung aus dem Café, bring die Post auf dem Weg noch zum Postkasten und wenn es dir nichts ausmacht, dann kaufe meiner Tochter, sieben Jahre alt, noch ein Geschenk zu ihrem Geburtstag."

Mit großen Augen schaute ich den Mann vor mir an und konnte meinen Ohren gar nicht mehr trauen, blinzelte einige Male, war total fassungslos, aber es war wohl meine eigene Schuld, dass ich so etwas machen musste. Etwas anderes blieb mir nicht übrig, also nahm ich meinen Mantel, setzte meine Maske auf und erledigte erst die Dinge, die ich außerhalb des Büros machen musste, brachte alles zu Post, kaufte eine Barbie für das Kind und holte dann auch die Bestellung im Café ab, in der es nicht einmal etwas für mich gab, weshalb ich mir selbst nebenbei noch etwas zu bestellen hatte.

„Vielen Dank!", sagte ich und griff nach dem Kaffee-Halter, schaute einmal auf die Uhr und realisierte, dass in weniger als einer halben Stunde ein Meeting für Taehyung bevorstand, wofür ich noch einiges vorzubereiten hatte. Dazu musste ich auch noch die Zettel für Mr. Choi ausdrucken, der mir nicht hätte noch weniger Aufgaben geben können.

Ohne nach vorne zu schauen, weil ich meinen Blick auf mein Handy gerichtet hatte, rannte ich beinahe schon durch die Straßen, stolperte das eine Mal sogar fast, einfach Wellness so gut ins Klischee passte, dass die Aushilfe im Büro, mit den Kaffees der übergestülpten Mitarbeiter in der Hand mitten auf den Straßen der Großstadt hinfallen würde.

Aber natürlich war mein Leben beinahe schon wie ein Film, weshalb ich geradewegs in einen fremden Mann hinein lief, den kompletten Kaffee über uns verschüttete und somit meine Aufgabe nicht richtig erledigte. Darüber konnte ich mich gerade jetzt aber keineswegs sorgen, denn der brennende Schmerz des Kochenden Getränks, welches sofort durch meine Kleidung ging und in Berührung mit meiner Haut kam, war einfach unerträglich, wodurch ich instinktiv, was die Situation natürlich nicht noch peinlicher hätte machen können, rumhampelte und wirklich komische Geräusche von mir gab.

„Das tut mir so leid, ich habe Sie nicht gesehen, weil ich auf mein Handy geschaut habe", sagte der Mann, sein Gesicht ein wenig rot geworden und verlegen lächelnd sich den Hinterkopf kratzend. „Wie kann ich das wieder gut machen? Soll ich den Kaffee bezahlen? Und auch die Reinigung Ihrer Kleidung?", fragte der offensichtlich Ältere aber ich schüttelte nur den Kopf.

An ihm war der Kaffee beinahe einfach so abgeprallt, weil er eine schwarze Lederjacke trug, die das Getränk nicht aufnahm, anders als ich, der nun einen ruinierten Mantel trug, nur mit einem Hemd darunter. Mittlerweile war es schon abgekühlt und ich hatte auch nicht mehr allzu große Schmerzen, wollte so schnell es nur ging ins Büro zurück, um Tae nicht einfach so im Stich zu lassen, aber gleichzeitig konnte ich mir diesen Fremden auch nicht von Hals schaffen, der mich mittlerweile mit einem ganz anderen Blick als zuvor anschaute, nun nicht mehr wirklich lächelnd, sondern fast schon grinsend, während er offensichtlich seinen Blick auf meinen Körper gerichtet hatte.

„Gleich hier um die Ecke ist eine Wäscherei, wo ich meine Hemden abholen wollte. Wieso kommst du nicht einfach mit? Ich gebe dir dort eines von meinen", schlug der Mann mit den blonden Haaren vor. Naja, wirklich blond waren sie nicht, eher grau, silber oder sowas halt. Es wunderte mich auch, dass er plötzlich so informell mit mir sprach, aber er hatte wohl realisiert, dass ich jünger war.

„Ich danke Ihnen für das Angebot, aber ich habe es wirklich eilig und muss schnell zurück in das Büro. Wir haben gleich ein Meeting und ich muss dafür noch einiges fertig machen", erzählte ich dem Größeren, als würde es ihn überhaupt interessieren.

„Dasselbe geht für mich, dennoch schaffe ich es. Es sind nur wenige Minuten, als komm schon!"

Einmal schaute ich an mir herab und sah den großen, braunen Fleck an meinem weißen Hemd, für den es keine Chance gab, ihn auch nur in irgendeiner Weise zu verstecken oder überdecken, weshalb mir keine andere Wahl blieb, als dem Mann zuzustimmen und mit ihm mitzugehen. Vorher aber sammelte ich eines der beiden schwarzen Handys auf, die auf dem Boden langen, ließ es schnell in meiner Hosentasche verschwinden.

„Ich heiße übrigens Jimin. Wie lautet dein Name?", fragte mich der Mann auf dem Weg um seine Hemden zu holen. „Jungkook", hab ich nur kurz zurück. Somit war es also entschlossen, dass wir uns siezen würden.

Wirklich etwas Besonderes passierte nicht mehr, wir holten die Kleidung ab und konnten uns auch an der Stelle dort umziehen, ich bekam auch noch das Geld für den verschütteten Kaffee, verabschiedete mich dann und machte mich, so schnell es nur ging, auf dem Weg zurück in das Büro. Ein Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk verriet mir, dass es kurz vor der vereinbarten Zeit war und ich somit auf jeden Fall zu spät kommen würde, da ich selbst nicht fahren konnte und auf meine schwachen Beine angewiesen war, die mich durch die Straßen tragen mussten.

Mit Schnappatmung kam ich dann aber doch irgendwann an, sprang fast schon in den Fahrstuhl und fuhr damit hoch, ging auf Schbelltritt zu Taehyung in das Büro. Zu meinem Glück saß er noch darin und hatte wohl auf mich gewartet, schien aber nicht allzu begeistert.

„Wo warst du? Ich habe auf dich gewartet! Das Meeting beginnt gleich und noch ist nichts vorbereitet", maulte mich der Braunhaarige an. Es war meine eigene Schuld, also hatte ich diese Worte einzustecken, ohne etwas wirklich noch dazu sagen zu können, aber mein Körper sprach für sich, also wandte sich alles letztendlich dem Guten zu. „Du bist so rot am Hals, das kann nicht normal sein!", meinte Tae plötzlich, sprang von seinem Stuhl auf und kam zu mir, wobei er direkt seine Hände an mich legte, an den Kragen des Hemdes, welches mir ein wenig zu groß war, da der Fremde und ich einen halben Kopf Unterschied hatten und er auch um einiges breiter gebaut war als ich.

Ohne zu zögern knöpfte der Ältere schon die ersten Knöpfe auf, schaute sich meine Haut an, die zwar nicht verbrannt, aber ein wenig gereizt war. Also erklärte ich ihm, was geschehen war und bekam eine Umarmung, gefolgt von einer Entschuldigung dafür, dass er mich angemeckert hatte.

Somit hätte der Tag eigentlich ganz gut werden können, wäre da nicht Jimin gewesen, der wohl der nächste Businesspartner Taehyungs sein würde und daher nur zehn Minuten später im Büro saß, mit derselben Entschuldigung seiner Verspätung wie ich.

Zu dem fiel mir jetzt erst auf, dass ich vorhin sein Handy und nicht meines gegriffen hatte.

———
Ob Jimin wohl für Probleme im Vkook-Paradies sorgen wird? Ihr denkt jetzt sicherlich schon, aber der wird etwas ganz anderes machen 🌚

tempted ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt