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[Taehyung]

Eine letzte E-Mail schickte ich ab, schaute auf die Uhr und musste feststellen, dass es bereits nach Mitternacht gewesen war, die Sonne schon lang nicht mehr am Himmel, welcher nun vollkommen schwarz war, nur die Lichter aller Gebäude spendeten noch Helligkeit in mein Büro, in dem ich nicht einmal eine Lampe angeschaltet hatte. Vielleicht kamen davon auch meine Kopfschmerzen, da ich die ganze Zeit über auf meinen relativ hellen Bildschirm geschaut hatte, hier aber fast schon in totaler Dunkelheit gesessen hatte.

Einmal streckte ich mich laut gähnend, packte dann alles wichtige in meine kleine Aktentasche, griff noch nach meinem Handy und machte mich auf den Weg runter zum Parkdeck, um dann endlich Nachhause fahren zu können. Ich konnte es kaum noch erwarten, meinen Anzug endlich auszuziehen, schnell heiß zu duschen und mich dann zu meinem Verlobten ins Bett zu legen, den ich über alles liebte, um die ganze Nacht Arm in Arm mit ihm zu schlafen, damit wird dann auch gemeinsam wieder aufwachen würden am Morgen, zusammen frühstücken und ich ihn zu seinen Vorlesungen zur Universität fahre, bevor ich mich selbst auf den Weg zur Arbeit mache.

Aber so sollte es wohl nicht sein, wie ich leider feststellen musste, als ich mein Handy entsperrte und die Nachricht laß, die Jungkook mir geschrieben hat.

Ich weiß es ist spät, aber holst du uns bitte Ramennudeln? Habe so Hunger und wird haben nichts mehr da!

Nachdem ich seufzte, weil ich nicht wirklich Lust darauf hatte, jetzt noch einkaufen zu gehen, musste ich auch lachen, denn es war wirklich süß, wie der Jüngere sich um diese Uhrzeit noch nach Ramen sehnte, der ihn doch die ganze Nacht nicht schlafen lassen würde. Natürlich machte ich das, was er sich wünschte und fuhr, bevor ich Nachhause ging, noch zu einem vierundzwanzig Stunden Supermarkt, um dort die scharfen Nudeln zu kaufen, die er immer so gerne essen mochte. Glücklich pfeifend ging ich dann mit der Tüte in der Hand, in welcher sich die Packungen mit den Nudeln befanden und noch vier Dosen Bier, den Gehweg entlang zum Parkplatz, der sich dann doch ein wenig weiter entfernt befand.

Zwar war es noch später Sommer, jedoch fingen die Nächte an kälter zu werden, wie ich leider feststellen musste, als mir plötzlich eine frische Brise entgegenwehte, gefühlt auch die komplette Körperwärme aus mir zog, die ich noch hatte. Irgendwas war aber komisch, es fühlte sich nicht normal an, ich fühlte mich nicht normal an, trotz der frischen Luft, wurde es plötzlich so stickig und ich bekam das Gefühl, nicht wirklich Sauerstoff zu bekommen, lockerte daher auch die Krawatte, bis ich sie letztendlich ganz abnahm, öffnete zwei Knöpfe meines Hemdes.

Was ich gerade fühlte und spürte, konnte ich gar nicht erklären, denn es ging mir irgendwie schlecht, aber gleichzeitig auch nicht. Mir wurde kurz schwindelig und meine Augen schienen sich zu drehen, im nächsten Moment war das aber weg, bevor es wieder kam. Vielleicht hatte ich einfach zu lang vor dem Bildschirm gesessen, immerhin war mein Tag heute so vollbepackt gewesen, dass ich keine einzige Sekunde wirklich Pause machen konnte, außerdem war ich auch einfach sehr müde.

Um mich zu beruhigen, lehnte ich mich für einen kurzen Augenblick an eine Parkbank, setzte mich nicht drauf, da sie dreckig war. Die Augen geschlossen, versuchte ich meinen nun mittlerweile hektischeren Atem durch tiefe Atemzüge zu beruhigen, was dann auch gut funktionierte, bis ich dann auch dieses unerklärliche Gefühl in mir verlor. Zwar setzten nun stark stechende Kopfschmerzen ein, die für eine kurze Zeit dafür sorgten, dass ich nur schwarz sah, auch als ich die Augen wieder öffnete. Dann war alles vorbei.

Mehr dachte ich mir nicht dabei und ging daher einfach wieder zurück zu meinem Auto, in dem ich dann aber doch noch ein wenig wartete, bis ich losfuhr, um mich wirklich vollkommen beruhigen zu können. Es wären fünf Minuten Pause gewesen, hätte Jungkook mir nicht mindestens zwanzig Nachrichten auf einmal geschrieben, dass er nicht mehr warten wollte und ich endlich Nachhause kommen sollte, wo ich jetzt auch am liebsten einfach gewesen wäre.

So startete ich den Motor und fuhr von diesem Parkplatz los, auf dem ich, um diese Uhrzeit offensichtlich nicht unüblich, vollkommen alleine war, neben einem komplett in weiß gekleidetem Mann, etwas weiter hinter mir neben einer Straßenlaterne stehend, auf sein Handy schauend. Irgendwie komisch.

„Musik", meinte ich nur leise und schaltete einfach das Radio an, ließ das Fenster während der Fahrt unten, um weiterhin an frische Luft kommen zu können, meinen Arm lehnte ich ein wenig hinaus. Es gab nicht sonderlich viel Verkehr, so lehnte ich mich auch ein wenig zurück, versuchte zu entspannen, aber allmählich fühlte ich mich wieder ganz unwohl. Eine Hitzewelle überkam mich und ich fing beinahe direkt an zu schwitzen, meine Hände rutschten auch fast von Lenkrad, aber noch konnte ich alles gut wegstecken, um sicher fahren zu können.

Bis dann die stechenden Kopfschmerzen wieder eintraten, mir schwarz vor Augen wurde. Der Unterschied lag dieses Mal darin, dass es schwarz blieb, als ich meine Augen wieder öffnete oder besser gesagt, als ich dachte sie zu öffnen.

———
Ich sag nichts, ich bleib ruhig 🤐

tempted ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt