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[Jungkook]

Wie schon immer, wachte ich am nächsten Morgen alleine auf, mit niemandem an meiner Seite, in einem relativ kalten Bett, obwohl ich eigentlich erwartet hatte, dass Taehyung vielleicht doch hier bleiben würde, da wir immerhin Sex gehabt hatten. Aber dem war nicht so, er hatte mich in der Nacht wohl noch zurück in mein Zimmer getragen und mich dort in mein Bett gelegt, trotzdem aber war er so nett, mit eine Schmerztablette und ein großes Glas Wasser auf den Nachttisch zu legen, da es nur klar war, dass mein Unterleib weh tun würde.

Mit nur wirklich wenig Motivation, stand ich von dem Bett auf und suchte den Mann wieder einmal überall in dem Appartement, wobei ich einfach mal auf die Uhr hätte schauen sollen, denn es war bereits zwei Uhr am Nachmittag, was bedeutete, dass Tae bei der Arbeit war. Ich hatte mir erhofft, dass es vielleicht noch dauern würde, bis das neue Büro fertig sein würde, aber scheinbar arbeiteten seine Leute wirklich schnell.

So vergingen die nächsten und letzten Tage der Woche, da ich immer sehr lang schlief und auch relativ früh wieder einschlief, wodurch ich auch ganze sieben Tage, nachdem Taehyung und ich unser erstes Mal miteinander gehabt haben, ihn nicht auch nur für den Bruchteil einer Sekunde gesehen oder gehört hatte. Wir sprachen nicht, schrieben nicht. Das Essen ließ er immer war für mich, damit ich noch essen konnte, machte den Einkauf ohne dass ich es merkte.

Vielleicht ging er mir ja aus dem Weg, weil er dachte er habe einen Fehler gemacht. Mit diesem Gefühl schlug ich mich die ganze Zeit über rum, bis nach genau sieben Tagen meine Mutter plötzlich vor der Tür stand, Taehyung hinter ihr, weil sie ihn wohl auf der Arbeit überrascht hatte. Wie es aber schien, war zwischen den beiden das Verhältnis nicht besser geworden, sie schwiegen sich nämlich an und auch die Atmosphäre, die sie in den Raum mit sich trugen, war eher erschreckend.

„Gut, dass du gerade hier bist Jungkook. Seol-Ji ist hier, um sich mit dir zu unterhalten", meinte Taehyung nur und ging mit einem genervten Seufzen an mir vorbei. Weil ich ihm hinterherschaute, erkannte ich, dass er nach oben ging, aber weiter konnte ich mich damit nicht befassen, da meine Mutter anfing zu sprechen.

„Ich mach es kurz, ja? Taehyung und ich haben beschlossen, das zwischen uns endgültig zu beenden, also wird auch die Hochzeit nicht stattfinden, er bleibt somit ein Freund für dich und wird nicht dein Stiefvater. Mit 19 Jahren hast du noch keine Pläne für die Zukunft und für mich bist du zur Zeit nur eine Bürde, also haben wir uns ebenfalls dafür entschieden, dass du endgültig mit Taehyung zusammenziehst. Deswegen bin ich auch hier, um dir zu sagen, du sollst deine Sachen so schnell es geht aus dem Haus räumen, da ich umziehe", meinte die Frau nur, mit kaum einer Emotion in ihrem Gesicht. Ohne dass ich antworten konnte, drehte sie sich einfach um und gerade als mir dann die Worte kamen, machte sie sich bereits auf den Weg, die Tür ins Schloss fallend.

Meine Mutter, die Frau die immer sagte sie würde mich lieben, die Person die mich erzog und immer für mich da war, beendete unsere Beziehung gerade einfach so, als sei es nichts gewesen. Für sie war ich wohl immer schon nur ein Bengel gewesen, den sie schnell loswerden wollte, weshalb sie meinten Vater auch fremdgegangen und die Familie somit betrogen hatte.

Zwar schmerzte es in der Brust, die Erinnerungen kamen alle hoch, aber der Hass, den ich gerade für meine eigene Mutter spürte, war so groß, dass ich keine einzelne Träne vergießen konnte und auch schnell auf andere Gedanken kam, und zwar Tae.

Ich hatte nur gesehen, wie er nach oben gegangen war, weshalb ich selbst so schnell es möglich war, nach oben rannte und ihn dort in seinem Schlafzimmer auffand, in einem der beiden Sessel sitzend, die gen Fenster zeigten und somit eine unglaubliche Aussicht hatten. Diese riesige Zimmer, in dem vor einer Woche so viel passiert war, fühlte sich gerade so leblos, lieblos, kalt und düster an, dass mir ein Schauer den Rücken hinunterlief.

„Kann es sein, dass du mich nicht mehr magst?", fragte ich Taehyung leise und wagte kaum näher an ihn zu treten, da ich nicht wusste, wie er gerade drauf war. Weil er keine Antwort gab, versuchte ich es einfach mit einer anderen frage. „Wieso hast du nicht mehr mit mir geredet, seitdem wir Sex hatten?"

„Weil ich verwirrt bin", meinte er leise. „Ich weiß nicht, was los ist, aber ich kriege meine Augen nicht von dir oder deinem Körper, schon so lang nicht. Ich will dir nah sein und dich berühren, wollte das ebenfalls schon länger. Ich fühle mich wie ein Haufen Dreck, ein Monster und ein Perverser, weil ich diese Gedanken schon so lang habe."

„Aber ich doch auch, das ist ja nicht schlimm!"

Taehyung stand von dem Sessel auf und kam mir plötzlich ganz nah, weshalb meine Beine leicht anfingen zu zittern.

„Nicht schlimm? Ich bin fast doppelt so alt wie du, war vor einer Woche noch der Verlobte deiner Mutter und somit quasi fast schon dein Stiefvater. Dennoch hatte ich all die Zeit so schmutzige Gedanken mit dir", erzählte er mir. Auch wenn ich gerade eher Angst bekam, weil er mich so finster schaute, biss ich mir auf die Unterlippe, weil seine Worte wieder für wirklich falsche Dinge in meinem Kopf sorgten.

„Was für Dinge?", fragte ich ganz leise und schluckte einmal laut. Plötzlich grinste er, seine Hand sich an meine Taille Legend und dann meinen Rücken, sodass er mich dicht an sich ziehen konnte.

„All die Zeit, die wir dort waren, wollte ich die Dinge mit dir tun, die wir in jener Nacht taten. Ich habe es mir immer vorgestellt, selbst wenn ich im Bett neben deiner Mutter lag, wie du nackt unter mir liegen würdest, mit meinem Namen stöhnend über deine so zarten Lippen, in welche ich mich verliebt hatte. Jungkook, du glaubst nicht, wie lange ich schon von dir träume und auch versuche, dich durch meine kleinen Sticheleien zu verführen. Siehe da! Wir hatten Sex miteinander, aber wieso ist es nicht so gewesen, wie ich es mir erhofft hatte?"

„Das war mein erstes Mal! Ich habe dir gesagt, dass ich noch unerfahren bin und nicht weiß, wie das alles geht", murmelte ich nur und schämte mich für meine schlechte Leistung. „Gib mir eine Chance dir zu zeigen, dass ich es besser kann! Wir sind hier ja sowieso schon im Schlafzimmer!"

„Nein Jungkook, das wäre zu langweilig", meinte der Blondhaarige und wandte sich, weiterhin grinsend, von mir ab. Es war, als hätte sich seine Persönlichkeit vollkommen verändert, seitdem wir es miteinander getan hatten.

Ich hatte immer wieder zwischendurch gemerkt, auch durch seine Sticheleien zwischendurch, dass Taehyung vielleicht all die Zeit sich ein wenig verstellte und ich nun allmählich sein wirklich wahres ich kennenlernte. Was er als Nächstes sagte, bestätigte mir das irgendwie auch.

„Ich gebe dir zwar kein Zeitlimit, aber du solltest so schnell sein, wie es nur geht, denn ich bin wirklich hoch angesehen", fing er an zu sagen. „Nun bist du dran. Versuch es. Verführe mich, mache mich zu Deinem. Schaffst du es, dann lasse ich dich bei mir, aber schaffst du es nicht, musst du gehen. Schließlich trägst du das Gesicht dieser Frau, die ich von nun an eigentlich aus meinem Leben schließen möchte."

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Bezug auf den Titel hergestellt

Jetzt kann es auch so wirklich losgehen! :)

tempted ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt