Kapitel 35- Die Lichter der Stadt

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Wir hatten eine ganze Weile laufen müssen und kamen langsam am Rande des Dorfes an, wo Häuser immer mehr in Wald übergingen, bis an einer großen Mauer plötzlich schluss war.

Ich erinnerte mich, wie Itachi und Kisame im Comic auf dieser Mauer gestanden hatten, kurz nachdem Orochimaru Konoha angegriffen und verlassen hatte, und nicht glauben konnten, in welchem Zustand Konoha da gewesen war. Von dort oben hatte man über das ganze Dorf sehen können, und ich fragte mich, ob Kakashi das vorhatte.

Zu der Ramponiertheit des Dorfes konnte man noch sagen, dass sich das Ganze sehr schnell wieder gegeben hatte. Das war das schöne an einem Manga. Es musste nicht immer alles ganz realistisch sein. Ungefähr drei Tage später hatte nicht mehr das klitzekleinste Dächlein schief gestanden und alles war wieder normal gewesen.

Kakashi steuerte zielstrebig auf die Mauer zu. Ich fragte mich schon, ob Kakashi einen Ausflug in den Wald hinter der Schutzmauer Konohas machen wollte, da erkannte ich, dass sich an der Mauer eine Treppe entlang zog, die in Richtung der Felsen lief, die Konoha im nördlichen Teil einkesselten. Jetzt war mir relativ klar, wohin Kakashi mich führen würde.

Und das ließ ein Kribbeln in meinem Bauch aufsteigen.

Wenn ich irgendwas an Konoha bewundert hatte, dann waren es die Hokagefelsen gewesen.

Mir hatte extrem gut gefallen, dass alle möglichen Ninja sich dort eingefunden und nachgedacht hatten. Mit weitem Blick über das ganze Tal und das ganze Dorf, dass sie beschützten.

Es war schon auf kleinen Comicseiten ein erhabenes Bild gewesen, aber in Echt war es mit Sicherheit nicht zu toppen.

Kakashi nickte mir zu und wir begannen, die Stufen hinaufzusteigen. Allein von hier unten konnte ich sehen, dass es eine Menge Stufen waren. Wirklich wirklich viele. Und es lagen noch nicht einmal alle in meinem Blickfeld.

Ich seufzte. Mir taten schon nach der siebten Treppenstufe Füße und Knie weh, aber für diesen Ausblick würde ich das auf mich nehmen.

Ich kraxelte Kakashi hinterher und verfluchte innerlich, dass ich mir nicht auch Ninja-Sandalen zugelegt hatte. Die schienen für diesen Aufstieg wesentlich geeigneter, als meine Olymp-Flippflopps.

Mittlerweile keuchte ich ganz schön und hoffte, dass es nicht mehr so lange dauerte. Irgendwann rutschte ich mit dem Fuß fast von einer maroden Stufe und schrie auf. Da griff eine kräftige Hand nach meiner und zog mich rasch auf den nächsten Treppenabsatz.

"Alles okay?", fragte Kakashi besorgt und ich nickte schwammig.

Nicht darüber nachdenken, wie tief das war Aphrodite. Einfach nicht darüber nachdenken, dass du jetzt verwundbar bist. Ich wollte keine Briefmarke werden!

Kakashis besorgter Blick lag immer noch auf mir und ich murmelte: "Ich denke schon..."

"Nochmal Glück gehabt", sagte Kakashi leise. "Tut mir leid, ich hätte besser aufpassen und dir Bescheid sagen sollen."

"Ach was."

"Doch, das ist meine Pflicht."

Danach schien das Thema für Kakashi beendet, doch ich musste lächeln. Das war süß... Warte mal, seine Pflicht als was? Als Ninja? Als Kavalier? Das musste er doch mal präzisieren! Allerdings... ich seufzte... war es so auch ganz schön.

"Fühlst du dich in der Lage weiter zu gehen, oder möchtest du eine Pause machen?", fragte Kakashi mich.

Ich war eindeutig für Pause. Kakashi lächelte und machte eine auffordernde Handbewegung Richtung Stufen, als wolle er mir einen Platz anbieten. Ich lächelte und setzte mich und Kakashi setzte sich neben mich. Sehr ritterlich auf die Seite, an der man runterfallen konnte.

Genau hier machte die Treppe eine Biegung nach außen und man konnte schon jetzt weit über das Tal sehen. "Ist das schön", flüsterte ich und bemerkte plötzlich, dass Kakashi meine Hand noch nicht wieder losgelassen hatte. Er drückte sie sanft und murmelte: "Ich wusste es gefällt dir."

Irgendwann schafften wir es doch noch oben auf den Hokage-Felsen anzukommen. Sie waren größer als man dachte, wenn man von unten heraufschaute und auf den Köpfen, verborgen hinter den Haaren aus Stein, die eine Art Geländer bildeten, lag ein kleines Plateau, auf dem man hervorragend laufen konnte.

Fasziniert trat ich näher an den Abgrund und sah über das Dorf. Man konnte bis zur Waldgrenze und darüber hinaussehen. Am Horizont meinte ich das Meer glitzern sehen zu können. Es wurde schon langsam dämmrig und unten im Dorf gingen die ersten Lampen an.

Vor allem Standbesitzer, aber auch ganze Einkaufsstraßen leuchteten plötzlich in gedimmtem Karminrot und in den Dachgeschossen wurden immer mehr Fenster erleuchtet. Plötzlich glitzerte die Stadt unter uns aus jeder erdenklichen Richtung und bildete ihr eigenes Lichtermeer.

Verzaubert sah ich darauf, konnte mich gar nicht davon lösen. Es sah so schön aus.

Plötzlich spürte ich eine hauchzarte, warme Berührung an der Wange und sah auf. Kakashi richtete sich gerade wieder auf, genauso wie seine Maske im letzten Moment ihren Weg zurück über Kakashis Nase fand.

Fassungslos schaute ich ihn an.

Hatte er mich gerade geküsst?

Ohne mein Zutun wanderte meine Hand zu meiner Wange, während ich Kakashi, zum ersten Mal in meinem Leben sprachlos, anschaute. Normalerweise trat ich in die Initiative oder hatte Männer, die jedenfalls nicht so sanfte Küsse verteilten.

Aber irgendwie gefiel mir das verdammt gut. Ein Lächeln schlich sich wie von selbst auf meine Lippen und Kakashi atmete erleichtert aus.

"War das okay?", fragte er leise.

Ich nickte.

Dann schmunzelte ich. "Perfekt wird es, wenn ich dein Gesicht sehe."

Kakashi lachte auf und legte einen Arm um mich. "Dann müssen wir das mal einrichten."

Aphrodite und Kakashi || Kakashi X Oc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt