Als ich am nächsten Morgen aufbrach, um Kakashi im Krankenhaus zu besuchen, hatte es merklich aufgeklart. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und machten dabei einen Lärm, als hätten sie das Ende der Welt überlebt. Naja... stolz auf sich sein konnten sie schon. Ich hätte bei der Sinnflut gestern nicht draußen sein mögen.
Ich verdrehte grinsend die Augen, als ich durch mein eigenes Fenster hineinsah und bemerkte, dass auf meinem Küchentisch ordentlich zusammengefaltet der rosa Pulli lag, zusammen mit einem Kärtchen: Danke... für alles.
Beschwingten Schrittes lief ich den hohen weg entlang und die Treppen hinunter, bis ich zum Krankenhaus kam. Dort lief ich dieselbe Anzahl an Treppen wieder herauf zu Kakashis Krankenzimmer und konnte es nicht fassen, als ich sein Bett leer vorfand.
Wo war der denn bitte schön hin? Ich ging plötzlich unheimlich mies gelaunt (ich war tatsächlich die ganzen Treppen umsonst gelaufen UND wurde zum zweiten Mal von meinem Date versetzt) zum Fenster und schaute hinaus. Er musste doch irgendwo hier in der Umgebung sein.
Ich schaute über den gesamten kleinen Park hinter dem Krankenhaus, in dem die Verletzten normalerweise spazieren gingen, um etwas frische Luft zu schnappen. Doch dort konnte ich ihn nirgendwo entdecken.
Ich ließ meinen Blick weiter schweifen und stockte. Da- da oben auf den Hokagefelsen, saß eine Gestalt, wo Kakashi und ich uns zum ersten Mal geküsst hatten. Der Shiulette nach standen die Haare in alle Himmelsrichtungen ab, und nun wusste ich genau, wo Kakashi hingegangen war, um in Ruhe nachzudenken.
Wütend wandte ich mich vom Fenster ab. Verdammte Scheiße, das hieß noch mehr Treppen!
Als ich endlich schnaufend oben ankam, sah Kakashi auf und lächelte als er mich erblickte.
Ich ging zu ihm herüber und ließ mich keuchend neben ihn fallen. Ich hätte ihn ja gerne ausgeschimpft, dass er mir ruhig vorher Bescheid hätte sagen können, doch dazu fehlte mir entschieden die Puste.
Kakashi schaute wieder über die Dächer Konohas und murmelte: "Ich wollte etwas nachdenken und in diesem Krankenhaus hat man keine ruhige Minute..."
"Das heißt der Arzt hat dir nicht die Erlaubnis gegeben, hier hochzukraxeln?", fragte ich gespielt überrascht. Kakashi schmunzelte. "Es gibt einen Aufzug."
"Willst du mich verarschen?", fragte ich und Kakashi lachte.
"Das war ein Scherz. Es gibt keinen."
Schmollend zog ich meine Beine an und legte meine Arme darum. "Kannst du dir dann nächstes Mal einen Ort aussuchen, der ein wenig weniger treppenlastig ist?"
Kakashi schmunzelte. "Versprochen."
"Du wolltest also nachdenken?", fragte ich scheinheilig. "Worüber denn?"
"Über den Kampf mit Itachi. Ich verstehe das einfach nicht. Ich bin mir ganz sicher, dass ich Itachi in die Augen geschaut habe. Und ich bin mir auch ganz sicher, dass ich in seine absolute Illusion gefallen bin. Tsukyomi, die Illusion, die man nicht lösen kann. Eine Trugwelt aus der man sich nicht herauswinden kann. Und trotzdem kann ich mich an nichts erinnern. Aber ich bin zusammengeklappt, das heißt, der psychische Stress der Trugbilder muss zu groß gewesen sein und trotzdem kann ich mich nicht daran erinnern."
"Und was glaubst du was das heißt?", fragte ich leise.
"Entweder", sagte Kakashi langsam, "Habe ich eine extrem günstige Verdrängung oder Itachi hat es mit Absicht gelöscht. Er kann sowas, das weiß ich. Er bringt es häufig nicht über sich, die Erinnerungen an die Trugwelt in den Köpfen der Leute zu lassen, weil er weiß, wie lange man mit den Folgen zu kämpfen hat. Früher habe ich es verstanden... Aber warum sollte er das jetzt immer noch tun? Er hatte keine Skrupel seinen eigenen Clan, duzende von Menschen umzubringen, und ich habe an dem Abend den Befehl gehabt, ihn zu jagen und hätte ihn fast noch erwischt. Warum sollte er sich plötzlich um meine geistige Gesundheit stören?"
Ich zuckte die Schultern. "Vielleicht weil er alles davor nicht vergessen hat."
Kakashi lachte leise. "Ich war kein wirklich netter Kapitän. Ich habe zu wenig auf meine Teamkameraden geachtet. Ich habe immer mit ihm geschimpft, wenn er plötzlich losgerannt ist, Sasuke abholen, während wir mitten in einem Meeting waren... Mir war immer nur das Ausführen der Mission und ihr Teamwork wichtig."
Kakashi schaute eine Weile in die Ferne. "Manchmal denke ich, ich hätte doch mehr merken müssen, dass irgendwas nicht stimmt. Ich habe gesehen, dass ihn irgendwas beschäftigt, aber ich dachte, er wolle einfach seine Ruhe...
An dem Tag, bevor alles auseinanderfiel, saß er stundenlang hier oben, schaute über das Dorf und hat sich nicht einen Milimeter bewegt. Ich dachte irgendwann, das sei vielleicht nicht gut, weil wir morgen eine Mission hätten und redete mit ihm.
Und weißt du was er mich fragte?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Ob man auf sein Herz hören sollte, oder auf seine Befehle."
"Was hast du geantwortet?", wisperte ich, obwohl ich es innerlich schon wusste.
"Befehle...", flüsterte Kakashi kaum hörbar. "Ich habe zweimal alles verloren, weil ein Ninja auf sein Herz hörte... ich dachte nicht, dass plötzlich ein ganzer Clan deswegen dran glauben muss...
Aber deshalb glaube ich, dass etwas dahinterstecken muss. Nur was ist, wenn ich verant-"
Ich schnippte gegen seine Stirn und sah ihn böse an. "Du brauchst dir keine Verantwortung für irgendwas anziehen. Wer wen was fragt und was er sich dabei denkt, kannst du nicht wissen."
Kakashi sah mich einen Augenblick still an. Dann lächelte er erleichtert.
"Du hast recht, Aphrodite. Danke."
„Keine Ursache." Ich stand auf und streckte Kakashi die Hand hin. "Na, was ist? Kommst du jetzt oder müssen wir warten, bis das Krankenhaus Helikopter losschickt, um dich wieder einzusammeln?"
"Nun, das würde dir eine Menge Treppen ersparen", antwortete Kakashi in derselben Tonlage.
Wir lachten und gingen zurück.
Kakashi bekam eine Menge Ärger von seinem behandelnden Arzt und ich musste ihn retten, indem ich mit Kuhaugen behauptete, er hätte mir versprochen sich dort heute mit mir zu Treffen und hätte doch unmöglich sein Date enttäuschen können.
Daraufhin schüttelte der Arzt schmunzelnd den Kopf, murmelte etwas von 'Junger Liebe' und zockelte ab. Kakashi atmete ziemlich erleichtert auf.
Die nächsten drei Tage besuchte ich ihn häufig im Krankenhaus und dann durfte er endlich gehen.
Sobald er wieder in seiner Wohnung stand, schnupperte er jedoch und sofort verdüsterte sich seine Mine. "Dieser Mistkerl hat nicht wirklich...?"
Ich zuckte unschuldig mit den Augenbrauen. "Meinst du diesen schwarzhaarigen Typen, der bei mir gefragt hat, seit wann Kakashi hier nicht mehr wohne, weil er sich in der Wohnung vertan hatte?" Immer schön nah an der Wahrheit bleiben... "Ich dachte er war ein Freund von dir?"
"Mit Betonung auf war", grollte Kakashi. "Lange schwarze Haare?"
Ich nickte unschuldigst. Kakashis Wut schien sich zu steigern.
"Habt ihr euch gestritten?", fragte ich scheinheilig und Kakashi knurrte: "Ja."
Ich fragte mich gerade, ob er mir keine Angst machen wollte, da platzte aus ihm heraus: "Das war Itachi! Meine Güte noch mal. Hat er dich angelächelt? mit diesem speziellen: Ich-kann-kein-Wässerchen-trüben-Blick?"
Ich nickte erneut unschuldig und grinste als Kakashi sich umdrehte und vor Wut rote Ohren bekam. "Fall bloß nicht darauf rein", knurrte er. "Das letzte Mal als er so gelächelt hat, hat er mir mit voller Absicht die Haare pink gefärbt und es unserem dritten Gruppenmitglied Yamato in die Schuhe geschoben, den ich daraufhin mit zwei gebrochenen Armen zwei Stunden durch die Gegend gejagt habe!"
Es fiel mir sehr schwer nicht zu lachen. Aber ich dachte, wenn ich das jetzt tun würde, wäre Kakashis Stolz für immer verletzt.
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Aphrodite und Kakashi || Kakashi X Oc FF
FanficEinige griechische Gottheiten haben sich in Konoha eingenistet und stellen das Dorf versteckt unter den Blättern gehörig auf den Kopf. Jiraya und Naruto stalken beide Aphrodite hinterher, doch das stört diese dabei Kakashi zu stalken, der eigentlich...