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Ich erntete schräge Blicke in der U-Bahn. Ich wusste gar nicht warum.
Hatten die noch nie einen Kerl in Pyjama und Bademantel gesehen? An einem Mittwochmorgen? Soooo abwegig war das doch nicht. Ich ging mir durch die zerzausten Haare und hielt mich dann wieder an der Stange des Waggons fest, indem ich stand und in dem mich alle anstarrten.
"Guten Tag. Hi. Guten Morgen. Frohe Weihachten", grüßte ich die Reihe herum und nahm Blickkontakt zu den Leuten auf, die besonders intensiv starrten. Die meisten machte das, was Menschen in so einer Situation machte, fühlten sich ertappt und sahen wieder weg. Einer hob die Augenbraue und ich lächelte ihn besonders freundlich an, was auch ihn veranlasste, wegzugucken.
Mit einem kurzen Blick überprüfte ich, wann ich rausmusste und ich atmete durch, als ich die Station erreichte, die ich brauchte. Kreuz und quer war ich erst mal eine Stunde U-Bahn gefahren und hatte die Linie immer wieder gewechselt, um sicherzugehen, dass ich allein war. Nun hatte ich einen Ohrwurm von U-Bahn-Transfer-Song Seoul*. Ich hopste aus dem Waggon und sah mich um, ob ich vielleicht jemanden ausmachen konnte, der mir eventuell folgte. Ich zog mir die Kapuze des Bademantels über, denn es war arschkalt und suchte meinen Weg aus der Bahn nach oben. Es war nicht sehr weit, bis zu Taes Wohnung.
Mein Herz klopfte vor Aufregung. Meine Familie wollte mich vielleicht umbringen und ich hatte nur ein genervtes Seufzen dafür übrig. Aber Tae wiedersehen? Ich hatte eine Scheißangst. Wir würde er reagieren? Wir waren nicht besonders nett auseinander gegangen. Das war meine Schuld, denn wie hätte ich ihm auch sagen sollen, dass ich ihn nur in den Wind schoss, weil ich ihn liebte. Ich schluckte schwer.
Es war fast anderthalb Jahre her, dass wir uns gesprochen hatten. Wahrscheinlich würde er mir nicht mal die Tür öffnen und das war auch besser für ihn. Ich machte drei Kreuze im Kalender, dass ich es immer geschafft hatte, geheim zuhalten, in wen ich mich so unendlich verliebt hatte, dass ich das Leben als verwöhnter Schönling wegwarf. Er war es zuweilen gewesen, der mir die Augen geöffnete hatte. Ich hatte die Dinge nicht geändert, um ihn zu beeindrucken ... naja vielleicht doch ein bisschen ... aber mehr noch, weil er recht hatte. Taehyung war der rechtschaffendste und aufrichtigste Mann, den ich je kennen gelernt hatte.
Und ach ja, er war Polizist.
Ein offensichtliches Problem, was dafür gesorgt hatte, dass ich ihn nicht mehr als zweimal hätte treffen können, dann unsere Chemie hatte ignorieren und den Kontakt zu ihm abbrechen müssen. Eine Tolle Geschichte. Eignete sich gut, wenn man einen Schwank aus der Jugend erzählen wollte. Haha.
Was machte ich mir vor? Ich hatte ihn geliebt und das sogar sehr und scheinbar war er auch nicht abgeneigt gewesen, doch ich hatte nicht ertragen, dass er eigentlich gar nicht wusste, auf was und wen er sich da einlassen wollte und um ihn davor zu schützen, war ich aus seinem Leben verschwunden, hatte ihn überall blockiert und mich auch so nicht mehr gemeldet. Es tat mir nicht nur leid. Es tat mir selbst weh.
Ich seufzte. Was, wenn er gar nicht mehr da wohnte?
Nervös schüttelte ich den Kopf, dann ging ich auf das Haus zu, wo ich ihn bereits einmal besucht hatte. Bei meinem letzten Besuch hier hatten wir uns die Kleider vom Leib gerissen. Der Gedanke kam völlig überflüssig und war super unnötig, aber ich war auch nur ein Mann. Fröstelnd zog ich den Bademantel enger, dann klingelte ich. Immerhin stand noch Kim dran. Auch, wenn da nichts heißen musste. Wir waren in Korea, jeder zweite Mensch hieß Kim.
"Hallo?"
Mir wurde schlagartig wärmer, als ich seine tiefe, melodische Stimme vernahm. Für einen Moment verschlug es mir die Sprache. Seine Stimme zu hören war wie ein Weihnachtswunder. Fast wie ein Geschenk, welches ich nicht verdiente. Ich räusperte mich. Ich musste mir schnell was einfallen lassen, denn hey, er würde sonst einfach nicht aufmachen. Paketdienst? Paketdienst. "Paket für Kim", sagte ich und verstellte dabei meine Stimme ein bisschen. Er drückte den Summer und ich machte mich auf den Weg hoch zu seinem Apartment.
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BTS Christmas OS feat. precious Dongsaengs :D // now sorted & closed
FanfictionWenn im Gruppenchat Dinge entstehen... Hier eine 'kleine' Ansammlung von Weihnachts-OS, von uns und unseren hochtalentierten Dongsaengs und Freunden. Vier Weihnachten lang haben wir jedes Mal wieder kleine Kurzgeschichten gesammelt und veröffnetlich...