Loneliness / 1 [YoonMin]

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Yoongi

Im Takt der Musik, liess ich meine Fingerspitzen sachte auf die Waschmaschine trommeln, während mein rechter Arm locker über meinen Augen lag und sie somit noch mehr vor dem hässlichen Licht des Waschsalons abschirmte.

Mit Gerard Ways Stimme in meinen Ohren war es nur noch halb so langweilig in dem menschenleeren, hässlichen Raum und wer weiss, vielleicht schlief ich ja tatsächlich noch ein, während ich darauf wartete, dass meine Wäsche endlich fertig wurde.

Weiterhin trommelten meine Finger im Rhythmus mit und ich summte leise dazu. So liess es sich doch gut leben, auf einigen Waschmaschinen liegend, während draussen der Schneefall dichter und dichter wurde und sich keiner mehr auf die Strassen traute, nichts tun zu müssen, ausser zu warten und auch keine Verpflichtungen zu haben.

Ich brauchte heute Abend nur zu Jin zu gehen, bis dahin wären auch alle meine Klamotten fertig. Die Geschenke für ihn und den Rest des versammelten Idiotenhaufens, die alle ebenfalls zu ihm gehen würden, lagen bereits auf der Rückbank in eine Tasche gestopft. Ich war doch einfach ein herzallerliebster Hyung, sogar Geschenke kaufte ich meinen Dongsaengs!

Am liebsten hätte ich mir dafür selbst voller Stolz auf die Schulter geklopft.

Der Song wechselte, ich lauschte weiter dem Bass und den Tönen, die laut an mein Ohr drangen und versank in den vertrauten Klängen, der Lieder, die ich seit Monaten, wenn nicht Jahren, hörte und noch immer so liebte, wie anfangs.

Zumindest versank ich solange in der Musik, bis ich einen kalten Luftzug an meinen Beinen spürte. Automatisch zog ich die Schultern etwas hoch und nahm meinen Arm vom Gesicht, um mich auf meinen Unterarmen aufzustützen und so zu erkennen, wo dieser Luftzug herührte.

Die Ursache war auch schnell gefunden - die Tür, die weit offen stand, sodass einzelne Schneeflocken sich ihren Weg in den Waschsalon suchten, und die nun langsam wieder zuschwang und die winterliche Kälte somit wieder ausschloss. Ich runzelte die Stirn und entdeckte auch beinahe zeitgleich den jungen Mann, der eingetreten war.

Er trug einen Wäschekorb mit sich herum und sah mich genauso entgeistert an, wie ich wohl ihn. Ich hätte nicht erwartet, dass sich bei dem dichten Schneefall noch jemand heraustraute, nur um seine Wäsche waschen zu gehen, ausser mir. Aber anscheinend gab es ja doch mehrere Spinner wie mich.

Schade.

Wie von selbst zog ich einen der Kopfhörer aus meinem Ohr und starrte ihn weiterhin stirnrunzelnd an.

Er war klein, hatte volle Lippen und Haare, wie Zuckerwatte. Quietschrosa. Mit ein paar vereinzelten Schneeflocken, die sich in den hellen Strähnen verfangen hatten und langsam schmolzen. Es liess ihn noch niedlicher wirken, als seine Grösse es schon tat und auch der grosse, schwarze Mantel, dessen Kragen er hochgestellt hatte und nun beinahe darin zu versinken schien, verlieh ihm auch nicht gerade viel Männlichkeit.

"Oh Mann, ich hätte echt nicht gedacht, dass ausser mir noch jemand an Weihnachten hier vorbeikommt!", meldete er sich dann zu Wort. Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte sein Gesicht nur ein weiteres Mal. Er klang, als könnte er es nicht glauben, mir begegnet zu sein.

"Mhm", machte ich lediglich, hörbar desinteressiert, "Ich auch nicht."

Genau deswegen war ich ja auch um die Zeit vorbeigekommen. An Heiligabend, vier Uhr Nachmittags, bei dichtem Schneefall - wer wollte da bitteschön in einen Waschsalon? Jeder hatte besseres zutun, als seine Wäsche zu waschen. Darum war ich auch jetzt hier, weil ich nämlich niemandem begegnete - das war der Plan gewesen.

Begegnungen waren nicht mein Ding. Meine Wäsche wurde immer nachts gewaschen. Nur wenige Menschen taten dasselbe und wenn, dann waren sie, so wie ich, nicht aus auf eine Unterhaltung und ich hatte meine Ruhe. Und an Weihnachten wollte doch keiner seine Zeit in einem Waschsalon verbringen, meine Güte, was machte der Kerl hier?!

BTS Christmas OS feat. precious Dongsaengs :D // now sorted & closedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt