🌟Coffee Shop 3/4 [Vkook]

461 75 5
                                    

Taehyung

Ich hielt einen Moment inne darin, den Boden zu wischen, sondern richtete mich auf, wandte mich wieder den Glasscheiben der Fensterfront zu, welche gen Strasse zeigte und musterte in der Dunkelheit die Strassenlaterne auf der gegenüberliegenden Seite. Im fahlen orange-gelben Licht konnte ich die weissen, dicken Flocken sehen, die durch die Windböen komplett durcheinander wirbelten. "Wie lange meinst du, wird das noch so weitergehen?", durchbrach ich leise die Stille, in der Jeongguk und ich bis jetzt gearbeitet hatten. Ich hörte den Jüngeren einen fragenden Laut von sich geben, dann war einen Augenblick Ruhe, doch schon ein paar Sekunden später ergriff er das Wort, als er wohl realisiert haben musste, wovon ich sprach.

"Keine Ahnung, wie lange dauern solche Blizzards denn für gewöhnlich?", erwiderte er bloss etwas ratlos und ich zuckte nur mit den Schultern, da ich keine Ahnung hatte. Ich hatte noch nie einen erlebt, ich wusste gar nichts über diese Art von Stürme, doch anhand dessen, was ich sehen konnte und wie lange er schon andauerte, konnte ich sagen, dass sie aussergewöhnlich heftig waren und sicherlich auch über mehrere Stunden andauerten.

"Wir werden vermutlich noch länger hier sein", murmelte Jeongguk dann auf einmal und ich dachte einen Moment lang über seine Worte nach, während ich den Sturm draussen weiterhin betrachtete. Ich wog ab, wie wahrscheinlich es war, noch rechtzeitig nach Hause zu meinen Eltern zu kommen, doch letztendlich verwarf ich diesen Gedanken. Ich würde vermutlich gar nicht bei ihnen ankommen. Der Schneefall war viel zu dicht, um sicher Autozufahren, ich musste es gar nicht erst versuchen.

Also nickte ich darum einfach auf diese Aussage hin und drehte mich mit einem leisen Seufzen zu Jeongguk um, der inzwischen bereits fertig geworden war und nun beinahe etwas verloren mitten im Raum stand. Er wusste wohl genauso wenig etwas zu tun, wie ich und musterte mich nun etwas ratlos, was gleichzeitig so unfassbar süss aussah, dass ich ihm am liebsten mit einem Lachen durch die Haare gewuschelt hätte. Er sollte aufhören, mich so soft zu machen.

Ich schenkte ihm ein kleines, sanftes Lächeln. "Dann sollten wir es uns besser gemütlich machen, was?", meinte ich leise, woraufhin Jeongguk erst kurz zögerte, dann jedoch nickte. "Ich mach uns warme Schokolade!", schlug er gleich darauf auch schon vor und ich begann breiter zu lächeln und neigte den Kopf. "Mit Schlagsahne~" Nun breitete sich auch auf dem Gesicht des Jüngeren ein strahlendes Lächeln aus, dass die Sonne selbst in den Schatten stellen konnte und ich merkte, wie mir bei dem Anblick ganz warm ums Herz wurde. Er war doch einfach so unfassbar süss.

Jeongguk machte sich daran, zur Kaffeemaschine zu gehen und zwei heisse Schokoladen zuzubereiten, während ich den Wischmopp wieder versorgte. Dabei beschloss ich auch kurzerhand zwei Decken aus dem Schrank zu holen, die wir erst gegen Mittag dort drinnen verstaut hatten, und die für die Kundschaft waren, falls ihnen kalt war, ehe ich mit diesen zurück ins Vorderzimmer des Cafés trat, wo nebst der leisen Musik aus den Lautsprechern auch das dezente Surren der Kaffeemaschine zu hören war, die Jeongguk gerade bediente, um unsere Getränke zu machen. Während er damit beschäftigt war, trat ich näher an die Glasfront des Cafés heran und sah wieder hinaus.

Der Schneesturm draussen tobte heftig, man erkannte es allein schon an dem unheimlichen Geräusch der Windböen, die um die Gebäude wehten und an den vielen Schneeflocken, die durch ebendiese Böen gegen das Fenster wirbelten oder gen Boden, zu der wachsenden Schneeschicht. "Irgendwie mag ich es", meinte Jeongguks Stimme dann hinter mir plötzlich, weshalb ich mich wieder halbwegs umdrehte, zu ihm, um den Brünetten anzusehen. Er war gerade dabei, zwei grosse Tassen auf einen der Tische an der Wand zu stellen. Sie beide hatten grosszüzig Schlagsahne verteilt bekommen und neben den beiden Tassen stand auch ein Teller voller Cookies dort, deren Anblick allein dafür sorgte, dass mein Magen beinahe zu knurren begann. Ich hatte das letzte Mal vor Beginn meiner Schicht gegessen, das war kurz vor Mittag gewesen, und inzwischen war es nach sechs Uhr abends.

"Es ist nicht so schlimm, wenn man im Warmen ist. Das einzige Problem ist bloss, dass wir nicht zu unseren Familien kommen", stimmte ich dem Braunhaarigen zu, doch daraufhin schwieg der Jüngere erst einmal nur. Ich konnte hören, wie ihm ein kleines Seufzen entkam und runzelte verwirrt über diese Reaktion die Stirn. "Alles in Ordnung?", hakte ich leise nach, als er sich schliesslich immer noch vollkommen wortlos auf die Bank setzte und sich mit einem weiteren Seufzen gegen diese lehnte. Im sanften, fahlen Licht der Deckenbeleuchtung konnte ich sehen, wie er die Augen schloss und wir verfielen für einen Moment lang wieder in Stille. Man hörte die Musik aus den Boxen und wie die Windböen um die Ecken des kleinen Gebäudes zogen und daran zu reissen schienen, als wollten sie es aus dem Boden heben und mitziehen.

"Ich hätte sowieso nicht zu meiner Familie gekonnt", erklärte er dann plötzlich leise und schlug seine Augen wieder auf, um mich anzusehen. Bei der Aussage zog sich mein Herz automatisch etwas zusammen. Bislang hatte ich jedes Weihnachten mit meiner Familie verbracht und ich hatte es auch gar nicht ohne sie feiern wollen. Weihnachten war das Fest des Jahres, wo wir alle wieder zusammenkamen und gemeinsam die Feiertage genossen. "Das tut mir leid", sagte ich daher leise und setzte mich in Bewegung, um mich auch mal neben ihn auf die Bank fallen zu lassen, "Darf man wissen, wieso nicht?"

Jeongguk zuckte mit den Schultern, während ich mich neben ihm niederliess, immer noch die beiden Decken unter den Arm geklemmt. "Sie leben in Busan und ich hab heute Schicht gehabt. Die Zeit hätte nicht gereicht, nach der Arbeit noch rechtzeitig nach Busan zu kommen", erklärte er simpel und ich nickte das ab. Irgendwie machte das die Angelegenheit noch bitterer; eigentlich konnte er ja zu seiner Familie und mit ihnen gemeinsam feiern, aber er hatte nicht genug Zeit, um zu ihnen zu gelangen.

Ein paar Sekunden war wieder Stille zwischen uns, denn Jeongguk hatte dem nichts mehr hinzuzufügen und ich wusste nicht genau, was ich darauf antworten sollte, doch schliesslich zuckte ich mit den Schultern und schenkte dem Jüngeren ein kleines Lächeln. "Dann hat es ja doch noch etwas gutes, dass wir hier eingeschneit werden - du musst an Heiligabend nicht allein sein."

Jeongguk fokussierte mich nach meinen Worten wieder und nickte zustimmend, ehe er das Lächeln sichtlich glücklich erwiderte. Für einen Moment schien es so, als wollte er noch etwas hinzufügen an diesen Satz, doch selbst wenn er das wollte, liess er es doch und griff stattdessen nach einem Löffel auf dem Tisch und zog eine der Tassen näher an sich heran, bevor er ein wenig Schlagsahne von der Schokolade nahm und sie sich dafür in den Mund schob.

Ich derweil breitete die erste der beiden Decken aus und reichte sie dann Jeongguk rüber. "Hier, damit wird uns bestimmt nicht kalt", meinte ich, als er mir einen Blick aus seinen grossen, fragenden Augen schenkte. Er sollte gefälligst aufhören, so süss zu sein, langsam machte mein Herz das nicht mehr mit. Allerdings änderte seine fragende Miene und die grossen, unschuldigen Augen auch gleich schon, als ob er meine Gedanken gelesen hatte. Stattdessen fand ein breites, schiefes Grinsen auf seinen Lippen auf und in seinen Augen blitzte etwas auf, das ich nicht ganz definieren konnte, denn das ich so noch nie bei ihm gesehen.

Er liess mir nicht die Zeit, die zweite Decke auch auseinander zu falten, als er die erste bereits sowohl über meine Schultern als auch über seine eigenen legte und dabei näher an mich heranrutschte, bis ich seinen Körper neben mir spüren konnte. Überrascht von der plötzlichen Aktion drehte ich den Kopf und musterte Jeongguk einen Moment lang still. Letzterer allerdings befasste sich schon wieder mit seiner Schokolade - und ich schwöre bei Gott, ich konnte spüren, wie er noch etwas näher rutschte und sich damit förmlich an mich kuschelte.

Was sollte das werden? Das machte mich nur noch softer. Ich beschloss, die zweite Decke also einfach neben mich zu legen, denn anscheinend brauchten wir doch nur eine und zog meine Tasse Schokolade ebenfalls näher an mich heran. Genau wie Jeongguk neben mir, begann ich die Schlagsahne weg zu löffeln und erst verbrachten wir ein paar Minuten still so, bis der Jüngere neben mir mit Interesse in der Stimme das Wort ergriff und fragte: "Hyung, im Jahr welchen Tieres wurdest du eigentlich geboren?" Wieder huschte mein Blick zu ihm und ich sah ihn verwundert an, doch diesmal erwiderte Jeongguk den Augenkontakt mit einem schmalen, kleinen Lächeln. Es hatte beinahe schon etwas diabolisches und instinktiv fragte ich mich, was genau vor sich ging. Er schien plötzlich wie ausgewechselt, denn ich konnte mit Sicherheit sagen, dass der Jeongguk, den ich seit über einem Jahr kannte, sich normalerweise nicht traute, so nah an mich heran zu rutschen oder gar eine Decke mit mir zu teilen - Nicht, dass wir letzteres je getan hatten.

Taeoxic

BTS Christmas OS feat. precious Dongsaengs :D // now sorted & closedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt