Jimin
Der Anblick auf das große, hell erleuchtete Haus der Familie Jung, empfing mich, als ich endlich die letzte Kurve der Straße hinter mir gelassen hatte. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit, als ich meinen Blick über die hohen Fenster, hinter denen man die großen Räume mit den prunkvollen, mit Kerzen bestückten, Kronenleuchtern erahnen konnte, gleiten ließ.
Wie lange war ich nicht mehr hier gewesen? Über zehn Jahre waren es bestimmt und eigentlich hatte ich auch nicht vorgehabt, wieder hier her zu kommen, aber die Umstände zwangen mich quasi hier verbotener Weise aufzukreuzen.
Ich schob meine Hände tiefer in meine Manteltaschen und setzte meinen Weg weiter, durch den bereits plattgefahrenen Schnee, fort.
Der Ball war bestimmt schon seit einiger Zeit im vollem Gange, immerhin war es draußen schon stockdunkel, also sollte es nicht allzu schwer sein, unbemerkt in das große Gebäude zu gelangen. Ich kannte es in und auswendig und das obwohl ich das große, prachtvolle Haus seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr betreten hatte. Ich ließ den Hauptweg hinter mir und folgte einem kleinen, im Schnee gut sichtbaren, Weg der zu einem der Eingänge für die Bediensteten führte.
Schon jetzt drang leise die Tanzmusik die in den festlich geschmückten Räumlichkeiten des Hauses gespielt wurde an mein Ohr. Ich hatte es früher geliebt, dem regen Treiben einer solchen Veranstaltung, wie sie heute stattfand, aus sicherer Entfernung zuzuschauen. Ich hatte es geliebt den edlen Herrschaften des Adels beim Tanzen zuzusehen und hatte mir nicht nur einmal gewünscht auch auf dem Parkett zu stehen.
Mrs Jung hatte das gewusst, sie hatte immer gelächelt und mir mit ihrer Hand durch die Haare gewuschelt. Sie meinte immer, dass ich noch viel zu klein sei und erst einmal tanzen lernen sollte, bis ich selbst an den Bällen teilnehmen durfte.
Es sollte allerdings nie soweit kommen, dass ich bei Familie Jung an einer Tanzstunde teilnehmen konnte, nicht dass ich mittlerweile nicht tanzen konnte, nein, ich war wirklich ein ausgezeichneter Tänzer, ohne jetzt eingebildet wirken zu wollen, aber Musik und Tanz lag mir einfach, nur hatte ich mir die Tanzschritte der Standarttänze selbst, mit ein wenig Hilfe einer Frau beigebracht die ähnlich wie ich, hochkant aus dem Adel geflogen war.
Ich seufzte leise, ich kannte keinen Menschen der so auf das reine blaue Blut und den Adel bestand wie Mr Jung.
Familie Jung sei nett, konnte man meinen, wenn man sie kennen lernte und den Geschichten der Bevölkerung glauben schenkte. Auch ich war ihnen zum Opfer geworden, sie hatten mich damals als Kleinkind aufgenommen, und das, obwohl ich weder über blaues Blut verfügte, noch im entferntesten irgendetwas mit einem Adligen zu tun hatte.
Im ganzen Land wurde über das ja ach so große Herz der Jungs geredet und so wuchs ihr Stand in der Gesellschaft noch weiter. Ich hatte eine schöne Kindheit gehabt in Reichtum und Überfluss, keine Sorgen, keine Lügen alles war perfekt.
Hoseok, der leibliche Sohn der Jungs und ein paar Jahre älter als ich, wurde schnell zu dem besten Freund den man sich als kleiner Junge wünschen konnte. Es war alles perfekt, bis zu meinem zwölften Geburtstag, an dem der werte Mr Jung entschied, dass es an der Zeit war mich wieder rauszuschmeißen, denn es würde nun dem Ruf der Familie nicht mehr schaden mich vor die Tür zu setzen. Mit dem Vorwand ich würde nun zu einer Tante in einen anderen Bezirk des Landes ziehen, sah man mich nie wieder in dem Hause der Jungs.
Ich war damals zwölf gewesen als mir klar wurde, dass mein gesamtes bisheriges Leben auf Lügen aufbaute. Keine wirklich schöne Zeit und ich hatte mir jeden Abend aufs neue geschworen dem Adel nie wieder auch nur den Hauch eines Blickes zu würdigen.
Naja, jetzt ungefähr zehn Jahre später war ich in dem Gemüsegarten einer Adligen Familie unterwegs und versuchte möglichst viel von Mr Jungs ekelhaftem Zwang nach Ordnung zu zerstören.
Meine nicht vorhandene Familie wäre sicher stolz auf mich.
Ich warf, natürlich ganz ausversehen, einen Schneeball gegen das dünne Glas des Gewächshauses, sodass dieses und noch zwei weitere Gläser daneben zu Bruch gingen. Schade aber auch, es war bestimmt ein schönes Gewächshaus gewesen.
Ich fragte mich selber warum genau ich das tat, wäre ich hier um Schaden anzurichten würde ich das Ganze anders angehen, aber irgendwie musste ich trotzdem etwas kaputt machen einfach damit ich eine, wenn auch kleine Spur hinterließ.
Ohne mir den Schaden näher anzuschauen, überquerte ich eine der hüfthohen Mauern die die verschiedenen Beete von einander teilten und stieß dann eine der Türen in das Innere des Hauses auf. Wie ich es erwartet hatte, war niemand hier der die Türen zum Garten bewachte, warum auch, die Mauer die das Grundstück umgab war hoch genug und eigentlich hatte Familie Jung auch kaum Feinde die sich dem Haus mit bösen Absichten näherten.
Mit zielsicheren Schritten durchquerte ich mehrere, enge Flure die nicht für die Adligen gedacht waren, die Hoseok und ich früher allerdings oft genug erkundet hatten, bis ich auf die großen, mit Teppich ausgelegten, erleuchteten Flure stieß.
Ich schüttelte leicht den Kopf.
Es war tatsächlich sehr einfach gewesen jetzt hier reinzukommen. Manchmal waren Adlige echt dämlich. Doch darüber konnte ich mich auch noch später aufregen, denn jetzt war ich hier und konnte mich endlich auf das konzentrieren, warum ich eigentlich hier war.
Kurz musste ich mich orientieren, aber dann erkannte ich sofort an welcher Stelle des großen Anwesens ich mich befand, ziemlich genau vor meinem ehemaligen Zimmer und somit auch nicht weit entfernt von Hoseoks.
Tief in mir drinnen keimte das Verlangen auf einfach die Türen zu öffnen und zu schauen wie der Raum jetzt verwendet wurde oder wie Hoseok jetzt lebte, aber ich schon es beiseite. Wenn alles glatt laufen würde, würde ich zumindest das eine Zimmer noch von innen zu sehen bekommen.
Mein Weg zu den großen Räumen im vorderen Teil des Hauses kam mir erschreckend bekannt vor. Details von denen ich glaubte sie längst vergessen zu haben, brannten sich erneut in mein Gedächtnis. Ich ließ allerdings nicht zu, dass mich die Gefühle überrollten, dafür war keine Zeit und außerdem wollte ich mir meine eigentlich recht positive Stimmung nicht vermiesen.
Das fröhliche, laute Stimmengewirr und die Musik wurden von Schritt zu Schritt lauter. Kurz bevor ich breite Flügeltreppe erreichte, die eigentlich den Hausherren vorbeihalten war, damit sie majestätisch zum Ball herunterschreiten konnten, bog ich scharf rechts ab.
Ich hatte zwar eigentlich nichts dagegen jetzt hier einen spektakulären Auftritt hinzulegen und so Familie Jung, vorallem Mr Jung bloßzustellen, aber ich hielt mich zurück.
Mein Zorn würde noch etwas warten müssen, bis ich ihm gestattete überhand zu nehmen, heute Abend war nicht der passende Augenblick dafür. Ersteinmal würde ich dafür sorgen, dass mein Herz wenigstens für ein paar Augenblicke komplett werden konnte.
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BTS Christmas OS feat. precious Dongsaengs :D // now sorted & closed
FanfictionWenn im Gruppenchat Dinge entstehen... Hier eine 'kleine' Ansammlung von Weihnachts-OS, von uns und unseren hochtalentierten Dongsaengs und Freunden. Vier Weihnachten lang haben wir jedes Mal wieder kleine Kurzgeschichten gesammelt und veröffnetlich...