Hoseok
Scheiße, scheiße, scheiße.
Ich musste echt viel Glück haben wenn Jin das durchgehen ließ. Einen Kunde zu ignorieren, weil man während der Arbeitszeit getanzt hatte, auch wenn das Café noch so leer war... Mist!
„Schon eine Weile", antwortete er mir. „Aber du bist wirklich gut. Machst du das professionell?" Halleluja, immerhin war er nicht sauer. Trotzdem peinlich. „Ja, ich studiere an der Korea National University of Arts." Er sah mich überrascht an. „Da hat doch Himchan von B.A.P. studiert... und Suho aus EXO - oh mein Gott, es war mir eine Ehre Ihnen zusehen zu dürfen." Er sah aus, als ob er gleich eine Fanboyattacke erleiden würde. „Können Sie bitte aufhören mich zu siezen? Sie müssten ungefähr genauso alt sein wie ich."
„Gut, aber dann bleist du ebenfalls beim du. Und wirklich, das war eine der besten Choreos, die ich je gesehen habe." „Tanzst du?" „Ja, aber definitiv nicht auf so hohem Niveau wie du. Eher so in meiner Freizeit. Ich studieren halt Mathe und Chemie und da bleibt nicht viel Zeit."
„Mathe habe ich nie kapiert", lachte ich. „Aber das ist eine der schönen Sachen, nicht mehr zu Schule zu müssen, ich brauche es nicht mehr" „Aber Mathe macht Spaß", protestierte er.
„Wenn du das sagst... Wie heißt du eigentlich?" „Jimin", sagte der Orangehaarige. „Ich bin Hoseok." „Hoseok, der Typ, der in seiner Arbeitszeit lieber tanzt, als seine Kunden zu fragen, was sie denn gerne bestellen möchten", ärgerte er mich.
Ich schlug mir die Hand ins Gesicht. „Oh Gott, es tut mir leid. Was möchtest du denn gerne?"
„Ich wollte eigentlich nur eine Kaffee zum mitnehmen, aber ich glaube wenn ich schon mal da bin, wäre ein Stück Kuchen auch nicht schlecht."
Er setzte sich an einen Tisch in der Nähe der Theke. „Was für welchen habt ihr denn?" Ich holte das Menü und legte es ihm hin.
„Wenn du Jin, dem Koch, eine Freude machen willst, bestellst du am besten die Preiselbeertorte. Die schmeckt echt gut, auch wenn viele Menschen sie übersehen." „Dann nehme ich die und einen Cappuccino."
„Einen Moment, Jimin." Ich ging in die Küche, wo ich Jin vorfand, der gerade meinen Muffin verzierte. Den hatte ich schon wieder fast vergessen.
„Jin, ein Stück Preiselbeertorte, bitte."
„Ja, warte eben" Er arrangierte den letzten Rest an Glasierung auf meinen Muffin und wischte sich die Hände ab. „Was hast du gesagt?" „Ein Stück Prieselbeertorte zum hier essen."
„Ach? Wow. Aber gut, dass du dich jetzt um die Kunden kümmerst, anstatt sie zu ignorieren und zu tanzen." „Es tut mir leid, ich habe es echt nicht bemerkt."
„Dieses Mal macht es nicht, er bestellt ja anscheinend doch noch was aber beim nächsten Mal..." „Ja ich habe es verstanden. Kannst du ihm einfach einen richtig guten Kuchen machen?"
„Ich mache nur richtig gute Kuchen", sagte Jin und ging an den Kühlschrank um Butter zu holen.
Wieder vorne stellte ich mich an die Kaffeemaschine und bereitete den Cappuccino zu. Jimin fragte mich derweil über meine Uni aus. „Wie lange tanzt du schon und in welchem Semester bist du?"
„Ich habe angefangen, da war ich glaube ich 4, aber immer nur alleine, bis ich dann in der Mittelstufe mit ein paar Kumpel mal mehr auf die Beine gestellt habe und dann... naja, hat es sich einfach weitergeführt. Und ich bin 21. und im 5. Semester."
„Das heißt, du bist mein Hyung", strahlte er mich an. Ich hatte schon gelernt, dass Jimin sehr einfach zu begeistern war. Ich mochte ihn jetzt schon.
„Jetzt aber mal eine Sache: Warum bist du hier? Es ist Heiligabend, solltest du nicht mit deiner Familie oder deiner Freundin zuhause sitzen und Weihnachten feiern, statt hier zu sein? Verstehe mich nicht falsch, ich freue mich dass du hier bist aber..."
Ich reichte ihm seine Kaffee, den ich gerade fertig hatte. Ich nippte kurz daran und sah wieder auf. Irgendwie sah er nicht mehr so fröhlich aus.
"Das war mein Plan. Mit meiner Freundin kochen, Geschenke verteilen und Weihnachten zu feiern aber... sie hat Schluss gemacht."
„An Weihnachten?", fragte ich entgeistert. Der Arme, das hatte wirklich niemand verdient.
„Jep. Naja, besser heute als morgen, wenn sie nicht mehr mit mir zusammen sein wollte... aber das Timing ist schon echt schlecht.
Und da ich nicht alleine wieder nach Hause wollte, wo ich alles schon aufgestellt habe für uns, bin ich mir halt einen Kaffee holen gegangen und habe dich gesehen... und jetzt bin ich hier. Sitzen gelassen an Weihnachten", lächelte er halbherzig. „Oh das tut mir echt leid. Egal, wir machen dir ein schönes Weihnachten", versprach ich. „Jin? Mach noch deine Spezialkekse, wir haben hier einen ernsten Fall."
„Geht klar", schrie er zurück.
„Leute, das ist echt nicht nötig. Ich meine, ich halte dich vom Tanzen ab und von einem entspannten Arbeitstag und..."
„Pffft, nein tust du nicht. Apropos, könntest du mir mit dem Tanz vielleicht kurz helfen? Irgendwas passt da nicht."
Seine Augen wurden wieder groß. „Ich... dir helfen? Natürlich, was soll ich tun?", sagte er schnell.
„Also irgendwas stimmt nicht oder es sieht nicht gut aus oder keine Ahnung. Ich tanze dir das eben vor und du sagst mir was nicht passt?" „Alles klar." Er setzte sich an einen anderen Tisch, der näher an meiner freigeräumten Tanzfläche war.
„Soll ich den Song starten?" Der Junge dachte mit. „Ja, das wäre nett." Ich suchte den Song wieder heraus und gab Jimin mein Handy. „Auf 3. 3-2-1", zählte er und startete die Musik.
Ich begann zu tanzen immer auf Jimin fokussiert. Er schaute mir gespannt zu, zumindest am Anfang. Danach konzentrierte ich mich so sehr auf den Tanz, dass ich ihn wie vorher nicht mehr wahrnahm. Ich kam schließlich auf dem Boden sitzen zum stoppen.
Applaus ertönte von Jimin. „Das ist unglaublich. Ich weiß gar nicht, was du hast." „Meinst du das ernst?" „Und wie", nickte er. „Aber eine Sache... da wo du jetzt dieses Ding mit deinem Armen machst... ich kann es nicht beschreiben, das hier" Er stand auf und machte die Stelle fast fehlerlos nach. Ich starrte ihn an. Wie hatte er das so mühelos hingekriegt?
„Vielleicht könntest du eher so was machen" Er stellte sich mit dem Rücken zu mir hin und senkte seinen Oberkörper in meine Richtung hinab und stützte sich erst mit dem einen Arm auf den Boden und dann mit dem anderen. „Hast du dir das gerade eben ausgedacht?", wollte ich ungläubig von ihm wissen. Er lächelte verlegen. „Ähm nein. Den Schritt hatte ich schon länger im Kopf aber ich hatte nie einen Tanz, wo ich ihn hätte einbringen können. Gefällt er dir?" „Der müsste perfekt passen, danke, Jimin. Also wie war das noch mal?"
Ich brauchte ein bisschen Zeit, bis ich das mit dem nach hinten kippen hatte aber danach lief es super. Ich feilte noch ein wenig an dem Schritt und überlegte mir gemeinsam mit Jimin einen Weg ihn in die ursprüngliche Choreographie einzubringen.
Dabei fiel mir auf, wie absolut genial dieser Mann eigentlich war. „Jimin...", begann ich. „Ja? Alles gut? Du kannst das natürlich ändern, ist ja deine Prüfung und dein Tanz und so."
„Ich wollte dir nur sagen, dass du wirklich gut darin bist. Hättest du vielleicht Lust, nach diesem Tag ab und zu mal mit mir tanzen zu gehen? Und vielleicht... Naja ich darf einen Gast zu meiner Prüfung mitnehmen, aber meine Eltern könne beide nicht und da du mir echt geholfen hast...?"
„Darf ich? Lädst du mich echt ein?"
„Aber sicher. Vor allem wenn es dir so viel bedeutet. Ich kenne dich zwar erst seit heute aber du scheinst mir ein netter Kerl zu sein und tanzen kannst du definitiv echt gut."
„D-danke, Hyung. Aber bist du dir sicher, dass du mich einlädst? Ich meine es ist nur ein Platz und... ich will nicht neugierig sein, aber hast du keine Freundin?"
Ich lachte los. Es tat mir leid für Jimin, der es vermutlich nicht verstand aber irgendwie war es lustig und niedlich, dass er sich um meine nicht-existente Freundin sorgte.
„Jimin? Ich bin schwul." „Oh. Ooooh. Tut mir leid." Er sah zu Boden. „Macht doch nichts. Also nein, ich habe keine Freundin, und auch keinen Freund. Mach dir keine Gedanken, der Platz gehört jetzt dir und du nimmst ihn niemandem weg."
Jin kam aus der Küche und trug den Kuchen und einige Plätzchen, sowie zwei Muffins. Warum hatte er denn bloß solange gebraucht?
„Sorry für die Verspätung, Jungs, aber ich wollte euch nicht stören. Wie wäre es wenn wir alle drei eine Pause einlegen? Es ist schon fünf Uhr."
Wir waren beide damit einverstanden und Jimin setzte sich gemeinsam mit Jin an einen der Tische. Ich holte noch drei weitere Cappuccinos und legte die Teller aus und ließ mich ebenfalls nieder.
„Also, wie kommt es dass ihr beide heute arbeiten müsst?", wollte er wissen. „Wir haben gelost", erklärte ich.
„Und meine Mitarbeiterin ist nun mal krank geworden aber bin ich heute alleine. Mit Jin versteht sich."
„Und ich habe mich mit Jiae geeinigt, dass ich dieses Jahr sowohl Heiligabend und Silvester übernehme und dafür wann immer ich frei brauche, auch frei kriege."
Ich trank etwas Kaffee. „Fang deinen Kuchen an", forderte ich Jimin auf der immer noch nichts angerührt hatte. „und die Plätzchen auch. Geht aufs Haus heute", sagte Jin. „Alleine an Weihnachten ist echt keine schöne Sache". Er lächelte ein wenig.
„Danke. Auch wenn ich es schon fast wieder vergessen habe. Ich sollte wieder öfter tanzen, danke Hyung. Irgendwie habe ich es nicht gemerkt, aber ich habe es wirklich vermisst. Ich sollte Insook danken, dass ich wenigstens das wieder realisiert habe." „Ich bin sicher, dass sie es morgen schon bereut. Wahrscheinlich war das nur 'ne Kurzschlussreaktion von ihr und sie hatte Stress wegen der Feiertage. Ist mir mit Namjoon auch schon passiert."
Oh ja, daran konnte ich mich noch erinnern. Jin hatte sich den ganzen Tag bei mir ausgeheult, während ich seinem (zu dem Zeitpunkt Ex-) Freund Drohnachrichten geschickt hatte, denn so etwas konnte man mit einem meiner besten Freunde nicht machen.
Namjoon war dann noch am gleichen Abend bei mir vor der Tür aufgetaucht, mit Blumen und Schokolade, und hatte sich tausendfach entschuldigt.
Jimin schüttelte aber nur den Kopf. „Dann hätte sie Stress seit Oktober haben müssen. Sie hatte wohl hinter meinem Rücken etwas mit einem ihrer Mitstundenten, mit dem sie jetzt heute zu Abend isst.
Egal, ich bin froh, dass ich sie los bin. Es war eh nicht die glücklichste Beziehung... Es wird besser werden." „Da bin ich mir sicher", sagte ich und stand dann auf und umarmte ihn kurz. Ich wusste nicht ob er ein Umarmungsmensch war aber er sah traurig aus, trotz seiner optimistischen Worte.
„Danke", murmelte er, als ich mich wieder hinsetzte. „Jetzt iss deinen Kuchen, es wird besser werden damit", befahl Jin ihm. Ein richtiger Hyung eben.
Wir aßen also alle unseren Kuchen oder Muffin und unterhielten uns über unsere Arbeit und was halt so gerade aufkam. Ich musste schon sagen, dass dieser Nachmittag besser geworden war, als ich gedacht hatte.
Ich hatte meine Prüfung was fertig, ich musste nur noch üben, ich hatte, (glaubte ich) einen neuen Freund gefunden und alles in allem... ja, ich war zufrieden.
Wir verbrachten bestimmt mehrere Stunden damit über alles Mögliche zu reden. Jin verschwand nachher in die Küche, um noch ein paar Dinge zu regeln für sein Weihnachtsessen mit Namjoon, was heute wohl stattfinden würde, aber erst nach Ladenschluss, denn sie wollte hier in diesem Café feiern.
Ich zeigte Jimin noch ein paar Choreos, die ich in den letzten Jahren gemacht hatte, wie zum Beispiel von Youth. Er zeigte mir wiederum ein paar von seinen und ich konnte nichts anders als ihn schamlos anzustarren. Er machte all dies neben seinem Studium -auf Lehramt, wie ich erfahren hatte- und war fantastisch, in dem was er tat. Und nebenbei bemerkt, er sah auch echt gut aus. Wie ihm seine gefärbten Haare ins Gesicht fielen, sein Lächeln, wenn er einen schweren Schritt meisterte, einfach alles.
Hoseok... das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Es ging viel zu schnell, ich kannte ihn erst seit heute, nein, nein, nein! Außerdem war er hetero. Ich versuchte meine Gedanken zu ignorieren. Shush, weg mit euch.
Gerade tanzte er seine Choreographie von Black & White und ich musste schlucken.
Jimin, du hilftst mir ganz und gar nicht damit. Ich beschloss mich besser auf andere Gedanken zu bringen. „Jimin, könntest du mir die Choreo beibringen?" „Klar", freute er sich.
Er war ein guter Lehrer und nach etwa einer Stunde hatte ich alles im Kopf und konnte es bereits halbwegs spiegelverkehrt zu Jimins Version, so dass es wie für zwei Personen geschaffen aussah. Wir riefen Jin, damit er sich unsere kleine Vorstellung ansah und alberten die ganze Zeit herum. Ich hatte so viel Spaß an diesem Nachmittag, wie schon lange nicht mehr.
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BTS Christmas OS feat. precious Dongsaengs :D // now sorted & closed
FanfictionWenn im Gruppenchat Dinge entstehen... Hier eine 'kleine' Ansammlung von Weihnachts-OS, von uns und unseren hochtalentierten Dongsaengs und Freunden. Vier Weihnachten lang haben wir jedes Mal wieder kleine Kurzgeschichten gesammelt und veröffnetlich...